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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Robert, Carl: Ein Vergessener
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Mueller, Kurt: Frühmykenische Reliefs aus Kreta und vom griechischen Festland
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0280
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K. Müller, Frühmykenische Reliefs.

berühmten Amphorenmalers Euthymides, zu halten, der sich in seinen Signaturen
Εύ&υμιδης ό Πολλιου nennt. Diesen Schluß habe ich vor acht Jahren in Pauly-
Wissowas Realenzyklopädie VI Sp. 1512 unter Euthymides gezogen. Es ist also
das umgekehrte Verhältnis wie bei Antenor, der der Sohn des Malers Eumares ist
und der, wie Pollias für Kriton, für den Töpfer Nearchos arbeitet. Aber bei Ab-
fassung jenes Artikels habe ich an den Pollis des Vitruv und des Plinius nicht gedacht
und möchte hier das damals Versäumte nachholen; denn da Πόλλις und Πολλίας
nur verschiedene Kurzformen eines Vollnamens sind, dessen erster Komponent Πολύ
ist, kann an der Identität nicht gezweifelt werden. Ein Bildhauer aber, der schon vor
Polyklet eine Schrift περί συμμετρίας verfaßt hat, von dernoch Vitruv—wenn auch wohl
nur aus einem Zitat, sei es des Polyklet, sei es eines andern dieseMaterie behandelnden
Schriftstellers, wie Euphranor oder Melanthios — Kunde hat, und der zugleich einen
Euthymides zum Sohn hat, kann kein unbedeutender Künstler gewesen sein. Gern
möchte man von diesem älteren Zeitgenossen des Antenor ein Bild gewinnen, und
daß unter den gefundenen Koren sich eine zu einer der Basen gehörige oder gar alle
beide befinden, ist wahrscheinlicher als das Gegenteil. Aber seit die Basen in das
Nationalmuseum hinabgewandert sind, während die Koren ihren Wohnsitz auf der
Akropolis behalten haben, sind Zusammensetzungen, wie sie Studniczka mit der
Kore des Antenor und Winter mit dem Euthydikos-Mädchengelungen sind, sehr
erschwert. Vielleicht kann aber die außerordentlich charakteristische Gewand -
behandlung des Euthymides, die sich ähnlich doch wohl bei seinem Vater finden
wird, ein Fingerzeig werden. Doch eine solche Untersuchung ist nur in Athen selbst
auszuführen.
Halle (Saale). C. Robert.

FRÜHMYKENISCHE RELIEFS
AUS KRETA UND VOM GRIECHISCHEN FESTLAND.
Mit Tafel 9 —12.
Die Kunde von der ‘mykenischen’ Kultur, die uns Heinrich Schliemanns Aus-
grabungen zuerst erschlossen haben, ist durch nichts so gefördert Avorden, wie durch
die Erforschung der älteren Schichten Kretas. Seit hier der Spaten angesetzt wurde,
treten immer und immer wieder neue und überraschende Denkmäler ans Licht. Ihre
Fülle ist so groß, daß die Veröffentlichung mit den Grabungen nicht Schritt halten
kann. So besitzen wir über weitaus das Meiste nur vorläufige Berichte, und wir wissen
ihren Verfassern Dank, wenn sie die Objekte in Zusammenhang zu bringen bemüht
sind. Nur vereinzelt ist die Bearbeitung von Denkmälergruppen unternommen
worden. Davon hat nicht nur das rasche Anwachsen des Materials abgeschreckt,
das jeden Tag neue grundlegende Aufschlüsse bringen kann, sondern auch die große
Menge von noch nicht oder nicht ausreichend publizierten Funden, die nur der einiger-
T) Eine vortrefflich ausgefallene Wiederherstellung im Gips hat Studniczka als Festgabe zum Winckel-
mannsfest 1914 versandt.
 
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