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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

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Frickenhaus, August: Das athenische Lenaion
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Preyss, Adolf: Athena Hope und Pallas Albani-"Farnese"
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https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0099
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88

A. Preyß, Athena Hope und Pallas Albani-»Farnese«.


Keramos ist ein Sohn des Dionysos (Paus. I 3, l). Dann siedelten sich später in
dieser Gegend, vor oder in der Stadt, die dionysischen Techniten an; innerhalb des
Tors entstand ein Bezirk des Melpomenes und ihm nahe u. a. eine Statue des Pegasos,
der den Eleuthereus gebracht hatte (vgl. zu allem Judeich, Topogr. 324). Den
Ausgangspunkt aber für diese Entwicklung des Kerameikos dürfen wir in dem Lenaion
vermuten.
Zum Schluß möchten wir die Hoffnung aussprechen, daß vor dem Dipylon
noch einmal eine größere Grabung stattfinde. Allerdings hindert die moderne Be-
bauung gerade dort, wo wir das Lenaion vermuten, vorläufig eine ausgedehnte Frei-
legung; aber die andere Straßenseite, wo bereits eine schöne Bezirksmauer zutage
kam, liegt unbebaut offen, und auch sie birgt möglicherweise das gesuchte Heiligtum
(vgl. S. 87 Anm. 3). Sollte es gefunden werden, so stehen reiche Ergebnisse in Aus-
sicht: viele Weihgeschenke und Inschriften, ein altertümlicher Tempel, seine έσχάρα,
das ληναϊκόν θέατρον. Nur durch neues Material werden wir Klarheit über das Wesen
der Lenäen erhalten. Sind sie wirklich das Fest der λήναι, das Zentrum des orgiasti-
schen Frauenkults *), so würde die Ausgrabung des Bezirks einen außerordentlichen
Gewinn für die Kunst- und Religionsgeschichte bringen können.
Berlin. August Frickenhaus.

ATHENA HOPE UND PALLAS ALBANI-»FARNESE«.

Mit Tafel IX—XI und Beilage 2—4.

Zwei Schwesterstatuen, eng verwandt und doch so deutlich unterschieden, daß
ihr Verhältnis zueinander von den erfahrensten Kennern der Antike wechselnd ge-
deutet wurde und noch heute Rätsel aufgibt. Zwei Meisterleistungen alter Kunst
aus der ersten Glanzzeit griechischer Plastik; beide, selbst nur als Kopien betrach-
tet, bedeutend, jede für sich aber von einem Gefolge meist geringerer Nachbildun-
gen begleitet und umgeben. Sind es zwei Edelsteine verschiedenen Ursprunges?
Oder nur zweierlei Fassungen, besondere Facettierungen eines Juwels aus der
reich geschmückten Krone jener großen Kunst?
Beide Werke wurden im achtzehnten Jahrhundert (1743 und 1797) nicht weit
von Rom gefunden, schon damals hochgeschätzt, bewundert und gebührend ge-
feiert. Seitdem blieb die eine Statue lange Zeit in einem landschaftlich schönen,
aber selten besuchten Winkel Englands verborgen und war stets nur wenigen aus
eigener Anschauung bekannt; die andere galt bis heute, etwa ein Jahrhundert lang,

Den Lenäen weise ich Marmorwerke wie die von
Winter im 50. Berliner Winckelmanns-Programm
behandelte esquilinische Basis und die vielen
attischen Vasen mit Darstellungen des περικιόνιος

zu; den Beweis denke ich bald ausführlich zu
geben (vgl. Tiryns I 39 Anm. 1; Arch. Anz.
1912, 56).
 
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