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Kaukasische Post: die deutsche Monatszeitung aus dem Südkaukasus — 9.1914 (5. Januar -16. August)

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No. 22 (1./14. Juni 1914)
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https://doi.org/10.11588/diglit.21957#0335
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22

St a u t a f i f a) e $ 0 f t.

ö

2lu8 all bem läfjt fta?, meine ta), leicht fd&Iie&en,
bau e£ im Sntercffe SDeutfd&IanbS märe, feine Untoerfb
täten ber ftubierenben $ugenb 9?nf5lanb3 nia)t $u oer-
fdfjliejjen* Mturbe^iehungen mit £)eutfd?lanb, bie in früher
$ugenb angeknüpft derben, ber erleua)tenbe (Sinflufs, ben
baS beutfcr)e Senken auf ba§ ruffifcb/e ausübt, — all ba§
finb unerfe|tiche SSerbünbete für bie Seutfdjen, au§ bem
3teta?e ber &o§en$ollern ebenfo toie aus bem ber £ab§*
bürget. Stuf folche 23erbüubete zu »ersten, erfdjeint me*
ntgfienS mir gang unberftänblic|. 2)enn bie ipunbcrte, um
nict/t zu fagen SEaufenbe junger Scute, bie in 3)eutf$tanb
enttoeber ihre SBtlbung beroollftänbigen ober, infolge ber
Unmöglichfeit, ruffifcb/e Uniberfitäten zu befucben, auf
beutfa)en ü)r ganzes ©tubium abfolbteren, werben nict/t
nur gu Prägern beutfa)er Kultur in§ rufftftt?e Seben,
fonbern aua) einer befonbern Vorliebe für ba3 SSolf, ba§
lufe Kultur gejRaffen.... %ä) fefye mcb/t ein, ma§ bie 3)eut*
;fa)en für ein ^uterefte ^aben könnten, biefe Präger nict/t
nur beutfctjer ^Uofopljie, fonbern and? beS ©ebanfenS
eines friebltdjen §lebeneinanberleben§ ^u^lanbS unb fetner
näd}ften Nachbarn bon fid) zu toetfen."—

1 R y ssla n d.

2tm 1. 3uni finbet, tote gemelbet, bie 3Tc 0 n a r ch e n*
e u t r e 0 u e in E 0 n fi a n z a ftatt. 3mn @ m J> f a n g
©. SR. b e § Ä a i f e t $ auf rumänifchem Boben werben gro§e
Vorbereitungen getroffen, Die Slttertyöchften rufftjehen ©äfie beS
rumanifc^en, SlönigS treffen am borgen beS erften 3uni in
Äanftanja ein, um am »Äbenb beSfetben SageS wteber bie WM--
reife anzutreten.

3u Bufarefier biplomatifa^en Greifen oerlautet, bafj ber
2)itntfter beS 2leufjern Safonow einen Sag oor ber Stnfunft
beS 3aren in Bufareft eintreffen werbe, um bort Verhanbtungen
Zu Pflegen. Von Bufareft fährt ©afonoto naa) ©onftanza, wo
er ber Begegnung beS 3<^en mit 5tönig (Sarol beiwohnen wirb.

Die rumänifa)e treffe gibt ihrer $reube über ben beoor«
i ftehenben ^o^en Befuch äluSbrud: „Sa ^olitique", baS Drgan
ber fonferoatioen Partei Rumäniens fchreibt: „9<tach bem Sage,
an welchem Äöntg ßarol bei bem ber Deputatton feinet preu^
fjifc^en DragouerregimentS oeranftatteten Diner in fo toarmen
2Iu§brüden feine S)anfbarfeit für ba§ ^utereffe au§brü(fte,
toettt)e§ Eaifer 2BüE)elm mö^renb ber SBalfanereigniffe befunbete,
ein ^nterefje, ba^ baju bettrug, bie Sanbe ber $reunbfa)aft,
ioela)e fett fo oieleu ^a^rut Rumänien mit bem ©eutfa^en
3ieict;e oerbinben, enger ju fnüpfen, naa) ben Sefunbungen ber
greunbfdjaft, bie unä mä^renb ber gleiten 3ett Oefterreia)*
Ungarn niemals 51t geben aufhörte, ift bie §o^e unb ganj be*
fonbere Slufmerffamfeit, bie un§ ber rujfifa^e Eaifer befunbet,
ein neuer ©egenfianb tiefer nationaler g^ube, meil fie unä
bemeift, ba§ Rumänien, mol;in immer es i'ia) meubet, nur gute
unb maa)ttge greunbe ^at.

£)em „^Berliner Sageblatt" mirb aul 23ufarejt berietet:
„...Sn i)otitifa)en Greifen oerlautet, biefer Sefud) ioerbe öiet-
leidjt größere Sebeutung ^aben als ber Söufatefier ^rieben.
3iu§lanb ioill tatfäa)lta) alles oerfudjen, Rumänien enbgültig
3u gewinnen. @0 tuirb aua) oerfia)ert, ba^ 3? u fei a n b be-

reit ift, einen Seit $effarabten§ an ^uma*
n i e n 3 u r ü d 3 u e r ft a 11 e n. föumaniföe ^olitifc^e Greife
befa^äftigt ber eoentueEe ©intritt biefe§ ©reigniffes fe^r. Wlan
arbeitet barauf fytn, bafe ber SSefua^ mit grofcer Segeifterung
aufgenommen ioirb.

5Die treffe ftufeert tnbeffen boa> auc^i SBebenfen. <So ftreibt
ber liberale „2lbeoerut": „Der Sefua) beS Baren unb ©afo»
noto§ bebeutet jmar einen Erfolg Rumäniens in ber au^toär*
tigen ^olitif, oerurfac^t aber tro|bem bem König ßarot unb
unferer Regierung Seforgui§. ^htfetanb fa^eint barauf bebadjt,
bem Sefua) einen mel;r oftentatioen ©^arafter gegen Defterreicb
unb bie Dreibunbpolitif geben 51t mo'ilen, ioa§ unferen leitenben
Greifen ein wenig gutoiber ift." —

2) e r g e i e r ber (S n t £; ü t l u n g be§ © e n f»
malSEatfer SXlejanberl. in Ei feinen; mirb
mit SlHer^öa^fter ©enel;migung auc^ eine Deputation beutfdjer
Eotoniften SeffarabienS beiwohnen,

gürft 2). © io i a t 0 p 0 t i * Tl i r 3 f t, ber im
3a^re 1904 als Mintfter beS Suner eine neue Slera beS 33er*
trauen» in ben Beziehungen groifa)en Regierung unb 2Sot! an^
guba^nen oer^iefe, ift 57 3a$te alt in Petersburg am ^erjfd^lag
geftorben. 9luv fieben 3Konate, fc^reibt bie „SW. ©. 3.", ^atte
bie a)iinifterlaufba^n beS gürfien gebauert, 00m 3luguft 1904,
nadj ^le^ioeS Sobe, bis zum 28. Januar 1905. Die $ebe, bie
er beim eintritt beS 3)JinifteramtS oor ben Beamten feines SEef*
forts gehalten, machte t§n, ber fa?on je^n 3a^re im 3JMnifterium
beS Tunern üerfa^iebene §ofye 3lemter befteibet £)atte, plö^tta^
Ztt einer ber poputärften ^erfbnlta^feiten im 9ietdj. ©0 fe^r
entfpraa^ fein 2öort 00m Vertrauen unb 2Bo§ttootten, bafe bie
Beziehungen ber Regierung zum Bolf unb z« ben Organen
ber ©elbftoerioattung befttmmen foUte, ber ©e^nfu^t beS
SanbeS. 2Sela;e Eluft ber Slnfc^auungen ztoifa;en D. ©rojas
topotf»9)arS!t unb feinen 3^aa)folgern liegt, geigen u. a. feine
bamals au bie Vertreter ber treffe genuteten Sßorte, mela)e
anerfannten, bafe bie greife, roenn fie aufric^tty unb roo^l«
tooHenb bie Bebürfniffe beS BolfS unb ber ©efeUfdjaft oertritt,
ber Regierung eine loefentlia^e ^itfe in ber Verwaltung beS
SanoeS fei. 2lua) gegen bie ^uben fachte er ein geredeter 2lb*
miuiftrator zu fein. Ueberatt, wo er ^woox als ©ouoerneur
tätig mar, l;atte er ein freunblia)eS 2lnbettfen Ijnnterlaffen,
roaS er feinem ©erea)ttgfeitS1tnn zu öerbanfen ^atte. Die
örtliche ©elbftüerwaltung ^atte er naa) Gräften gefbrbert.

Senc wenigen SBorte üon „Vertrauen", „SBo^lrooHen"
unb „@ered)tigfeit" zünbeten unb entfachten in ber ©ffettfc^aft
bie alte Hoffnung auf Reformen zu neuer unb größerer Eraft.
Allgemein erwartete man nun, bafe ben SSorten aud) Säten
folgen würben, bie ber tangwcu)renben Eampffiimmung in ben
wea)fetfettigen Beziehungen ber Regierung unb ©efeEfa;aft ein
@nbe bereiten unb bie 9ieformarbeit einleiten würben. Doch bie
greubigfeit bauerte nicht lange; in wenigen "Monaten waren
bie reaktionären ©lemente wieber obenauf unb ©wiatopotf*
Wlix&ti fah ftch in feinen Beftrebungen gefeffelt unb gelähmt;
im Sanitär 1905 trat er 00m Sftintfteramt zurua*> um tu
OöÜtger Vergeffenheit, fern 0011 jeber Beziehung zu ben (Staats*
gefchäften unb ben S^egierungSfreifen fein Seben gu befchltefeen;
als ftiüer Beobachter beS weiteren SaufS ber ®efd)ide beS
SanbeS, bem er eine beffere 3ufunft bringen wollte. —
 
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