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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 8.1888

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Ueber Gold- und Silberarbeiten
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Gold- und Silberwaaren-Industrie in Bayern vor 40 Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.60987#0047

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nur zum Silberschmuck, wenn er schon Schmuck tragen wollte,
und hielt ihn hoch; er vererbte sich in der Familie von Kind auf
Kindeskinder, welche dem Schmucke wieder möglichst grossen
Werth beilegten, und zwar schon deshalb, weil derselbe von Gross-
eltern oder Urgrosstanten herrührte, und weil man vermuthete,
dass er einst so und so viel gekostet habe.
Kommt nun ein solcher Schmuckgegenstand aus Silber behufs
Verkauf zum Goldarbeiter und nennt dieser den wirklichen Werth,
so ist der Verkäufer höchlich erstaunt, und in den meisten Fällen
packt er den Gegenstand wieder ein und denkt: „Der Goldarbeiter
will sich bereichern und mich betrügen, da behalte ich lieber den
Schmuck“ und bleibt bei seiner früheren Meinung. War es nicht
Silberschmuck, dessen sich Bürger und Bauer bedienten, um ihrem
Aeussern grösseren Nachdruck zu verleihen, so waren es im Feuer
vergoldete Schmucksachen aus Messing, oder wie es z. B. bei
Ringen vorzukommen pflegte, Eisen oder Blei, überzogen mit einer
dünnen, höchstens 8karätigen Goldschicht. Für solche Sachen
zahlte man vor 60 bis 80 Jahren enorm hohe Preise, wie man
sie heute für künstlerisch ausgeführte Arbeit kaum mehr zahlt,
und doch wird man so häufig sagen hören: „Ja, früher war halt
Alles viel besser und billiger!“
In Wirklichkeit war es auch besser, und zwar insofern, als
das Publikum nicht so wählerisch war, nicht eine Unmasse von
Waaren zu sehen verlangte, bis es sich zur Wahl entschloss.
War das Gewünschte nicht vorhanden, so hiess es: „Fertigen
Sie es an“, denn es war nicht so eilig; heute wird Alles sofort
verlangt, was besonders in Provinzstädten nicht immer möglich ist,
und weshalb sich manche Geschäfte zerschlagen. Früher hatte
man noch eine bessere Meinung vom „Goldschmied“, es wurde
noch verdient, während heute jeder Geschäftsmann Mühe hat über-
haupt ein Geschäft zu machen, überdies kommt jetzt noch das
Ratengeschäft in Betracht, welches man als den Ruin des Ge-
werbes bezeichnen kann.
Gab es damals billigere Löhne, so musste früher um so mehr
Zeit auf die Arbeiten verwendet werden, weil man sich eben noch
keiner Hilfsmaschinen bediente; dass es aber nur in früheren
Zeiten Goldarbeiter im wahren Sinne des Wortes gegeben habe,
während jetzt, wie man vielfach hören kann, der Goldarbeiter
weiter nichts zu thun hat, als mit Bürste und Pinsel die fertigen
Waaren zu putzen, ab und zu ein Stiftchen in eine Nadel oder
einen Ohrring einzusetzen, und dass er alle seine Waaren aus der
Fabrik bezieht, entspricht nicht der Wahrheit und zeigt von Un-
kenntnis der Thatsachen.

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Wie in allen anderen Fächern, sind auch auf dem Gebiete
der Gold- und Silberverarbeitung bedeutende Fortschritte gemacht
worden, so dass der Laie staunen muss über die künstlerische
Ausführung mancher Arbeiten. — Um heute ein gediegener, ge-
schickter Arbeiter zu werden, braucht man nebst der vierjährigen
Lehrzeit Talent, vielen Fleiss und Ausdauer. Nach vollbrachter
Lehrzeit ist eine mehrjährige Thätigkeit an verschiedenen Orten
und in verschiedenen Werkstätten nothwendig zur Vervollkomm-
nung und Vermehrung der bereits erworbenen Kenntnisse. Wird
ein solcher Mann dann selbständig, so kann er einen tüchtigen
Goldarbeiter abgeben, der wol mehr kann als blos Bürste und
Pinsel hantiren; er wird im Gegentheile nie ruhen, seine Kennt-
nisse und Fähigkeiten zu erweitern, um den an ihn gestellten An-
forderungen voll und ganz zu entsprechen. Aber auch derjenige
Goldarbeiter, der sich blos mit Reparaturen abgibt, ist seiner Kennt-
nisse halber nicht zu verachten, denn Reparaturen sauber und
ordentlich auszuführen, ohne das Objekt zu verletzen oder zu ent-

werten, erfordert gleichfalls Kenntnisse und Geschick; ein solcher
wird dann auch gewiss im Stande sein, neue Arbeiten in zufrieden-
stellender Weise auszuführen.
Das ein Goldarbeiter nicht alle im Handel vorkommenden
Gegenstände selbst erzeugen kann, ist natürlich, denn das Gebiet
ist ein sehr ausgedehntes, weit verzweigtes, und jede Art von
Gold- und Silberarbeit bedingt Jahre lange Uebung, wenn man
darin tüchtig sein will. Nichtsdestoweniger wird aber jeder tüchtige
Goldarbeiter in der Lage sein, das kaufende Publikum solid zu
bedienen, da ihm doch die besten Bezugsquellen zu Gebote stehen.
Es ist daher höchst ungerecht, wenn man, wie es ja so oft
vorkommt, einem soliden, strebsamen Geschäftsmann ohne weiteres
die Fähigkeit abspricht, ihm nur etwaige Reparaturen zukommen
lässt, neue Waaren dagegen blos beim Händler kauft oder aus
fernen Städten bezieht. Durch ein solches Vorgehen wird das
Kleingewerbe nicht gefördert, sondern ihm sogar jede Möglichkeit
weiter zu bestehen, abgeschnitten. — Darum müssen die Kleinge-
werbtreibenden und ihre Freunde und Gönner fest Zusammenhalten
und treu einander zur Seite stehen, damit das Kleingewerbe nicht
versumpfe und untergehe, sondern erstarke und gedeihe. Man
lasse sich nicht durch falsche Reden irreleiten, sondern überzeuge
sich von den Fähigkeiten und Fertigkeiten des Goldarbeiters als
Kleingewerbtreibender, und man kann versichert sein, dass dieser
stets bemüht sein wird, billigen Wünschen und Anforderungen ge-
recht zu werden.

Gold- und Silberwaaren-Industrie in Bayern vor
4-0 Jahren.
Dr. F. H. Ungewitter bezeichnet in seiner um das Jahr 1848
zu Dresden bei Adler und Dietze erschienenen „Erdbeschreibung
und Staatenkunde“ den Ertrag des Königreiches Bayern an edlen
Metallen als gering, namentlich an Silber und Quecksilber, letzteres
wurde fast nur in Rheinbayern gewonnen. Berühmt waren dagegen
die Augsburger Gold- und Silberfabriken, welche beispielsweise
Silberservices von hundert Kouverts nach aufgegebenen Modellen
in sehr kurzer Zeit lieferten, und ihre Waaren wurden auswärts
sehr gesucht. Die königliche Residenz der Hauptstadt München
am linken Ufer der Isar besass eine Schatzkammer, Gold- und
Silbergespinnst-Fabriken und zwei Edelsteinschneidereien waren
dort vorhanden. Die dortige königliche Münze konnte in eigenen
Schmelzöfen binnen 81 Stunden 34 000 feine Mark Silber mit
weniger als 4 Klaftern weichen Holzes schmelzen. Bemerkenswert!!
war das Münzkabinet. Einen reichen Schatz an Edelsteinen, Gold
und Silber hatte die Wallfahrtskapelle des Marktfleckens Alt-Oetting.
In der Umgegend des Marktfleckens Regen am Schwarzen Regen
fand man Rubinbalasse. Granaten wurden in der Umgegend des
Markfleckens Zwiesel am Zusammenflüsse des Grossen und Kleinen
Regen gefunden. Manche Schmelztiegel des Marktfleckens Hafner-
zeil oder Obernzell am linken Donauufer aus dem in der Umgegend
gewonnenen Graphit oder Wasserblei vermochten nahe an 2000
feine Mark Silbers zu fassen. Ein schönes vormaliges Münzhaus
hatte die Stadt Amberg an der Vils. In der Umgegend der Stadt
Champ oder Kamm am Einflüsse der Champ in den Regen wurden
Granaten und Karneole gefunden. Leonische Gold- und Silber-
drahtfabriken hatte der Marktflecken Allersberg. Das Pfarrdorf
Lauenstein an der Loquitz besass Silbergruben. In dem Dorfe
Goldmühle waren ehemals Gold- und Silbererze geschmolzen
worden. Ehemals ergiebige Gold- und Silbergruben hatte die Stadt
Goldkronach an der Kronach, und schon um das Jahr 1002 waren
 
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