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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Noack, Ferdinand: Amazonenstudien
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Thiersch, Hermann: Eros von Motye
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0211
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H. Thiersch, Eros von Motye.

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zu allem stehen, was wir von dem einfacheren Rhythmus phidiasischer Standfiguren
zuverlässig wissen. Und wenn ihr Gewandstil in manchen der oben geschilderten Züge
die Verwandtschaft mit Parthenongewändern nicht verleugnet, so könnte ich daraus
trotz der verschiedenen Untersuchungen der letzten Jahre *) auch keinen Anspruch
für Phidias herleiten. Es ist eine ernste, kraftvolle Art, die. hier attische Gewand-
kunst etwa auf der Stufe zwischen 440 und 430 (vielleicht auch noch ein wenig weiter)
meistert. Zeitlich würde dazu das Wenige passen, was wir von der Tätigkeit des
Kresilas in Athen wissen (vgl. Furtwängler, M.-W. 268), und auch seiner künstlerischen
Art würde gerade diese Amazone stehen. Die Hermolykosbasis auf der Burg lehrt
uns ebenso wie der vulneratus deficiens, den wir nicht gezwungen sind, mit dem
Hermolykosvotiv zu verbinden2), daß sich der Künstler mit dem Standproblem des
schwerverwundeten Kriegers mehr als einmal beschäftigt hat. Wenn er in seiner —
der matteischen -— Amazone diese rhythmischen Probleme aufs neue anfaßte und,
wie wir sahen, zu kühner Lösung brachte, so wäre es nichts anderes, als wie wenn
Myron immer wieder mit den Problemen raschest vorübergehender Bewegungen
rang, Polyklet sich mit seinen im Verhältnis viel gleichförmigeren Standmotiven
dauernd beschäftigt hat.
Aber die Verbindung dieses Meisters mit der matteischen Amazone wird einst-
weilen ebenso eine Vermutung bleiben müssen wie auch die andere, die das Vorbild
des ephesischen Reliefs an Strongylions Namen zu knüpfen sucht. Zu größerer
Sicherheit können wir heute nicht kommen. Aber lösen müssen wir ebenso den
Berliner Typus von dem Namen Polyklets wie den matteischen von dem des
Phidias. Ein sicherer Ersatz läßt sich, in der kapitolinischen Amazone, nur für
Polyklet gewinnen. Die Amazone, des Phidias bleibt verschollen 3).
Tübingen. Ferdinand Noack.

EROS VON MOTYE.

Mit einer Beilage.

Das hier zum erstenmal abgebildete Terrakottaköpfchen (Beilage und Abb. 4),
jetzt im Besitze Seiner Exzellenz des Herrn Geh. Rat Professor Dr. Richard Krauel
zu Freiburg i. Br., stammt aus dem Nachlasse Adolf Holms, in dessen Antiken-
schrank es das wertvollste Stück gewesen zu sein scheint. Gefunden wurde es
1871 bei einem gemeinsamen Besuch der beiden Herren auf der kleinen Insel
S. Panteleo an der äußersten Westküste Siziliens. Das Köpfchen hatte an der
Oberfläche des Bodens gelegen; durch die in der Sonne blinkenden Reste der Ver-

*) S. zuletzt B. Schröder oben S. 98 f.
J) Loewy, Inschr. 46, Furtwängler, M.-W. 280,
Reinach Gaz. d. b. arts a. a. 0. Der zurückgesetzte
Fuß stand auf der Basis nur mit dem Ballen auf.
überboten.

3) [Die S. 165 gegen die Statuette von Bavai ge-
äußerten Bedenken sind, wie ich eben erst nach
beendetem Druck sehe, durch Sauers Angriff gegen
ihre Echtheit N. Jahrbb. f. d. kl. Alt. 1915 bereits
Korrekturnote.]

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIX.

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