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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Thiersch, Hermann: Griechische Leuchtfeuer
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0251
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GRIECHISCHE LEUCHTFEUER.

I. Moderne Zweifel.
Die Techniker haben sich von jeher für die antiken Leuchttürme stärker inter-
essiert als die Altertumsforscher selbst. Das liegt in der Natur der Sache und hat
sich auch nach dem Erscheinen meines Buches über den Pharos von Alexandria (1909)
nicht geändert. Das postume Werk L. A. Veitmeyers (f 1899), eines der besten
Kenner des gesamten modernen Leuchtfeuerwesens, der ein halbes Jahrhundert lang
als kgl. preußischer Baurat an hervorragender Stelle bei dem Ausbau der
deutschen Seefeuer selbst tätig gewesen ist, habe ich damals schon berücksichtigen
können1). Seither hat ein in nautischen Problemen und Wasserbaufragen jeder
Art besonders erfahrener Ingenieur, Max Buchwald in Hamburg, einige Aufsätze
veröffentlicht, welche seine 1905 und 1907 im »Prometheus« erschienenen Artikel
»Die Leuchtfeuer des Altertums« und »Die Leuchtfeuer des Mittelalters und der
Neuzeit« ergänzen; nämlich: »Geschichtliches über die Leuchtapparate der Küsten-

*) Leuchtfeuer und Leuchtapparate. München-
Leipzig 1900. Es ersetzt bei uns teilweise das
in jeder technischen Beziehung mustergültige
französische Werk von Allard, Les Phares.
Histoire, construction, eclairage. Paris 1889.
540 pp. 226 Figg. 36 pl. Großoktav.
Das Werk ist in Deutschland sehr selten; ich
konnte nur aus der Bibliothek des kais. Patent-
amtes in Berlin ein Exemplar einsehen. Es ent-
hält die abschließende Zusammenfassung dessen,
was Allard, der offizielle Spezialist im französi-
schen Leuchtturmwesen (Inspecteur general des
Ponts et Chaussees en retraite, ancien Directeur
du Service central des Phares), in verschiedenen
Einzelschriften über diesen Gegenstand vorher
schon veröffentlicht hatte. Der weitaus größte
Teil des Werkes ist natürlich dem modernen und
französischen Leuchtturmwesen gewidmet, wie
denn tatsächlich Frankreich auf diesem Gebiete
imip. Jahrh. ganz besondereVerdienste zukommen.
Doch werden im ersten Teil der Einleitung
(Histoire des Phares) auch Altertum und Mittel-
alter besprochen und illustriert, und zwar mit
sehr besonnener Kritik und selbständigem Urteil
(p. 3—50 mit Fig. 1—39). Nach einer ausführ-
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXX.

liehen Besprechung des alexandrinischen Leucht-
turms ordnet Allard die übrigen ihm bekannten
Leuchttürme der Antike (26 im ganzen) zu geo-
graphischen Gruppen in sorgfältigen Unter-
suchungen zusammen (Bosporus und Hellespont
— Italien — Südfrankreich — Spanien — Ärmel-
kanal). Auch eine Übersichtskarte p. 35 Fig. 33
faßt das Ergebnis zusammen.
Das ältere Werk des französischen Ingenieurs
Alfred Leger, Les travaux publics, les mines
et la metallurgie aux temps des Romains (Paris
1875), eine übersichtliche Zusammenstellung der
antiken Ingenieurarbeiten, läßt wie der Unter-
titel (La Tradition Romaine jusqu’ä nos jours)
schon hervorhebt, das Griechische ganz gegen
Rom zurücktreten. Für das Kapitel »Phares«
(p. 499—518) ist die archäologische Grundlage
noch durchaus Montfaucon (Supplement au livre
de l’Antiquite expliquee, tome IV, p. 119—143
mit pl. 49—52 [Paris 1724]), auf dem überhaupt
alle neueren Bearbeitungen des Themas mehr oder
weniger fußen. Die Abbildungen im »Atlas« bei
Leger (pl. 8) sind fast nur kümmerliche Ver-
kleinerungen der Figuren bei Montfaucon und
somit gänzlich veraltet.
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