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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 8.1888

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Gemeinsame Interessen
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Rössler: Silber- und Kupferlegirung
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https://doi.org/10.11588/diglit.60987#0024

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Händler so verschieden, dass eine Vergleichung nach Nummern
und Preis gar nicht, sondern nur in natura möglich ist.
Eine Verständigung über die Annahme einiger (vielleicht 5
bis 6) Normal-Formen der Trauringe (Ehe-, Kugelringe) — einer
der wenigen Gegenstände aus edlem Metall, welche die Bezeichnung
Bedarfs-Artikel verdienen — sowie Verkauf derselben an das
Publikum nach Gewicht, bei gleicher Legirung zu gleichem Preise
in jedem Geschäft, dürfte jetzt, nach Einführung des neuen Stempel-
gesetzes, ebenfalls nicht zu den Unmöglichkeiten gehören; und so
wird es noch manche Punkte geben, über welche eine allgemeine
Verständigung bei gutem Willen möglich ist, bei denen die ver-
schiedenen Interessen der Fabrikanten, Grossisten, Detail-Verkäufer
und Handwerker durchaus nicht kollidiren, bei denen im Gegen-
theil alle gleiches Interesse an einer verständigen
Regelung haben.
Die Hinweise auf vorstehend angegebene Punkte dürften ge-
nügen, um zu zeigen, dass „Gemeinsame Interessen“ so viel vor-
handen sind, um Versuchen zur Lösung mancher dieser Fragen
zunächst durch Schaffung einer Central-Stelle — eines Ausschusses,
einer Kommission — der entsprechende Mittel behufs genauer
und spezieller Bearbeitung der wichtigeren Fragen zur Verfügung
gestellt werden müssten, näher zu treten. Indessen soll noch auf
einen Punkt — vielleicht den wichtigsten, aber auch schwierigsten
hingewiesen werden, welcher ebenfalls alle Kreise sehr interessiren
wird und muss, das ist die ev. Abänderung und Verbesserung der
jetzt herrschenden „Kredit- Verhältnisse“. Dass dieselben
sehr verbesserungsbedürftig sind, werden die Meisten gewiss zu-
geben, aber wo mit der möglichen Reform zunächst begonnen
werden kann und muss, darüber werden die Ansichten wahrschein-

Möge die vorstehende Abhandlung so aufgefasst werden wie
sie gemeint ist: Von möglichst unparteiischem Standpunkte
aus die „Gemeinsamen Interessen“ aller Betheiligten im
Gebiet der Goldschmiedekunst, Edelmetall-Industrie und was damit
zusammen hängt zu fördern, ohne wohlberechtigte und begründete
Einzel-Interessen zu beschränken oder zu schädigen und mögen
dadurch auch manche geeigneten Kräfte angeregt werden, mit Rath
und That für die gute Sache einzutreten. B.

Silber- und Kupferlegirung.
Von Dr. Rössler, Frankfurt a. M.
Es wird vielen Lesern dieses Blattes gewiss angenehm sein,
etwas Genaues über die Analyse von Silber-Kupfer-Legirung zu
hören und über die Möglichkeit den Silbergehalt auf zuverlässige
Weise ganz genau zu bestimmen.
Die Analysirmethode für Silber an und für sich (wir meinen die
auf den Münzstätten ausschliesslich eingeführte G a y - L u s s a c’sche
nasse Silberprobe) ist so ausgezeichnet in Bezug auf Genauigkeit
und auch für jeden gelernten Probirer so leicht auszuführen, dass
man in der That eine Uebereinstimmung bis auf das Tausend-
theil verlangen kann. Auch muss die Legirung, welche in einer
guten Scheide- oder Legiranstalt geschmolzen wird, auf das Tausend-
theil richtig sein, jedenfalls aber nicht mehr als 1 Tausendtheil
von dem angegebenen Gehalt abweichen. Es ist hierbei vor-
ausgesetzt, dass von der betr. Legirung eine Tiegel-
probe genommen worden ist, d. h. ein kleiner Theil aus
der flüssigen Masse im Tiegel. Ganz anders aber verhält sich die
Sache, wenn man aus einem geschmolzenen Stück Legirung oder

lieh sehr auseinander gehen. Eine eingehende Besprechung dieser
Frage wTürde auch den Rahmen dieses Aufsatzes bei weitem über-
schreiten, aber vielleicht regt der Hinweis Diesen oder Jenen zum
Nachdenken darüber und zur Entwickelung seiner Ansichten an.
Die Ansicht des Verfassers dieses ist, dass in den Laden- resp.
überhaupt Detail-Geschäften möglichst nur gegen baar ver-
kauft werden sollte, oder wo solches nicht angeht, doch alle 3
Monate Rechnungen ausgegeben werden und nach 6 Monaten Ver-
zugszinsen berechnet werden müssten. — Wird dieses Prinzip
durchgeführt, so brauchen die Detaillisten ihrerseits nicht mehr
so langen Kredit in Anspruch zu nehmen, die Grossisten und
Fabrikanten nicht mehr so lange Kredit zu geben; die Verluste,
nicht allein an Zinsen, sondern überhaupt durch leichtsinniges
Kredit-Geben werden bei kurzen Fristen an und für sich schon
seltener und geringer sein als bei langen, und das ganze Geschäft
wird nach und nach ein solideres werden.
Es lässt sich nicht verkennen, dass grosse Schwierigkeiten
zu bekämpfen und zu überwinden sind, bevor die angeregten Ideen
ganz, oder selbst nur theilweise zur Ausführung gelangen können.
Man darf sich aber, wenn ihre Zweckmässigkeit und Richtigkeit
von einer Anzahl wohldenkender Männer anerkannt und an ihrer
Verwirklichung ernstlich mitgearbeitet werden sollte, selbst durch
anfängliche Anfeindungen und Misserfolge nicht abschrecken lassen
die Sache Weiter zu verfolgen. — Rom ist auch nicht in einem
Lage erbaut. — Als Beispiel, dass schon durch Zusammenwirken
einer verhältnismässig kleinen Anzahl etwas allgemein Nütz-
liches erreicht werden kann, soll hier nur auf die sicher zu
erwartende Förderung der Edelmetall-Industrie durch die her-
vorragendsten Modeblätter hingewiesen werden. Diese Angelegen-
heit wird ja allen Lesern ds. Bl. bekannt sein. (Vergl. a. Centr.-
Anz. Nr. 2 vom 15. Jan. d. J.: „Zur Beherzigung“.)

aus einer gewalzten Platte Aushiebe macht und deren Gehalte
bestimmt. Da hört die Uebereinstimmung der Gehalte sofort auf,
denn ein solches Stück zeigt, wenn auch sein Durchschnittsge-
halt genau richtig ist, an verschiedenen Stellen ganz verschiedene
Gehalte. Es liegt dies darin, dass sich, die in eine Form ausge-
gossene geschmolzene Legirung im Erstarren entmischt und dann
im Innern ganz andere Gehalte ergibt als an der Oberfläche; eine
Erscheinung, die in der Wissenschaft unter dem Namen Liquation
bekannt ist und zuerst von Levol (Annales de chim. et de phys.
Band 31, Seite 193 und Band 39, Seite 163) ausführlich studirt
und erklärt worden ist.
Nur eine Legirung, nämlich die von 718 Silber und 282
Kupfer, zeigt keine Liquation, d. h. in einer solchen Plansche
haben alle Theile denselben Gehalt. Als Regel gilt dann, dass
alle höherhaltigen Planschen im Innern feiner und alle nieder-
haltigen Planschen im Innern geringer als an der Oberfläche sind,
und ausserdem findet man auch die verschiedenen Stellen an der
Oberfläche etwas verschieden. Diese Differenzen sind desto grösser,
je dicker die Planschen sind und können bei einem schweren Barren
10 Tausendtheile und mehr ausmachen.
Bei einem Gehalte von 800, der ja jetzt für die deutsche
Silberwaaren-Industrie vorzugsweise wichtig ist, wird also der
Durchschnittsgehalt eines Barrens, Zaines oder einer Stange immer
etwas höher sein als die Aushiebproben zeigen, was sich beim
Umschmelzen und Tiegelproben-Nehmen jedesmal herausstellen muss.
Bei den, bei den Silberarbeiten am meisten vorkommenden Dimen-
sionen ist die grösste Differenz 3 — 4 Tausendtheile.
Ganz besonders lehrreich sind die Resultate einer grossen
Reihe von Untersuchungen, welche in jüngster Zeit von der Berliner
Münze an Münzzainen und Münzen aus dem Verkehr aller Länder
ausgeführt worden ist. Münzzaine d. h. lange dünne Platten vom
 
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