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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

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Pfuhl, Ernst: Zur Geschichte der griechischen Lampen und Laternen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0062
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52

E. Pfuhl, Zur Geschichte der griechischen Lampen und Laternen.

ZUR GESCHICHTE DER GRIECHISCHEN LAMPEN UND
LATERNEN.
Burrows und Ure haben soeben mit vorbildlicher Sorgfalt und Umsicht ver-
sucht, die alte Frage nach der Bestimmung des mißbräuchlich Kothon genannten
Gefäßes ihrer Lösung näherzubringen I). Wenn ich auf der von ihnen geschaffenen
Grundlage sogleich weiterbaue, so geschieht das nicht, um ihnen vorzugreifen, sondern
weil selbst ihrer Gründlichkeit eine wichtige Fundbeobachtung entgangen ist, und
zwar gerade die meines Wissens einzige, aus welcher die Benutzung des Gefäßes völlig
sicher hervorgeht. Beim Aphaiatempel von Ägina sind einige Farbnäpfe, wie sie
die Bauarbeiter brauchten, mit reichlichen Resten roter Farbe darin gefunden worden.
Zwei stammen vom Bau des jüngeren Tempels, ein grober Steintopf und eine schön
gefirnißte attische Schale 2). Eine dritte Scherbe, der auch in der Zerstörung noch
eine dicke Schicht roter Farbe innen anhaftet, wird von Thiersch ohne Fundangabe
genannt: sie stammt von einem korinthischen ‘Kothon’ 3). Ich habe auf die Be-
deutung dieses Fundes alsbald kurz hingewiesen 4). Einerlei ob das Gefäß beim
Bau des älteren Tempels oder wie immer verwendet worden ist: seine Benutzung
als Farbentopf ist zweifellos. Da es sich nun von selbst versteht, daß nicht alle
Gefäße dieser Gattung Farbnäpfe waren — für solche, die mit der Frage nicht ver-
traut sind, wird der Hinweis auf die eleganten Exemplare in den Händen attischer
Frauen genügen — so haben wir hier den zwingenden Beweis für die Annahme
der englischen Gelehrten, daß auch dieses eigentümliche Gerät zu verschiedenen
Zwecken benutzt wurde — genau so, wie jene attischen Schalen.
Es fragt sich nun, zu welchem Zweck es erfunden worden ist. Die allgemeinste
Antwort darauf hat Pernice gegeben 5): es steht zu Trinkgefäßen, wie der echte
Kothon, im größten Gegensatz, denn der nach innen gebogene Rand hält den Inhalt
zurück und erschwert das vollständige Ausschütten selbst von Flüssigkeiten ungemein.
Da Flüssigkeiten dem Verschütten viel mehr ausgesetzt sind als feste Körper selbst
in Pulverform, so liegt die Annahme nahe, der ‘Kothon’ sei erdacht worden als
Behälter für Flüssigkeiten, die in seinem Innern verbraucht werden sollten; ferner
muß das Gefäß im Gebrauch viel umhergetragen worden sein, denn sonst wäre der
schützende Rand, der ein völliges Entleeren und Reinigen erschwert, unnötig ge-
wesen. Auf letztere Schwierigkeit ist wohl die gelegentliche Anbringung von kleinen
Tüllen zurückzuführen 6). In jedem Fall beweist die Tülle, daß die damit versehenen
Gefäße eine Flüssigkeit aufnehmen sollten.
Pernice zieht auf Grund seines weniger vollständigen Materials einen anderen
Schluß, auf welchen ihn ein bronzenes Exemplar mit eiserner Unterhälfte führte:
er hält sämtliche Gefäße mit dem Merkmal des ‘Kothon’, dem nach innen gebogenen

Journal of hell. stud. 31, 1911, 72 ff.
2) Furtwängler, Ägina, Das Heiligtum d. Aphaia 494.
3) a. a. 0. 453 Nr. 225. Typus wie Jahrbuch 14,
1899, 62 Abb. 5.

4) Gött. gel. Anz. 1907, 694.
5) Jahrbuch 14, 1899, 60 ff.
6) Έφημερις άρχ. 1899, 334. Journal of hell. stud.
31, 1911, 83, vgl. 96.
 
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