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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 27.1912

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Frickenhaus, August: Das athenische Lenaion
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https://doi.org/10.11588/diglit.44287#0092
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A. Frickenhaus, Das athenische Lenaion.

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einstige von 469 scheidet das είσάγειν deutlich von πέμπειν τοΐς Διονυσίοις τήι
πομπήι. Ferner müßte es mindestens συνεισάγειν statt εισάγειν heißen, da die
Epheben nur ein ganz unbedeutender Bestandteil der Prozession sind, und endlich
passen die Fackeln (μετά φωτός) nicht zu einem Zuge, der nachweislich (Pfuhl,
de pompis 75) bei Tage stattfand. Einen Ausweg aus diesen Schwierigkeiten hat
Pfuhl (76) zu finden geglaubt. Er scheidet folgende drei Handlungen: 1. Transport
des Eleuthereus vor die Stadt, 2. εισαγωγή des Eleuthereus durch die Epheben am
Abend, 3. πομπή am folgenden Morgen. Aber auch diese Ordnung ist aus mehreren
Gründen abzulehnen. Unwahrscheinlich ist schon die Annahme zweier Züge (εισαγωγή
und πομπή) nach dem gleichen Ziele, und wer wird auch glauben, daß die Einführung
des Gottes, auf die doch alles ankommt und die allein auch die έςαγωγή veranlaßt
hat, im Dunkeln erfolgen konnte? Doch abgesehen von solchen inneren Unwahr-
scheinlichkeiten bleiben noch sprachliche Bedenken. Erstens stehen in 471 (vgl.
auch die sichere Ergänzung von 469) die Worte τοΐς Διονυσίοις noch nicht bei der
εισαγωγή, sondern erst bei der πομπή, während doch nach Philostrat (vit. soph. II
I,3p. 57 Kayser) schon die έςαγωγή an den Διονυσία stattfand (οπότε δε ήκοι Διονύσια
και κατίοι ές Ακαδημίαν τδ τού Διονύσου έδος); d. h. wenn Pfuhl recht hätte, müßte
471 lauten: είσήγαγον τοΐς Διονυσίοις τον Διόνυσον. . . . και επεμψαν ταύρον τήι πομπήι.
Ferner ist bei Pfuhls Hypothese der Aorist θύσαντες in 470 (είσήγαγον τον Διόνυσον
άπδ τής έσ/άρας θύσαντες τώι θεώι και ανέβηκαν φιάλην) nicht zu erklären. Denn wenn
der Eleuthereus in sein Heiligtum einziehen würde, müßte er sein Opfer nach der
Ankunft, d. h. an seinem Altäre, erhalten; man beachte die andere Ausdrucksweise
in 467, 469, 471, wo das Opfer richtig auf die πομπή folgt. Zuletzt dürfen wir
noch daran erinnern, daß wir oben (S. 71) die Anwesenheit des Έλευθερεύς in der
πομπή erschlossen und auf den Vasen dargestellt fanden, was wieder bei Pfuhls Hypo-
these ausgeschlossen wäre.
So bleibt nur eins übrig: die εισαγωγή ist vollkommen von den großen Dionysien
zu trennen. Allerdings scheint der weitere Zusammenhang in 471 das zunächst zu
widerraten; denn während dort die übrigen Leistungen der Epheben stets mit δέ
voneinander unterschieden werden, ist zwischen εισαγωγή und πομπή durch καί eine
enge Verbindung hergestellt. Aber ein Blick in 467 zerstört dies Argument, denn
hier sind die Πειραΐα und Διονύσια durch ein τε ganz nahe verbunden, während
die andern Partien stärker abgesetzt sind; offenbar führte der gemeinsame diony-
sische Charakter die engere Vereinigung herbei. Noch ein weiterer Grund gegen die
völlige kalendarische Trennung der εισαγωγή von den Διονύσια scheint in dem
Fehlen einer Festesangabe bei der ersteren zu bestehen; aber diesen Einwand be-
seitigt die Inschrift 470, deren antiker Leser sicherlich aus den Worten selbst alles
Weitere ersehen mußte, und so kann auch die εισαγωγή von 469 und 471 ein eigenes
Fest bezeichnen. Denn die Möglichkeit des Verständnisses gewährte dem Athener
das Wort έσ/άρα: zufällig wissen wir aus Alkiphron (II 3, 16 p. 146 Schepers), daß
es in Athen τον έπ" έσ/άρας Διόνυσον gab , und dieser ist in unsern Texten offenbar
gemeint; in ausführlicher Fassung würden die Worte etwa so lauten: είσήγαγον
τον (έπι τής έσ/άρας) Διόνυσον άπδ τής έσ/άρας εις τδ ιΐέατρον μετά φωτός.
 
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