Beiträge zur Vasenkunde.
Von
Ferdinand Duemmler.
Welche Bedeutung für die Kunstgeschichte die Analyse einer Gruppe
von Kunstwerken hat, welche wie die aus dem Epiktetischen Kreise hervor-
gegangenen Gefässe sich durch inschriftliche Zeugnisse als einer handwerks-
mässigen Tradition angehörig und zeitlich engbegrenzt erweisen, ist seit
Kleins grundlegenden Arbeiten anerkannt. Auch Weg und Ziel der Vasen-
forschung sind von Klein mit sicherem Takte bezeichnet worden. Wenn er
auch eine „scharfe Sonderung der einzelnen Künstlerpersönlichkeiten" vor-
läufig nicht für durchführbar hält*), so hat er wenigstens für Euphronios
in dieser Richtung einen Versuch unternommen, welcher in vieler Beziehung
musterhaft bleiben wird. Es ist ihm dabei auch nicht entgangen, dass die
Analyse der Vasenmaler über das Handwerk hinausführt und wiederholt
wird die Frage nach dem Verhältnis des Handwerks zur gleichzeitigen
monumentalen Kunst aufgeworfen, da die kunstgeschichtlichen Unterschiede
in den Werken jener Maler, welche sich aus der Verschiedenheit ihrer per-
sönlichen Manier nicht erklären lassen, nur bei der Annahme vollkommen
verständlich sind, „dass die Epoche, in der jene Männer wirkten, eine kunst-
geschichtlich bedeutungsvolle gewesen sei" 2). Es ist nicht Kleins Schuld,
wenn die Vorstellung, welche er sich von dem Verhältnis des Handwerks
zur monumentalen Kunst machte, jetzt einer Revision bedarf. Da er
Euphronios für einen Zeitgenossen des Polygnot hielt, musste ihm die grosse
Selbständigkeit auffallen, welche die handwerksmässigen Darstellungen der
gleichen Stoffe Polygnot gegenüber zeigten, und er kam zu dem Satze, dass
die Strömungen, die sich in den oberen Regionen der Kunst geltend machten,
') Euphronios2 S. 21.
■) Euphronios 2 S. 18.
Von
Ferdinand Duemmler.
Welche Bedeutung für die Kunstgeschichte die Analyse einer Gruppe
von Kunstwerken hat, welche wie die aus dem Epiktetischen Kreise hervor-
gegangenen Gefässe sich durch inschriftliche Zeugnisse als einer handwerks-
mässigen Tradition angehörig und zeitlich engbegrenzt erweisen, ist seit
Kleins grundlegenden Arbeiten anerkannt. Auch Weg und Ziel der Vasen-
forschung sind von Klein mit sicherem Takte bezeichnet worden. Wenn er
auch eine „scharfe Sonderung der einzelnen Künstlerpersönlichkeiten" vor-
läufig nicht für durchführbar hält*), so hat er wenigstens für Euphronios
in dieser Richtung einen Versuch unternommen, welcher in vieler Beziehung
musterhaft bleiben wird. Es ist ihm dabei auch nicht entgangen, dass die
Analyse der Vasenmaler über das Handwerk hinausführt und wiederholt
wird die Frage nach dem Verhältnis des Handwerks zur gleichzeitigen
monumentalen Kunst aufgeworfen, da die kunstgeschichtlichen Unterschiede
in den Werken jener Maler, welche sich aus der Verschiedenheit ihrer per-
sönlichen Manier nicht erklären lassen, nur bei der Annahme vollkommen
verständlich sind, „dass die Epoche, in der jene Männer wirkten, eine kunst-
geschichtlich bedeutungsvolle gewesen sei" 2). Es ist nicht Kleins Schuld,
wenn die Vorstellung, welche er sich von dem Verhältnis des Handwerks
zur monumentalen Kunst machte, jetzt einer Revision bedarf. Da er
Euphronios für einen Zeitgenossen des Polygnot hielt, musste ihm die grosse
Selbständigkeit auffallen, welche die handwerksmässigen Darstellungen der
gleichen Stoffe Polygnot gegenüber zeigten, und er kam zu dem Satze, dass
die Strömungen, die sich in den oberen Regionen der Kunst geltend machten,
') Euphronios2 S. 21.
■) Euphronios 2 S. 18.