Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 8.1888

DOI Artikel:
Ueber Filigran
DOI Artikel:
Die Brüsseler Ausstellung 1888
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.60987#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

Namen Piero gelebt haben, welcher besonders schöne Sachen in
dieser Branche geliefert hat und zwar Armspangen, Kopfbänder,
sowie Gürtelschnallen, auch Kreuze, Ohrringe u. s. w., welche von
den dortigen Landleuten gern getragen wurden. Es ist eine unbe-
dingte Notliwendigkeit, dass, wer schöne Filigranarbeiten fertigen will,
sich gut aufs Zeichnen verstehen muss; im Nichtfall wird er nicht im
Stande sein, etwas Ausgezeichnetes zu liefern. Die Hauptsache
für gutes Filigran ist: einen schönen, feinen und gleichmässig ge-
körnten Draht anzufertigen, dann mit Geschicklichkeit elegante
Biegungen davon zu machen und darauf zu sehen, dass eine reine
Zeichnung daraus hervorgeht. Das Loth muss sehr fein und rein-
lich gefeilt werden, ebenso müssen die feinen Körnchen, welche
zur besonderen Zierde dieser Arbeit dienen, von gleichmässiger
Grösse sein und mit der grössten Genauigkeit aufgelöthet werden.
Um die Körnchen recht schön und gleichmässig herzustellen, giesst
man das Metall, sei es Gold oder Silber, sobald es gut schmilzt,
in ein Gefäss, welches mit gut pulverisirter Holzkohle gefüllt ist;
nachdem dies geschehen, werden die Körnchen mehrmals fein ge-
siebt, um dann gleiche Grössen zu sortiren. Nachdem nun der
Draht mit der Zange so gebogen, dass man aus demselben die
gehörigen Figuren oder Zeichnungen hervorzubringen im Stande
ist, werden die einzelnen Theile auf einer Kohle oder einer
Metallplatte befestigt, je nachdem man die Arbeit machen will,
sodann werden dieselben mit gutem Loth und Borax bestreut und
gelöthet. Das Löthen dieser Gegenstände erfordert eine ganz be-
sondere Erfahrung und Hebung und ist insofern als Hauptsache
mit zu betrachten, da eine saubere Löthung der ganzen Arbeit
ein feines Ansehen verschafft. Nach dem Löthen reinigt man die
Arbeiten durch Abkochen in verdünnter Schwefelsäure, Weinstein
oder auch Alaun; das Gold reinigt man am besten mit Essig-
äther. Zur Zeit Benvenuto Cellini’s wurde wenig Filigranschmuck
gearbeitet, und später war derselbe eine Zeitlang ganz aus der
Mode gekommen, da die Goldschmiede sich anderen kompakteren
Arbeiten zugewendet hatten, bis endlich im ersten Viertel unseres Jahr-
hunderts das Filigran von verschiedenen Künstlern wieder aufge-
nommen wurde. Als die Weltausstellungen, welche anfänglich
nur der modernen Industrie galten, nach und nach auch die natio-
nalen Arbeiten in Betracht zogen, da erkannte man auch, dass diese
zierlichen Arbeiten noch in den fernsten Ländern mit Erfolg ge-
übt wurden. Auf den grossen Weltausstellungen waren die feinsten
Filigransachen aller Welttheile vertreten, von »Europa, Asien,
Afrika, von China und Indien bis nach Norwegen. Wenn man
nun alle diese Arbeiten, mögen sie aus diesem oder jenem Erd-
theile abstammen, einer Prüfung unterzieht, so erscheint es momentan
als ob sie alle gleich wären und kein Unterschied bestände, überall
bestehen dieselben Motive, alle gehen aus geschwungenen oder ge-
bogenen Linien des Drahtes hervor, welche untereinander durch die
Löthung fest verbunden sind. Zum grossen Theil ist das Filigran
von Silber gearbeitet, und zwar ä jour; ferner ist zu demselben der
schraubenartig gedrehte Draht statt des gekörnten oder gefeilten
Fadens verwendet, wodurch übrigens ein ganz schöner Effekt erzielt
wird; trotzdem giebt es noch vielerlei Unterschiede, welche die
Herkunft des Filigrans unschwer erkennen lassen. Das Filigran
aus China ist sehr fein gearbeitet und zum grossen Theil mit
emaillirten Blumen verziert, auch sind in Hochrelief naturalistische
Bildungen angebracht, als Vögel, Schlangen und andere Thiere in
verschiedenen Stellungen und zwar aus den feinsten Faden in Gold
oder Silber gearbeitet. Ein Hauptsitz der Filigranarbeiten ist
Aegypten und die Länder Afrikas am Nil; dort werden grössere
Silbergeräthe mit Filigran verziert, als Kaffeekannen, Teller, Schalen,

sogar Waffen und Pfeifen, auch sind die dortigen Arbeiten in der
Zeichnung von anderer Art, indem zu diesen grösseren Gegenständen
die Palme als Vorbild dient; dagegen sind die Arbeiten in Ost-
indien mehr den chinesischen ähnlich und ebenfalls mit Blumen
und Thieren verziert. In den Balkanstaaten und bei den Donau-
völkerschaften findet man auch Filigran, jedoch wird diese Art
Schmuck dort weniger getragen; sie haben zwar auch Hals- und
Kopfschmuck, jedoch ist er weniger schön gearbeitet und kann mit
denen anderer Völker nicht konkurriren. Die italienische, sowie
auch die skandinavische Filigranfabrikation nimmt eine andere
Stellung ein. In diesen Ländern ist das Filigran uralte Tradition
und hat sich für den nationalen Schmuck erhalten. Die nordischen
Gräberfunde haben schöne und grossartige Goldschmucksachen an das
Licht gebracht, welche mit dem feinsten Filigran verziert waren, aber
bis jetzt haben die grössten Alterthumsforscher sein Alter und seine
Herkunft nicht genau bestimmen können, da es zu eigenthümlich
ist, um sich mit anderem ähnlichen Filigran vergleichen zu lassen.
Das dänische und schleswigsche Filigran, welches auch dort die
Bäuerinnen als Schmuck tragen, hat wenig Eigenthümlichkeit und
mag den holländischen Arbeiten ähnlich sein; dagegen trägt das
Filigran Norwegens den Karakter der romanischen Kunstepoche,
indem es aus dickeren und breiteren Bändern besteht, welche mit
der Feile gekörnt sind. Unsere deutschen Goldschmiede liefern
heute sehr schöne Schmucksachen von Filigran, auch wird derselbe
bei Gegenständen des kirchlichen Gebrauches verwendet. Es steht
diese Wiederaufnahme in Verbindung mit den Bestrebungen, den
Kirchenschmuck mittelalterlich nachzuahmen, welches ganz besonders
nach der romanischen Art und Weise geschieht.
Obgleich nun die italienischen und norwegischen Filigranar-
beiten auf den grösseren neueren Weltausstellungen als das Vor-
züglichste dieser Art anerkannt wurden, so haben doch schon mehrere
Jahre lang unsere deutschen Goldschmiede diese Arbeit mit Erfolg
geübt, und man hat jetzt oft Gelegenheit, in unseren Juwelierläden
derartige hochfeine Schmucksachen ausgestellt zu sehen, welche
sich ganz besonders der Bewunderung unserer Damenwelt erfreuen
und von derselben sehr gern gekauft werden. XX.

Die Brüsseler Ausstellung 1888.
(Schluss.)
In dem übrigens erst am 20. Juni 1887 beschlossenen
Aufruf der 15. Kommission (im Ganzen sind deren 56 in Thätig-
keit) zur Betheiligung, der wahrscheinlich noch erheblich
später zur Versendung gelangt ist, heisst es u. A.:
„Bei den bisherigen Ausstellungen wurde eine ähnliche
„sachgerechte und rationelle Anordnung vermisst; nur durch
„eine solche ist es möglich, die heutigen Anwendungen der
„Wissenschaft bei der Juwelier- und Goldschmiedekunst, sowie
„bei der künstlerischen Uhrmacherei zu übersehen.
„Die bei der Einrichtung des allgemeinen Wettstreits 1888
„und insbesondere bei unserem Programm befolgte Eintheilung
„soll gestatten, den gegenwärtigen Stand des Gewerbes zu er-
fahren und Vergleiche zwischen dem bereits Erreichten und
„den noch wünschenswerthen Verbesserungen anzustellen. Auf
„diese Weise werden unserer Ueberzeugung gemäss werthvolle
„Angaben gesammelt werden, die auf die Entwicklung der Ar-
„beitsverhältnisse in unseren Werkstätten von gedeihlichem
„Einfluss sein werden.
Die gestellten Preisaufgaben lauten für Abth. 15a, Stein-
schleifer ei:
 
Annotationen