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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 35.1920

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Amelung, Walter: Archaischer Jünglingskopf in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.44574#0059
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W. Amelung, Archaischer Jünglingskopf in Hannover.

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ARCHAISCHER JÜNGLINGSKOPF IN HANNOVER.
Mit Tafel IV—VI.
Das Kestner-Museum in Hannover besitzt ein Kleinod antiker Plastik, das
bisher die allgemeine Aufmerksamkeit nicht gefunden hat, die es verdiente: einen
Jünglingskopf reif-archaischen Stiles, den uns der jetzige Leiter des Kestner-Museums,
Herr Dir. Dr.Brinckmann, abermals zu publizieren gütigst gestattet hat (Tafel IV)1);
der Kopf ist bereits zweimal abgebildet und besprochen worden, aber beide
Male in Büchern, die sich aus verschiedenen Gründen keiner allzu weiten Verbreitung
rühmen können, einmal in Schuchhardts 1900 in 2. Auflage erschienenem, aber schon
seit längerer Zeit vergriffenen Führer durch das Kestner-Museum (l. Abt. S. 59
Nr. 460 Abb. 12), dann in einem unerfreulichen Buche von H. Willers, Studien zur
griechischen Kunst (S. 73 ff. Taf. II—IV); aus diesem erfahren wir, daß Furtwängler
in den letzten Jahren des verflossenen Jahrhunderts bei Gelegenheit eines Besuches
in Hannover an dem Kopfe ein so lebhaftes Interesse genommen hatte, daß er ihn
bereits damals formen ließ. Seine Absicht, ihn zu publizieren, hat er leider nicht
mehr ausgeführt, und augenscheinlich hat er seine Ansicht über den Stil des Kopfes
Willers nicht mitgeteilt, der sonst gewiß etwas Inhaltreicheres darüber hätte schreiben
können. Schuchhardt gegenüber ist er offenherziger gewesen, denn dieser konnte
mir nach meinem Vortrag über den Kopf am 3. Juli 1917 in der Archäologischen Ge-
sellschaft zu Berlin (Arch. Anz. 1917, 49 f.) mitteilcn, daß Furtwängler zu der gleichen
stilistischen Bestimmung des Kopfes gelangt sei wie ich.
Der Kopf ist aus dem Nachlasse Georg August Kestners in den Besitz des
Museums gelangt, leider ohne die geringste Angabe über den Fundort dieses wert-
vollsten Stückes unter den Antiken, die Kestner während seines langen Aufenthaltes
in Italien erworben hatte, als er von 1817 bis 1853 Ms Ministerresident von Hannover
am päpstlichen Hofe tätig war. Die von Willers angegebenen Maße sind unrichtig 2).
Die Gesamthöhe des Kopfes beträgt 24 cm, der Abstand der Schläfen voneinander
in der Höhe der äußeren Augenwinkel 12,5 cm, seine Tiefe (Nase bis zur weitesten
Ausladung des Flinterkopfes) 20 cm, der Abstand von Nase bis Nacken 19,6 cm,
der Abstand der äußeren Augenwinkel voneinander 9 cm, der Abstand der Ohren
voneinander 13,6 cm. Kinn bis zur Nase mißt 6,5 cm, Kinn bis zur Nasenwurzel
11 cm. Die Augen sind je 3 cm lang; ebensoviel mißt der Abstand der inneren Augen-
winkel voneinander·. Von dem Marmor sagt Willers: »Die Bruchflächen zeigen nicht
das derbe Korn und das blendende Weiß des griechischen Inselmarmors, ebensowenig
die Glimmerschüppchen des pentelischen; wohl aber beobachtet man einen Stich

') Die Vorlagen zu den Abbildungen des Kopfes auf
unserer Tafel und im Text sind nach einem Gips-
abgüsse hergestellt. Herr Dir. Brinckmann hatte
die Freundlichkeit, den Kopf neu formen zu
lassen. Auch dafür sei ihm hier unser Dank wieder-
auf 19 cm an, Brinckmann auf 19,6 cm.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXV.

holt. Weitere Abgüsse des Kopfes sind von der
Verwaltung des Kestner-Museums zu beziehen.
2) Herr Dir. Brinckmann hatte die Güte, die Willers-
schen Maße am Marmor nachzuprüfen. Willers
gibt den Abstand von der Nase bis zum Nacken
Wie ist das aber genau zu messen ?
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