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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 8.1888

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Gold und Silber im Sprichworte
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Ansprache bei Lehrlings-Entlassungen
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Münchens Ausstellungen im Jahre 1888
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https://doi.org/10.11588/diglit.60987#0042

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Reden ist Silber, Schweigen Gold. (Schweig, wo Du nicht
reden sollst.)
Was soll der Sau ein goldenes Halsband? (Die Unsauberkeit
verräth sich auch unter dem Schmucke.)
Ein goldener Schlüssel öffnet alle Schlösser. (Reichthum
und Geschenk macht überall offene Thüren.)
Ein goldner Schlüssel öffnet alle Thüren, nur nicht die
Himmelsthüre. (Gold schafft keine Seligkeit.)
Ein silberner Schlüssel findet leicht ein goldenes Schloss.
(Für Bestechung findet sich leicht Geneigtheit.)
Eine Schwiele an der Hand hat mehr Ehre, denn ein goldener
Ring am Finger. (Arbeit ehrt die Frau.)
Man muss die Worte nicht auf die Goldwage legen. (Sei
nicht empfindlich.)
Wie nach diesen Beispielen die Anschaffung des nur 1 Mark
kostenden Buches Jedermann zu empfehlen ist, so meint unser
Verfasser doch bescheiden: „Besser im Kopf’, als im Buch!“
J. M.

Ansprache bei Lehrlings-Entlassungen.
Für eine Innung oder einen Verein bestimmt.
Meine lieben jungen Freunde! Wie lange mögen Sie sich
schon auf diesen Tag gefreut haben. Schon vor vielen Monaten
haben Sie genau die Wochen gezählt; die Zeit schien gar zu
langsam vorwärts zu schleichen bis zu dem festlichen Tage, da
aus dem fleissigen Lehrling nun ein Gehilfe werden sollte. Nun
ist diese Stunde endlich gekommen.
Ich verdenke es Ihnen nicht, dass Sie schon lange die Monate
und Wochen ausgerechnet haben bis zu diesem Tage. Wir Alten
haben es ebenso gemacht. In der Schule war es auch schon so.
Wir gingen gern zur Schule, wir liebten unsere Lehrer — und
doch konnten wir die Zeit nicht erwarten, bis der Konfirmations-
tag die Schulzeit beschloss.
Die meisten von Ihnen werden auch heute ungern von ihrem
Meister Abschied nehmen — und doch strahlt jedes Auge vor
Freude, dass aus dem Lehrling heute ein Gehilfe wird.
Indem ich nun einen Jeden von Ihnen zu einem Gesellen er-
nenne, rufe ich in dieser Feierstunde Jedem zu: „Du musst
immer Lehrling bleiben!“ Das hätte nun vielleicht Keiner
erwartet, dass ich so etwas sagen würde. „Wie“ —• spricht
Jeder von Ihnen jetzt in seinem Herzen — „Du willst uns zu
Gehilfen machen und sprichst: wir sollen immer Lehrlinge bleiben?“
Ja, und das ist mein Ernst. Jeder von Ihnen muss noch lange,
ja immer ein Lehrling bleiben, wenn er recht glücklich werden will.
Alles menschliche Wissen und alles menschliche Können ist
unvollkommen. Als Sie vor mehr als 10 Jahren in die Schule
gebracht wurden, da war Ihr Wissen und Können recht unvoll-
kommen. War es in der Mittelklasse vollkommen! War es in
den höheren Klassen vollkommen! Wollte wohl einer von Ihnen
heute behaupten, dass er jetzt schon in seinem Handwerk voll-
kommen wäre? Sehen Sie, so gut der Gehilfe seinen Meister
findet, so findet auch der trefflichste Meister noch einen, von dem
er lernen kann. Und so werde ich denn wol auch recht haben,
wenn ich Jedem von Ihnen heute zurufe: Du musst immer Lehr-
ling bleiben.
In dieser grossen Welt hat noch Niemand ausgelernt und
lernt auch Niemand aus. Diejenigen Menschen, die sich einbilden
sie wissen alles, sie können alles besser als andere, die hat Nie-
mand gern. Man schilt sie dünkelhafte, eingebildete, selbstgefällige

Narren; aber jene schätzt man hoch, die sich selber zugestehen:
0 wieviel muss ich noch lernen, um alles recht zu machen.
Diese letzteren, das sind die Strebsamen, die Eifrigen — und
die gehen auch nie zu Grunde; das sind diejenigen, welche auf
ihre Fahne geschrieben haben: „Vorwärts“.
Wenn Sie in Ihrer Lehrzeit einmal eine Arbeit selbständig
fertig gemacht hatten, hat wol dieser oder jener bei sich gedacht:
„Nun das ist eine sehr gute Arbeit, die ich da gemacht habe“.
Und siehe da, der Meister hatte doch daran zu tadeln. Da hat
denn wol der Lehrling gedacht: „Was nur der Meister will: das
ist doch gar nicht besser zu liefern?“
Aber als ein halbes und ein ganzes Jahr vorbei war, da hat
es der Lehrling eingesehen, als er die Arbeit von damals wieder
in die Hand bekam; der Meister hatte doch recht mit seinem
Tadel damals.
So wird es Ihnen noch oft gehen in Ihrem Leben; nun dann
vergesse Keiner von Ihnen, was heute der Innungsmeister zu Ihnen
sprach: Du musst immer Lehrling bleiben.
Jetzt trete Jeder von Ihnen heran: Jeder nach dem Anderen
gebe mir die rechte Hand. Mit diesem Handschlag ernenne ich
Jeden zum Gehilfen. Und nun viel Glück für Ihr ferneres Leben!
(Aus Gustav Fritzsche: Ansprachen für Innungen.)

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Münchens Ausstellungen im Jahre 1888.
Abgesehen von der dem Andenken König Ludwig I. geltenden,
gross geplanten und angelegten Centennarfeier, sind es zwei grössere,
gleichzeitige Ausstellungen, welche München im Jahre 1888 für die ge-
bildete und reiselustige Welt in den Vordergrund des Interesses stellen
werden.
Wir meinen die III. Internationale Kunst- und Jubiläums-
Ausstellung und mit derselben in ideeller Verbindung die Deutsch- 1
nationale Kunstgewerbe-Ausstellung.
Während an dem linken Ufer der Isar, im Osten der Stadt, auf I
vorzüglich gewähltem Platze sich seit Monaten ein arbeitsames Treiben
entwickelt hat, das eine Reihe von improvisirten Prachtbauten aus dem
Boden wachsen lässt, bestimmt, den Reichthum der deutschen gewerb- I z:r .
liehen Produktionskraft zur Anschauung zu bringen, so ist dafür erst |Beteiligung
in den letzten Tagen der alte Ausstellungstechniker, unser Glaspalast, I % erfolgen \
aus seinem Winterschlaf gleichsam erwacht. Er putzte sich vor allem
die trüb und blind gewordenen gläsernen Augen hell und klar und be- I - (Jer .
reitete sich durch eine gründliche Renovation für die ihm diesen Sommer Wn,'
wieder einmal beschiedene grosse Aufgabe allmählich vor.
Ist auch der politische Horizont umdüstert, die Münchner Künstler-
schaft wagt es dennoch, das einmal gegebene
mals eine jener glänzenden Darlegungen der
europäischer Kultur zu veranstalten, von denen
keit sagen kann, dass sie noch nicht übertroffen
Als erstes Zeichen kommender Herrlichkeit, das uns zugleich auch ein
klares Bild derselben bietet, führt sich nun bei den Besuchern des
Münchner Kunstvereins ein daselbst ausgestellter Entwurf der inneren
Einrichtung und dekorativen Ausstattung der projektirten internationalen
Kunst- und Jubiläums-Ausstellung vortheilhaft ein. Der Autor desselben,
Architekt Albert Schmidt, sieht sich nicht zum ersten Male vor eine
solche Aufgabe gestellt; auch die internationale Ausstellung des Jahres
1879 verdankt ihre dekorative Zierde der künstlerischen Erfindung und
Durchführung Albert Schmidts. Man muss gestehen, der Architekt hat
es meisterlich verstanden, in strenger architektonischer Form und doch
so neu, orginell und überraschend dasselbe Thema nochmals zu variiren.
Sobald einmal das Prinzip des geschlossenen Raumes angenommen
war, erwies sich die monumentale Ausgestaltung des Vestibüls als noth-
wendig und selbstverständlich und so erblicken wir denn in den Ent-
würfen Schmidts eine reich gegliederte, glücklich erfundene Architektur, 1
deren stimmungsvoll mächtiger Eindruck dem künftigen Besucher der
Ausstellung die luftige Hülle des Glaspalastes rasch vergessen machen
wird. Und wenn sein Blick dann, dem rauschenden Wasserstrahl folgend,
hinauf zur lichterfüllten Höhe der säulengeschmückten Kuppel schweift,
 
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