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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Schröder, Bruno: Die polygnotische Malerei und die Parthenon-Giebel
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0110
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B. Schröder, Die Polygnotische Malerei und die Parthenongiebel.

aber auch der Gedanke an Bronze nicht ganz von der Hand gewiesen
(S. 183, 185). Die breiten Falten des Peplos und Mantels sind in einem typi-
schen Stil der Zeit gehalten, der für Bronze, Marmor und goldelfenbeinerne Statuen
angewandt wird. Diese Falten weisen auf kein bestimmtes Material, können aber
in Holz mit Goldbeschlag gedacht werden. Der Chiton jedoch (Abb. I auf der Beilage),
der am rechten Bein der Göttin sicht-


Abb. 2. Amazone in Berlin (Teilaufnahme).

Solche breiten, welligen Linien

bar wird, zeigt bestimmte technische
Merkmale. Die hier geübte Chiton-
behandlung ist weit entfernt von der
älteren, gleichmäßig für verschiede-
nes Material verwandten Gewohn-
heit, das Linnengewebe durch viele,
mit der Zeit immer enger gezogene,
gewellte Linien anzudeuten T). Noch
weniger ist der Chiton »durchmo-
delliert mit allen den Kunstgriffen,
die wir bei den Xanthischen Nereiden
zum ersten Male antrafen und die
hier nur verfeinerter und natürlicher
zur Geltung kamen« (Bulle, Schöne
Mensch 2 267). Kaum ist ein stärke-
rer Gegensatz denkbar als die aus
linearer Zeichnung abgeleitete Xan-
thische Gewandbehandlung (Arch.
Jahrb. XXIX 1914, 123 ff.). Mit
Recht haben vielmehr Furtwängler
und andere Forscher den Chiton des
Torso Medici mit dem der Amazonen-
statuen verglichen, denn dies ist
deutlich der Stil, der sich aus
der Technik des Modellierens
in weichem Stoff, Wachs, Ton
oder Stuck ergibt.
wie am Unterschenkel der Athena

entstehen bei einer originalen Schöpfung nur durch den Strich mit der breiten
Schneide des spachtelförmigen Modellierholzes oder -eisens. Wir sehen dieselben
Formen an der kapitolinischen (Abb. 2) und Berliner Amazonenstatue, die ja sicher

*) In Malerei massenhaft, z. B. Gerhard, A. V.
224/5. In Bronze: z. B. Kanephore in Berlin.
A. Ztg. 1880, 27, Taf. VI. In Marmor z. B.
Knidierfries, Harpyienrelief, Artemis aus Pom-
peji, Wiener Amazone, Leukothearelief, Chariten-
reliefs, Olympia-Westgiebel, Ludovisischer Thron,

Vatikanische Tänzerin. Weiterentwicklung in
Verbindung mit stärkerer Stofflichkeit: Relief,
Schöne, Griech. Reliefs XIX, 83. Berliner Grab-
flgur Inv. 1464; Arch. Anz. 1903, 32. Kurz-
gewandete Amazone, Atalante oder Tänzerin,
E. V. 2074.
 
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