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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

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Malten, Ludolf: Hephaistos
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https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0251
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L. Malten, Hephaistos.

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Ausgang genommen. Schließlich teilte mir E. Kaiinka mit, als ich ihn um unpubli-
ziertes lykisches Material bat, er sehe meiner Arbeit »mit um so größerer Spannung
entgegen, als sie sich mit Gedanken begegnet, die auch mir bei Durcharbeitung
der lykischen Inschriften gekommen sind«1). Es hat darnach den Anschein, als ob
hier ein Problem spruchreif sei; ich gebe zunächst eine auf Münzen, Inschriften,
Zeugnisse antiker Schriftsteller und moderner Reisenden gebaute Übersicht von
der örtlichen Verbreitung des Gottes, um auf diesem Fundament die inhaltlichen
Folgerungen für Ursprung und Wesen des Gottes zu entwickeln.
Die ältesten Erwähnungen des Hephaistos, die das griechische Epos uns liefert,
lokalisieren den Gott auf ungriechischem Boden. In einer der ältesten Partien der
Ilias, dem Anfang des E (9 f.), wird auf seifen der Troer ein Hephaistospriester genannt,
mit dem ungriechischen, wohl phrygischen 2 3 * *) Namen Dares; seine Existenz zeugt
für Hephaistoskult auf troischem Boden. Das A (586 ff.) erzählt von dem
Gotte, er sei auf Lemnos niedergefallen, wo die Sintier ihn aufnahmen; der
Dichter weiß also, daß der Gott in vorgriechischer Zeit bei einer ungriechischen
Bevölkerung dort Verehrung genoß; nach 0 284 ist ihm Lemnos γαιάων πολύ
φιλτα'τη. Diese Zeugnisse lehren, daß mindestens im 9. oder 8. Jahrhundert Hephaistos
auf kleinasiatischem Boden und dem gegenüberliegenden Lemnos bekannt war
und daß die Griechen ihn nicht als den ihren betrachteten. Die eine der beiden
lemnischen Städte, die älter ist als die Besetzung der Insel durch Miltiades 3), trug
nach dem Gotte den Namen Hephaistia; unweit der Stadt loderte in alter Zeit auf
der Höhe eines Berges, der den ungriechischen Namen Mosychlos führt, ein Erd-
feuer4), dessen Flamme, das παγκρατές σέλας, Sophokles ein »Erzeugnis des He-
phaistos«, ήφαιστότευκτον5), nennt; ähnlich sagt Antimachos in der Thebais 6), wohl
vom funkelnden Blick, er sei
'Ηφαίστου φλογι είκελον, ήν ρα τιτύσκει
δαίμων ακροτάτης δρεος κορυφήσι Μοσύχλου.
Oben am Feuer hat der Gott seine Esse 7), am Fuße des Berges stand sein
Tempel:

9 Auch Gruppe, Griech. Myth. 13050., leitet den
Hephaistos aus Vord rasienher, jedoch wesentlich
wegen einer angeblichen Identität mit Typhon;
darüber P. W. VIII 360.
9 Kretschmer, Einleit, in die griech. Sprache 184.
3) Fredrich, Athen. Mitt. XXXI 1906, 248.
9 Heraklit. Allegor. Homer, c. 26 ένταΰθα γάρ
άνίενται έγγενοΰς πυρός αύτόματοι φλόγες,
Eustath. Ilias 157, 37 ότι πυρ καί έκεϊ γήθεν
άνεδίδοτό ποτέ αυτόματον. Eustathius be-
gründet die Angabe des Epos, daß Hephaistos
auf Lemnos niedergestürzt sei, mit der Existenz
des dortigen Erdfeuers. Die antiken Nach-
γαρ αν&ος παντέχνου

richten über die Art des Feuers, das nichts
mit einem Vulkan gemein hat, sind durch die
moderne Forschung bestätigt worden (Neumann-
Partsch, Physikal. Geograph, von Griechenl. 377.
Fredrich a. a. 0. 254).
9 Philokt. 986 f.
6) Schol. Nikand. Ther. 472.
7) Aeschyl. Προμηθ. λυόμ. N.2 193, Cicero de nat.
deor. III 55, Valer. Flacc. Argon. II 88 ff., Schol.
Ξ 231. Daß Prometheus sein Feuer aus der Werk-
statt des Hephaistos entwendet, weiß auch Plato
Protag. 321 C, Lukian Prometh. 5. Bei Äschyl.
Prometh. 5 sagt Kratos zu Hephaistos τό σόν
πυρός σέλας κλέψας.
 
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