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Kunst- und Denkmalpflege in Schlesien: Niederschlesien — 2.1939

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Troche, Ernst Günter: Die einzige Radierung von Carl Gotthard Langhans
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https://doi.org/10.11588/diglit.19995#0073
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mir vorliegenden Exemplar nur deren Anfangsbuchstaben stehen1).
Von radierten Platten ließ sieh naturgemäß nur eine beschränkte
Anzahl von Abzügen herstellen. Jedenfalls ist also nicht ein Mangel
an „gütiger Aufnahme" der Grund dafür gewesen, daß weitere
Folgen ausblieben.

Der Bau hat die Form einer spitzen, gecpiäderten Pyramide, vor die
auf allen vier Seiten gleichartige Eingangshallen in griechischem
Stil mit Dreiecksgiebeln, bekrönt von kleinen Sarkophagen, gelegt
sind. Das Innere ist ein Rund mit kassettierter Kuppel nach der Art
des römischen Pantheons; die Kuppel wird von einem Gebälk und
acht Säulen getragen. Zwischen den Säulen befinden sich abwech-
selnd die rechteckigen Räume der Eingänge und halbrunde Nischen
mit Velsen in vertieften Medaillons. In der Mitte steht der marmorne
Sarkophag.

Auf der ersten Seite des Heftes war, wie schon gesagt, eine Ansicht
dieses Mausoleums in seiner gedachten landschaftlichen Situation zu
sehen. Das Monument steht auf einer leichten Anhöhe vor einem
düsteren Hain, ein Feldweg führt hinauf. Links leitet eine ernste
Pappelallee in die Tiefe, rechts überspannt eine Brücke den stillen
Wasserlauf, der auch den Vordergrund durchzieht und den Bezirk
wie eine Insel feierlich einkreist. Es ist ein Idealbild desselben
Geistes, der die Rousseau-Insel im Park zu Wörlitz damals in der
Wirklichkeit schuf.

Das Blatt ist als Radierung eine zarte, wenn auch wenig anspruchs-
volle Arbeit. Leicht und unbesorgt ist die ritzende Nadel über die
Platte geführt worden, mit den verzeihlichen Freiheiten, aber auch
der stillen Ferienfreude eines auf diesem Gebiete Dilettierenden.
Die Städtischen Kunstsammlungen in Breslau besitzen von der
Platte einen Probedruck. Das Papier ist das gleiche wie das, auf dem
der spätere Druck erfolgte; der Papierrand ist auf drei Seiten (oben
und seitlich) noch unbeschnitten, und das lateinische Motto noch
ungedruckt. Mit Blau und Grau ist das Blatt leicht koloriert, es
fehlt aber das Grün der Bäume. In alter Tintenschrift steht rechts
unten der Name: Langhans. Dies bekräftigt die von vornhinein
nächstliegende Vermutung, daß Langhans selbst hier einen Radier-
versuch wagte, nicht etwa auch jener „Architect aus Sachsen". Lang-
hans hat vielleicht mit Absicht diese Leistung unerwähnt gelassen,
denn das „Zutrauen auf seine Werke" galt doch wohl eher, und mit
größerem Recht, der Architektur.

*) Vielleicht trägt die andere Auflage auch einen leicht veränderten Titel, denn Hin-
richs (S. 37) zitiert: „Practische Beiträge zur Bildung des Geschmacks in der Baukunst".

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