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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Zimmern, Helen: Hubert Herkomer, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0014

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VI. Jahrgang. Heft I

i. Oktober 1890

—tzeransgegeüen von Friedrich Recht —

Die Knust für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3429, bahr. Verzeichnis Nr. 403, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1544) 3 Mark 60 Ps. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Hubert Herkomer

Von D. Zimmern


meinem ganzen Leben", sagt Hubert Herkomer,
" /,habe ich gern das, was ich wissen wollte, selber
ausfindig gemacht, und dies auch nur auf meine eigene
Weise. Bevor mir beim Erlernen irgend einer Arbeit
eine Methode zur Hälfte gezeigt ward, hatte ich eine
andre Ausführnngsart für die gleiche Arbeit im Sinne.
— Durch dieses Verlangen, etwas zu thnn, ohne ge-
nügende Vorkenntnisse zu haben, ist mein ganzer Lebens-
lauf charakterisiert worden. Gewiß erwachsen hieraus
Nachteile, aber ich habe dadurch die Kraft des un-
mittelbaren Ausdrucks gewonnen, gleichviel in welchem
Material ich einen künstlerischen Ausdruck zu erzielen
wünsche. Mein Leben ist im wesentlichen ein Leben der
Thätigkeit, des Schaffens, Gestaltens und Produzierens.
Diese Eigentümlichkeit hat sich nicht an mir zuerst gezeigt,
sie existierte schon in unsrer Familie seit zwei Genera-
tionen."

In diesen Worten des großen Künstlers liegt der
Kernpunkt seines ganzen Seins und Könnens. Als
Holzschneider und Radierer, Bildnismaler und Land-
schafter, Holzschnitzer, Musiker, Komponist und drama-
tischer Schriftsteller, Gründer und Direktor einer ganz
eigenartigen Kunstschule — in seiner ganzen vielseitigen
Wirksamkeit offenbart sich die in Hubert Herkomer
konzentrierte, von zwei Generationen tüchtiger Menschen
ererbte schöpferische Kraft. Sein Großvater, von Beruf
ein Maurer in dem bayerischen Dörfchen Waal, ver-
Huber! Hrrkomrr richtete Wunder in der Schlosserarbeit und der Ver

fertigung von allerlei, teils praktischen, teils kunstgewerb-
lichen Gegenständen. Daß es ihm nicht an künstlerischer Begabung fehlte, zeigte sich schon in seinen Knaben-
jahren. Denn als er einmal zu einem Silberschmied geschickt wurde und diesen nicht anwesend fand, begann er
an einer unvollendeten Kette, die ans dem Werktisch lag, weiter zu arbeiten und hatte, als der Meister znrück-
kehrte, ein Stück von eines Zolles Länge so gut fertig bekommen, daß es der Vorlage völlig gleichkam. Auch
unterrichtete er alle seine Söhne in der Holzschnitzerei, welche Kunst Hubert Herkomers Vater schließlich zum
Beruf erwählte. Aus der poetischen und lauteren Atmosphäre dieses dörflichen deutschen Heimwesens hervor-
gegangen, zeigte der Vater unsres Herkomer bald, daß Künstlerblut in ihm steckte. Während seiner Lehrzeit

Die Aunst für Alle VI 1

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