Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

DOI Artikel:
Malten, Ludolf: Hephaistos
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0250
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
L. Malten, Hephaistos.

HEPHAISTOS.
Die bisher unerreichte Darstellung vom Ursprung und Wesen des Hephaistos hat
U. v. Wilamowitz im Jahre 1895 gegeben1). Vieles, wie vor allem die glänzende Rekon-
struktion des homerischen Hephaistoshymnos, ist seitdem fester Besitz der Wissenschaft
geworden, anderes, den Weg in die Zukunft deutend, erwartete seine Bestätigung von
künftiger Forschung. Die Alternative »Karer oder Grieche« wurde mit sicherer Hand
aufgestellt; wenn sie auf schmaler Scheide zugunsten des Griechen entschieden wurde,
wenn Lemnos zu gering eingeschätzt ward, Kleinasien von der Untersuchung aus-
geschlossen blieb, so entsprach das dem damaligen Stande unseres Wissens, dem zumal
die umfänglichen Münzkataloge unserer Tage noch nicht zur Verfügung standen. Die
vorliegenden Untersuchungen, die für den Hephaistosartikel in Pauly-Wissowas Real-
enzyklopädie begonnen wurden 2), gingen von Wilamowitz aus und sind mit seinen
Darlegungen in ständiger Relation geblieben, anfangs ohne viel Illusionen, über ihn
hinauszukommen,· erst'allmählich, als unter den Händen das Material wuchs, Münzen
und Inschriften eine Fülle des Neuen brachten, eröffneten sich Perspektiven, die der
früheren Forschung notwendigerweise hatten verschlossen bleiben müssen: der ge-
ringen Zahl der Hephaistoszeugnisse auf griechischem Boden trat in Kleinasien,
vor allem im lykisch-karischen Kreise, eine erdrückende Fülle guten und boden-
ständigen Materials gegenüber, das zunächst rein statistisch in diese Gegenden als
die Ursprungsstätten des Gottes wies. Verschob sich so der geographische Horizont,
so ergab die spezifische Art des lykischen und lemnischen Hephaistoskultes an
Erdfeuern, die dort der Erde entloderten, zusammengehalten mit den Er-
stellungen, die die Hellenen von alters her von der Feuernatur des Gottes hatten,
auch für das Wesen des Gottes neue Grundvoraussetzungen; was Wilamowitz
entschieden verworfen hatte, ist wieder zum Eckstein geworden: am Element hängt
der Ursprung des Gottes.
Stücke des Weges sind auch andere gegangen. Für Lemnos sind mir
C. Fredrichs Untersuchungen von großem Werte gewesen 3); seine Darlegungen,
die den Gott mit dem Erdfeuer des Mosychlos in Verbindung brachten, ent-
halten die unausgesprochene Folgerung, daß der lemnische Hephaistos vor-
griechisch sei; auf meine briefliche Anfrage hat Fredrich dies auch ausdrücklich
als seine Meinung bestätigt. Um Lemnos und um des fremdartigen Namens
Hephaistos tvillen ist neuerdings auch Wilamowitz von seiner ursprünglichen These
vom Griechen Hephaistos abgekommen; ich erfuhr dies, als ich meinem verehrten
Lehrer von meinem kleinasiatischen Material und den daraus sich ergebenden Schlüssen
sprach, und mache mit Wilamowitz’ Einwilligung von seiner veränderten Auffassung
Mitteilung. Während der Ausarbeitung wurde mir E. Sittigs ausgezeichnete Disser-
tation 4) bekannt; hier waren die theophoren Fiephaistosnamen gesammelt und auf
Grund allein dieses Materials der Schluß gezogen, daß der Gott von Kleinasien seinen
Σ) Nachr. Gotting. Gesellsch. der Wissensch. 1895, 3) Athen. Mitt. XXXI 1906, 60 ff., 241 ff., I. Gr.
217 ff. XII 8 Testim. S. 2.
2) P. W. VIII 311 ff. 4) de Graecor. nomin. theophor. Halle 1911, 96 ff.
 
Annotationen