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strahlend; aber mehr als das, sie erscheinen uns als Befreite. In den „Vier§es
folles", gleichviel, ob er die Verschwendung oder die Faulheit zeigt, übertreibt
er nicht; die Bewegungen sind natürlich, aber die Satire ist da. Äogarth hat
solche Merkmale, doch sind sie weniger zurückhaltend als diejenigen von Bosse.
Äogarth zeigt das Leben durch eine Bewegung an, durch eine Gebärde, die
seinem Stiche Deutung und Sinn gibt. So geht der Jntendant seiner „iVlnriu^e
L 1a moäe" davon, indem er die Arme zum Limmel erhebt, wie ein Intendant
der Komödie. Bosse spottet nicht einmal, er zeigt, läßt Schlüsse ziehen, und
seine Anmerkungen sind immer richtig. In „Nnriu§e ü 1a ville" bei dem Stiche
der „soir äe k>iooes" zeigt sich der Gatte, der den ein wenig überhitzten Galan,
welcher die Schlittschuhe der Frau versteckt hält, hinauskomplimentiert, gar nicht
heftig, er lächelt, aber er hat eine sichere, sanfte und bestimmte Art, zu zeigen,
daß der Augenblick, Abschied zu nehmen, gekommen ist. So hat das Werk
von Bosse bald gemütsbewegenden, bald satirischen Charakter; gegen das Ende
seines Lebens ist er vielleicht weniger streng als vorher; das Studium seiner
Llmgebung hat ihn nachsichtiger gemacht. Gegenüber dem Frauenjäger hat er
jedoch alle Strenge bewahrt, gegenüber dem Elegant, dem Bramarbas, dem
Aufschneider, dem Kapitän Fracasse, dessen Läßlichkeit er durch das aus einer
steifen Äalskrause unter einem Äute ü lu moäe hervortretenden Bulldoggengesicht
kennzeichnet. Es macht ihm Spaß, so viel Vulgarität des Gesichtes neben Ele-
ganz des Kleides zu stellen. Im „Spanier und seineni Lakaien" verspottet er den
Äofmacher, das Muster der Schönheit, sür welches der edle Spanier oder was
sich in spanischer Art aufputzend als solcher sühlt, und der kleine Lakai, der ost
mit ebenso schwülstigen wie unnützen galanten Sendschreiben beauftragt wird, scheint
Grimmassen zu schneiden und den emphatischen Gang seines Lerrn und Meisters
nachzuahmen. Das sind moralische Zeichnungen, zu welchen er eigene Stoffe und
Erzählungen benutzt. Der Erfinder des Rsveur, dessen ausgezeichneten Stich wir
in diesem Buche bringen, ist ein vornehmer Künstler.

Das 18. Jahrhundert bis zur Nevolution.

Gillot, Eisen, Gravelot, Watteau siild Charakterzeichner. Sie suchen keine
Äbertreibung, aber in ihrer Darstellung der Schönheit ist ein Lächeln. Die Zeich-
nungen von Eisen oder von Gravelot suchen vor allem Feinheit und Grazie.
Ihre Bücher niit Vignetten enthalten viele schöne, ganz dem Preise des Frauen-
körpers und des weiblichen Putzes gewidmete Seiten. Man könnte unter die sati-
rischen Zeichnungen oder Vignetten mit der Absicht der Komik Platten wie die

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