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BAUERNHÄUSER IM KIRCHSPIEL
Garding
Dreilandenkoog,Nr. io, Harmonie-Hauberg, Besitzer ]acob Hartwig:
Im rechten Giebel über der Looeinfahrt „1846“ in eisernen Mauerankern. Die gleiche
Zahl mit dem Buchstaben „A“ im Oberlicht der Tür zur Diele des Vörhus.
Der östliche Teil des Mauerwerks und der Vierkant älter als 1846. Dort das Mauer-
werk teilweise noch in Klosterziegeln und Lehm aufgemauert, während im älteren Teil
des Vierkantes die vier Eichenständer schräg stehen, im westlichen dagegen zwei Kiefern-
ständer senkrecht. Demnach wurde der Hauberg 1846 seitlich etwas breiter nach Westen
verlängert. Der „Kern“, der alte Teil des Vierkantes, stammt nach Saeftel (S. 22) von
1680—1700. Vörhus und Achterhus unter gemeinsamem Dach. An der Südseite des Vör-
hus liegt der Eingang in die alte Querdiele mit breitem Spitzgiebel, der an den Giebel-
schrägen eingebundene Schrägschichten in Dreiecksfeldern hat. Die südlichen Mauerflächen
des Vörhus und teilweise auch das Achterhus weiß geschlemmt. Hübsche, in acht Felder
aufgeteilte, zweiflügelige Tür von 1846 mit Messingklopfer in Form einer Schlange,
wohl älter als die Tür, vielleicht noch 18. Jhdt. — Vor der Ostseite des Vörhus großer
Garten mit altem Baumbestand.
^Südermarsch, Stuckshof, Hauberg „Michelsen“:
1905 abgebrochen. Nach der Beschreibung von Mühle: „Einer der schönsten und noch
besterhaltenen Hauberge .... Die nach Süden gerichtete Hauptfront ist mit Ziegeln ver-
blendet und mit dunkel gesinterten Steinen verziert. Eine Rokokotür führt in die gleichfalls
als Speiseraum bestimmte geräumige Hauptdiele, welche mit Sandsteinplatten gepflastert ist.
Von der Decke hing ein reich verzierter Messingkronleuchter, der vielleicht in Lübecker
Werkstätten gearbeitet war. Reiche Messing-und Eisenbeschläge zieren die Türen, welche
mit Glasfüllungen und geschwungenen Sprossen versehen sind. Die zur linken Hand be-
findliche Hauptwohnstube ist an den Wandbetten mit der reicheren barocken Archi-
tektur geschmückt. (Die Wände mit Fliesen verkleidet, die Sockelzone mit zwei Reihen
dunklerer Fliesen abgesetzt, ähnlich auch die Türumrahmungen durch eine Reihe Fliesen
mit fortlaufender Darstellung von allegorischen Figuren, Blatt- und Rankenwerk hervor-
gehoben.) Eine zweite Bettwand für drei Bettkojen findet sich in der östlichen Kammer, die
symmetrisch zu den Deckenbalken angeordnet und gleichfalls mit reichem Schnitzwerkver-
sehen ist. Besonders eigenartig ist hier die Anordnung einer doppelten Wand vor den Bett-
kojen, welche nicht anders zu erklären ist, als daß hierdurch die Anbringung der Zug-
gardinen erleichtert werden sollte. Die Küche hat einen offenen Herd und ist mit zwei
Fenstern versehen, welche nach den Betten des Hausherren und der Hausfrau führen, und
so der Herrschaft ermöglichen, aus dem Bett heraus die Küche und einen Teil der Bett-
verschläge der Dienerschaft zu übersehen.“(„Das Bauernhaus“, Dresden, 1906, S. 119L;
Abb. S. 120, Nr. 30—33; Taf. 6, Abb. 9-—11.)
Nach Theodor Möller fand man beim Abbruch einen Balken mit der eingeschnittenen
Jahreszahl 1555. Das Haus hatte eine Länge von 38 m, Breite von 24 m; acht etwa 10 m
hohe Kiefernständer mit einer Stärke von 42x42 cm. Vierkantbreite etwa 8,50m und Vier-
kanttiefe etwa 17,70 m; demnach einer der „ältesten, größten und schönsten“ Hauberge.
Saeftel (S. 31) dagegen vermutet, da man nicht mehr weiß, wo dieser Balken mit der Jahres-
zahl gesessen hat, daß er möglicherweise älter als der Hauberg selbst, aus einem älteren
BAUERNHÄUSER IM KIRCHSPIEL
Garding
Dreilandenkoog,Nr. io, Harmonie-Hauberg, Besitzer ]acob Hartwig:
Im rechten Giebel über der Looeinfahrt „1846“ in eisernen Mauerankern. Die gleiche
Zahl mit dem Buchstaben „A“ im Oberlicht der Tür zur Diele des Vörhus.
Der östliche Teil des Mauerwerks und der Vierkant älter als 1846. Dort das Mauer-
werk teilweise noch in Klosterziegeln und Lehm aufgemauert, während im älteren Teil
des Vierkantes die vier Eichenständer schräg stehen, im westlichen dagegen zwei Kiefern-
ständer senkrecht. Demnach wurde der Hauberg 1846 seitlich etwas breiter nach Westen
verlängert. Der „Kern“, der alte Teil des Vierkantes, stammt nach Saeftel (S. 22) von
1680—1700. Vörhus und Achterhus unter gemeinsamem Dach. An der Südseite des Vör-
hus liegt der Eingang in die alte Querdiele mit breitem Spitzgiebel, der an den Giebel-
schrägen eingebundene Schrägschichten in Dreiecksfeldern hat. Die südlichen Mauerflächen
des Vörhus und teilweise auch das Achterhus weiß geschlemmt. Hübsche, in acht Felder
aufgeteilte, zweiflügelige Tür von 1846 mit Messingklopfer in Form einer Schlange,
wohl älter als die Tür, vielleicht noch 18. Jhdt. — Vor der Ostseite des Vörhus großer
Garten mit altem Baumbestand.
^Südermarsch, Stuckshof, Hauberg „Michelsen“:
1905 abgebrochen. Nach der Beschreibung von Mühle: „Einer der schönsten und noch
besterhaltenen Hauberge .... Die nach Süden gerichtete Hauptfront ist mit Ziegeln ver-
blendet und mit dunkel gesinterten Steinen verziert. Eine Rokokotür führt in die gleichfalls
als Speiseraum bestimmte geräumige Hauptdiele, welche mit Sandsteinplatten gepflastert ist.
Von der Decke hing ein reich verzierter Messingkronleuchter, der vielleicht in Lübecker
Werkstätten gearbeitet war. Reiche Messing-und Eisenbeschläge zieren die Türen, welche
mit Glasfüllungen und geschwungenen Sprossen versehen sind. Die zur linken Hand be-
findliche Hauptwohnstube ist an den Wandbetten mit der reicheren barocken Archi-
tektur geschmückt. (Die Wände mit Fliesen verkleidet, die Sockelzone mit zwei Reihen
dunklerer Fliesen abgesetzt, ähnlich auch die Türumrahmungen durch eine Reihe Fliesen
mit fortlaufender Darstellung von allegorischen Figuren, Blatt- und Rankenwerk hervor-
gehoben.) Eine zweite Bettwand für drei Bettkojen findet sich in der östlichen Kammer, die
symmetrisch zu den Deckenbalken angeordnet und gleichfalls mit reichem Schnitzwerkver-
sehen ist. Besonders eigenartig ist hier die Anordnung einer doppelten Wand vor den Bett-
kojen, welche nicht anders zu erklären ist, als daß hierdurch die Anbringung der Zug-
gardinen erleichtert werden sollte. Die Küche hat einen offenen Herd und ist mit zwei
Fenstern versehen, welche nach den Betten des Hausherren und der Hausfrau führen, und
so der Herrschaft ermöglichen, aus dem Bett heraus die Küche und einen Teil der Bett-
verschläge der Dienerschaft zu übersehen.“(„Das Bauernhaus“, Dresden, 1906, S. 119L;
Abb. S. 120, Nr. 30—33; Taf. 6, Abb. 9-—11.)
Nach Theodor Möller fand man beim Abbruch einen Balken mit der eingeschnittenen
Jahreszahl 1555. Das Haus hatte eine Länge von 38 m, Breite von 24 m; acht etwa 10 m
hohe Kiefernständer mit einer Stärke von 42x42 cm. Vierkantbreite etwa 8,50m und Vier-
kanttiefe etwa 17,70 m; demnach einer der „ältesten, größten und schönsten“ Hauberge.
Saeftel (S. 31) dagegen vermutet, da man nicht mehr weiß, wo dieser Balken mit der Jahres-
zahl gesessen hat, daß er möglicherweise älter als der Hauberg selbst, aus einem älteren