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Kunst- und Denkmalpflege in Schlesien: Niederschlesien — 2.1939

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Troche, Ernst Günter: Die einzige Radierung von Carl Gotthard Langhans
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https://doi.org/10.11588/diglit.19995#0070
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Ernst Günter Troche

Die einzige Radierung von Carl Gotthard Langhans

Carl Gotthard. Langhans war ein methodischer Geist. Entsprossen aus
einer Ahnenfolge, in der angesehene und gelehrte Schulmänner stan-
den, und die in ihrem protestantischen Bekenntnis auch während der
bedrängnisvollen Zeiten der Habsburger Herrschaft nicht wankend
geworden war, wurde sein Geist von Kindheit an mit Gründlichkeit
zn jener Disziplin und Verstandesklarheit durchgebildet, die gerade
einem Architekten wesentlichstes Rüstzeug sein muß. So stellt er nicht
eben die häufigste, aber gewiß auch nicht die schlechteste Ausformung
des Schlesiertumes dar, wie wir sie gerade in den geistig führenden,
oft in die Siedlerzeit hinabreichenden Familien der Städte finden.
Es gab Eür ihn daher, als ihm die Frage nahe! rat. auch nicht das Eiehen-
dorffische Schwanken zwischen Nord und Süd, Berlin und Wien. Er
wußte, daß seine Kunst kaum der Abwandelung bedurfte,um preußi-
scher Stil zu werden. In Langhans verkörpert sich geradezu die Kehrt-
wendung der schlesischen Blickrichtung, und es spricht doch für die
nie einseitig abzustempelnde Vielfalt verborgener Möglichkeiten
unserer Landschaft, daß schon so bald nach einer Zeit, als alle künst-
lerische — auch die architektonische — Gestaltung noch aus tief
irrationalen Gründen zu (ließen schien, sich ein Genius des auf geklär-
ten und bewußten Denkens erhol), der web über die I leimatgrenzen
hinaus Geltung beanspruchen durfte. Eine solche Einstellung for-
derte freilich jetzt der Zeitgeist des Klassizismus: man darf aber
hinzufügen, daß in Schlesien ohne die preußische Eroberung die
Richtung Langhaus' kaum in die erste Reihe getreten wäre.
Langhans hat sich mehrmals in pädagogischer Absicht an seine Mit-
welt gewandt. Seine ständige Arbeitsüberbürdung scheint ihn aber
an der weiteren Verfolgung mancher Lieblingspläne gehindert zu
haben. Nur wenig bekannt sind seine „Practischen Beiträge für den
Geschmack in der Baukunst", von denen er 17S4 einen ersten Teil in
Breslau herausgab, in der Absicht, seine Entwürfe und auch aus-
geführte Werke laufend öffentlich bekannt zu machen. Es kam dann
aber zu keiner weiteren Eolge.

Dieses einzig erschienene Heft ist äußerst selten geworden. Keine
der großen preußischen Bibliotheken besitzt es, und mir ist allein
das erst jüngst erworbene Exemplar der Staatlichen Kunstbibliothek
in Berlin bekannt geworden1). Ein anderes hat Walther Hinrichs zu

') Der Freundlichkeit von Herrn Direktor Hermann Schmitz danke ich es, daß ich
das Exemplar in Breslau benutzen durfte.

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