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Kunst- und Denkmalpflege in Schlesien: Niederschlesien — 2.1939

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Meinert, Günther: Heinrich Boshardt: ein Maler des 19. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19995#0179
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Günther Meinert

Heinrich Boshardt, ein Maler des 19. Jahrhunderts

Unmittelbar an der Straße Breslau —Neumarkt —Liegnitz liegt das
jetzt zum Stadtkreis Breslau gehörige Schlößchen Deutseh Lissa. Die
Anlage des Grundrisses, die Kellergeschosse und das teilweise er-
haltene Erdgeschoßgewölbe lassen einen umfassenden Um- bzw.
Neubau vom Ende des 16. Jahrhunderts erkennen; es ist der Typ
des regelmäßigen, vierflügeligen, mit Ecktürmen, Wall und Graben
bewehrten Landschlosses, wie es sich zuerst in Frankreich in dieser
charakteristischen Form im 16. Jahrhundert entwickelt hat. Das heu-
tige Aussehen geht auf eine Neugestaltung der Fassaden im Anfang
des 18. Jahrhunderts zurück. Um das Jahr 1840 stattete man eine
Reihe von fnnenräumen im Geschmack der Zeit neu aus, es handelte
sich dabei neben anderen Räumlichkeiten vor allem um das Treppen-
haus und den im Hauptgeschoß gelegenen Speisesaal. Dieser im
übrigen schlicht gestaltete Raum wurde 1841/42 durch den Breslauer
Maler Heinrich Boshardt ausgemalt und mit einer Folge al fresco
ausgeführter Ansichten aus Breslau und seiner Umgebung ausge-
stattet. Die Fresken wurden im Frühjahr 1917 durch die Maler
Drobek und Lange gereinigt und die wenigen beschädigten Stellen
wieder hergestellt. Aus Briefen des Sekretärs Haendler an den da-
maligen Besitzer von Schloß Deutsch Eissa. einen Grafen von Wylich
und Lottum, aus dem Jahr 1841 und aus Mahnbriefen Boshardts wegen
säumiger Bezahlung von 1842 geht hervor, dal? Boshardt neben den
Malereien im Speisesaal, die mit 200 Talern veranschlagt worden
waren, noch andere umfangreiche Arbeiten zu erledigen hatte, zu
deren Durchführung cm- noch Hilfskräfte heranzog. Bereits im Jahre
1857 war .Boshardt für Schloß Deutsch Eissa tätig gewesen, dies gellt
aus einer an einer Spiegelkonsole im Friedrichssaal im 2. Stock an-
gebrachten Inschrift hervor, die so lautet: „Heinrich Boshardt kam
aus Zürich aus der Schweitz und malte in diesem Hause die untere
Etage beim Herrn Grafen Minister von Lottum vom 1. Februar Ins
zum I.Juli 1837 um 700 Rthlr." Über Boshardts sonstige künstlerische
Tätigkeit ist noch nichts bekannt. Sicher ist nur, daß er in der
Schweiz geboren wurde, um 1840 in Breslau tätig war1) und später

') In der Sdiles. Zeitung vom 19. Oktober 1816 zeigt der Maler R. Biow an. er
habe I lein l ieh Boßhardt als Gehilfen bei sich eingestellt und beabsichtige, diesem
- nebenbei seinem künftigen Schwiegersohn — sein Geschäft zu übergehen.
Biow muß bald darauf verstorben sein, denn im Adreßbuch von 1837 findet sieh
nur noch eine verwitwete Maler 15. Biow. wohnhaft Schmiedebrücke 33. Mitteilung
I )r. von I [oerner.

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