Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

DOI article:
Thiersch, Hermann: Griechische Leuchtfeuer
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0274
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

236

H. Thiersch, Griechische Leuchtfeuer.


Hafeneinfahrt durch Leuchtfeuer ebenso zweifellos markiert wie nachher für die
hellenistische durch den ganz entsprechend postierten Pharos von Alexandria1).

6. Schluß.

Es darf also dabei bleiben: die Erfindung der Leuchttürme ist eine Kulturtat
des griechischen Geistes, nicht erst des römischen. Wie in so vielen Dingen der feineren
Kultur sind die Römer auch hier nur die Erben der Plellenen gewesen. Konnte es
überhaupt anders sein? Schon der ganze humanitäre Zweck und Charakter dieser
Erfindung, das Sinnreiche und Zweckmäßige in der Anlage verrät deutlich griechisches
Gut und spricht gegen Rom, das vor allem aus praktischen und militärischen Gründen
das Begonnene weiterführte, selbst aber bis dahin in pyrseutischen Dingen auffallend
wenig aufzuweisen hatte. So trifft es sich für Hennig, der den Römern, nicht den
Griechen, die Ehre der Leuchtturmerfindung zuweisen will, besonders schlecht, wenn
die letzte Spezialuntersuchung dieser Fragen (Riepl S. 74) auf Grund eingehender
Untersuchungen den Römern nur einen ganz merkwürdig niedrigen Stand der Pyr-
seutik zuerkennen kann: »Kehren wir (von den Griechen und Orientalen) zu den
Römern zurück, so ist die auffallende Erscheinung festzustellen, daß hier nicht nur
die Entwicklung im allgemeinen auf der untersten Stufe, beim einfachen Fanal,
stehen geblieben ist, sondern daß sich lange Zeit nicht einmal ein ernstlicher Versuch
feststellen läßt, über diese Stufe hinauszustreben. Es finden sich bei den Römern
bis zum Ende der Republik überhaupt keine Spuren, welche auf den Gebrauch höher
entwickelter pyrseutischer Einrichtungen als der Fanale in ihren einfachsten Formen
zu militärischen, hauptsächlich Alarmzwecken schließen lassen könnten. Es fehlen
auf nationalrömischem und mittelitalischem Boden die bei allen Nachbarn der Römer
verbreiteten, dauernden Einrichtungen für optische Signale, die Warten.« S. 7θ:
»Auch in der spätrepublikanischen Zeit signalisieren die Römer nie von eigenen
ständigen Signaltürmen, die sich erst am Limes finden.« S. 79: »Fast alle
Nachrichten aus historischer Zeit worin von höher entwickelten Leuchtsignalen
(Wartensignalen, verabredeten Signalen auf weite Entfernung ) die Rede ist,
sind zu eliminieren, weil sich solcher Signale nicht die Römer, sondern
ihre Gegner, Bundesgenossen und Klientelstaaten bedienen.« S. 90: »Andere
Feuersignale als zu Kriegszwecken brauchten die Römer nicht. Was darüber hinaus
ging, damit gaben sie sich nicht ab.«
Und ausgesucht dies Wilk soll die Leuchttürme erfunden haben?! — Ich
habe diese charakteristischen Stellen in extenso hier hergesetzt, um zu zeigen, wie

Beispiel, wenn der antike Säulenrest auf dem
Molokopf als in ursprünglicher Lage wirklich
nachgewiesen werden könnte (Exped. de Moree
I, pl. 12). Zu Hennigs Anzweiflung siehe oben.
T) Während Buchwald (Weltverk. u. Weltw. II, 79,
Anm.) unentschieden die Frage offen läßt, an
welcher Stelle genau der Pharosturm gestanden
habe, entscheidet sich Hennig (S. 37) für die

unwahrscheinlichere, die heute so. von Kaitbey
unter Wasser liegende Örtlichkeit. E. Breccia in
seinem neuen geschmackvollen Führer (Alexan-
drea ad Aegyptum 1914) erklärt sich offen für die
von Μ. van Berchem und mir empfohlene An-
setzung auf Fort Kaitbey, wie sie auch der be-
sonnene und vorsichtige Allard (p. 5 u. 6) schon
als richtig erkannt hatte.
 
Annotationen