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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Mueller, Kurt: Frühmykenische Reliefs aus Kreta und vom griechischen Festland
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0281
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K. Müller, Frühmykenische Reliefs.

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maßen zu kennen vermag, der das Glück gehabt hat, Von der Liberalität der Museums-
direktoren in Athen und in Candia weitgehenden Gebrauch machen zu können. Doch
hat das Gebiet der Architektur, bei dem die Verhältnisse relativ einfach liegen, zu-
sammenfassende Bearbeitungen erfahren, ebenso die Keramik, wenn auch das über-
reiche und nur an Ort und Stelle zu übersehende Material besondere Schwierigkeiten
bereitet. Unsere Kenntnis der Gemmen und Siegel hat sich seit Furtwänglers Behand-
lung dieses Gebietes so bereichert, daß eine neue Bearbeitung nötig ist, für die wenig-
stens die Grundlinien bereits gezogen sind. Daß die Entwicklung der Wandmalerei
in ihren Hauptzügen bekannt ist, danken wir den neuen Funden von Tiryns und den
daran anknüpfenden umsichtigen Untersuchungen.
Die folgende Abhandlung soll nun den Reliefs gewidmet sein und versuchen,
unter ihnen Gruppen zu scheiden und diese in Beziehung zueinander zu setzen. Bei
dem Stande unseres Wissens ist freilich eben nur ein Versuch möglich, aber ein solcher
ist wünschenswert, weil uns der Zufall eine Reihe hervorragender Werke gerade
dieses Kunstzweigs geschenkt hat und diese, wenn auch noch nicht alle in guter
Publikation, so doch in Gipsabgüssen und anderen Nachbildungen verbreitet sind.
Freilich ist auch hier eine Einschränkung nach zwei Richtungen nötig. Erstens
lassen sich die reinornamentalen Reliefs nur im Zusammenhang mit der übrigen
mykenischen Ornamentik behandeln, und zweitens hat eines der wichtigsten Fund-
gebiete, Kreta, uns bisher so wenig Reliefs aus der langen Zeit nach der großen Blüte
geschenkt, daß eine Behandlung des reichen festländischen Materials aus dieser
Periode der späteren Entwicklung auf sich selbst beschränkt bleiben müßte, zumal
von der doch ziemlich isoliert stehenden kyprisch-mykenischen Kunst gerade für sie
vorläufig wenig Aufklärung zu erhoffen ist.
Auch für diese beschränkte Zeit bieten sich Schwierigkeiten, die zum großen
Teile darin begründet sind, daß wir die Blütezeit der mykenischen Kunst in Kreta
fast nur aus Palästen und anderen Wohnschichten kennen, auf dem Festlandc aber
dieselbe Periode ganz vorwiegend durch ungewöhnlich reiche Grabfunde vertreten
ist. Daher überwiegt hier bei weitem das Edelmetall, während dort fast ausschließ-
lich Reliefs aus anderem Material gefunden sind, die, einmal beschädigt, der Vernich-
tung preisgegeben wurden. Aus dieser Verschiedenheit ergibt sich zunächst, daß
die kretischen Funde und die festländischen getrennt zu behandeln sind. Indessen
empfiehlt sich dieser Gang der Untersuchung noch aus einem anderen, tieferen Grunde.
Es hat sich bekanntlich gezeigt, daß zwischen der mykenischen Kultur der beiden
Gebiete Unterschiede bestehen, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, und nur
auf Grund einer strengen Scheidung nach Fundgebieten kann eine Förderung dieses
Problems erhofft werden T).

0 Die im folgenden behandelten Reliefs kreti-
schen Fundorts werden im Museum von Candia
aufbewahrt, soweit nichts anderes bemerkt ist,
die vom Festlande im Nationalmuseum in Athen.
Ich möchte den Direktoren der beiden Sammlun-
gen, den Herren J. Hazzidakis und V. Stals,

die mir das Studium der unter ihrer Obhut
stehenden Schätze in jeder Weise erleichtert
haben, auch hier meinen herzlichen Dank aus-
sprechen. — Von den kretischen Funden sind
einige nur vorläufig, andere noch gar nicht ver-
öffentlicht. Da ich mit Evans und Halbherr, ihren
 
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