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Tönning
JOH. XIV. CHRISTINA HORNS GESTORBEN ANNO 1658 DEN 6 MARTI IHER
ALTES 28 JAHR. RUHE MEINE GODTSELIGE FRAW. DEIN UND /JÄ
MEIN JESUS WIRD DICH AM JÜNGSTEN TAGEZUMEWIGEN LEBEN
AUFERWECKEN. Darunter eine Hausmarke in kleiner, runder Kartusche:
Dann folgt nochmals eine Grabinschrift: ANNO 1651 DEN 18 OCTOBERS IST
DER SELLIGE JOHAN TIESEN SEINE DOCHTER MARIA IN GODT DEM
HERREN SELICH EINGESLAFEN IHRES ALTERS 10 Wochen etc ...
2. Alte Grabplatte : Beim Hause Markt Nr. 8 (Methmanns Hotel) ist vor einer Seiten-
türe als Trittstein eine alte Grabplatte erhalten.
Tugendreliefs : In einer Anlage aus Feldsteinen und Grabsteintrümmern südlich der Kirche
befinden sich u. a. zwei Steinreliefs (H. ca. 57, Br. 46 cm), Reste von einem Denkmal (oder
von Beischlägen ?), auf denen zwischen kleinen Schuppenpilastern, die einen mit Diamant-
bossen belegten Rundbogen tragen, die Figürchen von „FIDES“ und „SPES“ vor flachen
Nischen dargestellt sind, die ähnlich dem Altar zu Katharinenheerd von 1617, aber in
schwächerer Weise Stiche von Jakob Matham als Vorbilder erkennen lassen.
GARNISONKIRCHE
Baugeschichte: Die ehemalige Garnisonkirche (Sophienkirche) von Tönning lag
südlich der heutigen Westerstraße etwa dort, wo sich jetzt die Anlagen gegenüber dem Bahn-
hofsgebäude befinden, die aus dem einst zu ihr gehörigen Soldatenfriedhof entstanden sind.
Der 1694 entstandene und erst 1699 geweihte Bau hat ein merkwürdiges Schicksal
gehabt und im ganzen nur ein halbes Jahrhundert bestanden. Er war, nach den alten
Stadtplänen zu urteilen, ein langrechteckiges Haus von stattlicher Größe mit polygonalem
Chorschluß und nördlichem Anbau (wohl Sargkammer). Bereits ein Jahr nach ihrer Weihe
litt die Kirche der Überlieferung nach stark bei der damaligen Beschießung der Stadt. (Vgl.
dagegen allerdings die Notiz des Kommandanten Zacharias de Wulff auf seinem Festungs-
plan in „Leben und Taten Carls XII“, wo die Kirche bezeichnet ist als: „W: Die neue
Kirche für die Besatzung, welche am wenigsten (?) gelitten“.)
Jedenfalls wurde sie in den Jahren 1742/43 zum Waisenhause umgebaut und ihr
Inventar verstreut. Das Kirchensilber wurde z. T. in den Bestand der St. Laurentius-
Kirche übernommen, anderes (s. u.) kam in auswärtige Kirchen der Landschaft.
1748 wurde der Bau abgebrochen.
AUSSTATTUNG. Altar: Von der Ausstattung der Garnisonkirche ist erhalten der Altar,
der seit 1744 als Hauptaltar in der St. Martinskirche zu Tellingstedt im Gebrauch ist. —
Holz,' stark mit weißer Ölfarbe überstrichen. — Ein Mittelrelief mit bewegter Darstellung
des „Ölberggebetes“ flankiert von zwei schlanken, rundgeschlossenen Nischen, denen je
zwei hohe Säulen mit starken, sauber gearbeiteten Gebälken darüber vorgelegt sind. In den
Nischen die plastischen Figuren der Apostel Paulus und Petrus (?), letzterer mit einem
Beutel (Judas?) als Attribut. Das Ölbild (Abendmahl) in der Predella wohl nicht ursprüng-
lich. — Seitlich große Anschwünge aus gut geschnitztem Distelwerk. Über dem Gebälk
ein Ädikulaaufbau, dem eine große, heute neu beschriftete Kartusche vorgesetzt ist, da-
runter kleines, geschnitztes Wappenschild mit Kranich, der eine Schlange im Schnabel
hält. Die Ädikula ist flankiert von zwei sehr großen, stark bewegten Engeln in Gebets-
Tönning
JOH. XIV. CHRISTINA HORNS GESTORBEN ANNO 1658 DEN 6 MARTI IHER
ALTES 28 JAHR. RUHE MEINE GODTSELIGE FRAW. DEIN UND /JÄ
MEIN JESUS WIRD DICH AM JÜNGSTEN TAGEZUMEWIGEN LEBEN
AUFERWECKEN. Darunter eine Hausmarke in kleiner, runder Kartusche:
Dann folgt nochmals eine Grabinschrift: ANNO 1651 DEN 18 OCTOBERS IST
DER SELLIGE JOHAN TIESEN SEINE DOCHTER MARIA IN GODT DEM
HERREN SELICH EINGESLAFEN IHRES ALTERS 10 Wochen etc ...
2. Alte Grabplatte : Beim Hause Markt Nr. 8 (Methmanns Hotel) ist vor einer Seiten-
türe als Trittstein eine alte Grabplatte erhalten.
Tugendreliefs : In einer Anlage aus Feldsteinen und Grabsteintrümmern südlich der Kirche
befinden sich u. a. zwei Steinreliefs (H. ca. 57, Br. 46 cm), Reste von einem Denkmal (oder
von Beischlägen ?), auf denen zwischen kleinen Schuppenpilastern, die einen mit Diamant-
bossen belegten Rundbogen tragen, die Figürchen von „FIDES“ und „SPES“ vor flachen
Nischen dargestellt sind, die ähnlich dem Altar zu Katharinenheerd von 1617, aber in
schwächerer Weise Stiche von Jakob Matham als Vorbilder erkennen lassen.
GARNISONKIRCHE
Baugeschichte: Die ehemalige Garnisonkirche (Sophienkirche) von Tönning lag
südlich der heutigen Westerstraße etwa dort, wo sich jetzt die Anlagen gegenüber dem Bahn-
hofsgebäude befinden, die aus dem einst zu ihr gehörigen Soldatenfriedhof entstanden sind.
Der 1694 entstandene und erst 1699 geweihte Bau hat ein merkwürdiges Schicksal
gehabt und im ganzen nur ein halbes Jahrhundert bestanden. Er war, nach den alten
Stadtplänen zu urteilen, ein langrechteckiges Haus von stattlicher Größe mit polygonalem
Chorschluß und nördlichem Anbau (wohl Sargkammer). Bereits ein Jahr nach ihrer Weihe
litt die Kirche der Überlieferung nach stark bei der damaligen Beschießung der Stadt. (Vgl.
dagegen allerdings die Notiz des Kommandanten Zacharias de Wulff auf seinem Festungs-
plan in „Leben und Taten Carls XII“, wo die Kirche bezeichnet ist als: „W: Die neue
Kirche für die Besatzung, welche am wenigsten (?) gelitten“.)
Jedenfalls wurde sie in den Jahren 1742/43 zum Waisenhause umgebaut und ihr
Inventar verstreut. Das Kirchensilber wurde z. T. in den Bestand der St. Laurentius-
Kirche übernommen, anderes (s. u.) kam in auswärtige Kirchen der Landschaft.
1748 wurde der Bau abgebrochen.
AUSSTATTUNG. Altar: Von der Ausstattung der Garnisonkirche ist erhalten der Altar,
der seit 1744 als Hauptaltar in der St. Martinskirche zu Tellingstedt im Gebrauch ist. —
Holz,' stark mit weißer Ölfarbe überstrichen. — Ein Mittelrelief mit bewegter Darstellung
des „Ölberggebetes“ flankiert von zwei schlanken, rundgeschlossenen Nischen, denen je
zwei hohe Säulen mit starken, sauber gearbeiteten Gebälken darüber vorgelegt sind. In den
Nischen die plastischen Figuren der Apostel Paulus und Petrus (?), letzterer mit einem
Beutel (Judas?) als Attribut. Das Ölbild (Abendmahl) in der Predella wohl nicht ursprüng-
lich. — Seitlich große Anschwünge aus gut geschnitztem Distelwerk. Über dem Gebälk
ein Ädikulaaufbau, dem eine große, heute neu beschriftete Kartusche vorgesetzt ist, da-
runter kleines, geschnitztes Wappenschild mit Kranich, der eine Schlange im Schnabel
hält. Die Ädikula ist flankiert von zwei sehr großen, stark bewegten Engeln in Gebets-