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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Zimmern, Helen: Hubert Herkomer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0045

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von 6. Zimmern



Sonderbare Folgerung, von L. Harburger (»4. Bd. isee)

Dame: „Essen Sie gerne KLje?" — Tischnachbar: „Wo denken Sie hin!" — Dame: „Ah, da sind Sie Wohl Idealist?'

Zeit meiner Arbeit ganz dieser Person an und niemandem weiter." Deshalb findet Herkomer aber auch, „daß
die Bildnismalerei die anstrengendste Arbeit der Welt" ist; und aus demselben Grunde bringen die besten
Porträts von seiner Hand die Persönlichkeit und den Charakter des Dargestellten so lebendig zur Anschauung,
wie dies selten in der Welt erreicht wird. Als Beispiele erwähnen wir nur die Bildnisse Wagners und
Tennhsons in Aquarellmalerei; in Öl das von Archibald Forbes; „Mein Vater"; „Der Rektor des
Trinity-College der Universität Cambridge;" und das Porträt der Miß Grant, jenes herrliche Bild eines
herrlichen Frauentypns, welches zu einem, unter dem Titel „Types of Women" nach und nach zur Ausführung
gelangenden Cyklus gehört. Es ist das als die „Dame in Weiß" bekannte Porträt, von dem das Publikum
überall bezaubert war, ganz Europa sprach und das eine endlose Zahl an das Original gerichteter Verse und
über dasselbe veröffentlichter Geschichten und Biographieen hervorgerufen hat.

Wir dürfen auch nicht unterlassen, Herkomer als Kupferstecher und Radierer zu erwähnen. Allbekannt
ist „My Portrait", jenes Meisterwerk, das uns den Maler selber zeigt, dessen Züge nicht wieder zu vergessen
sind; da ist ferner das hübsche deutsche Interieur, bekannt unter dem Namen „Großmütterchens Erzählung",
wo eine nette gemütliche Großmutter am Spinnrade dem neben ihr auf einem Fußschemel sitzenden Knaben
irgend ein altes Märchen erzählt; „Waiting for Relief", wie eine arme Mutter nebst ihren Kindern an der
Pforte des Armen-Asyls wartet; und das reizende Bild „Sorgen", so genannt nach dem sorgenvollen Ausdruck
in dem von langem Haar umrahmten Gesicht eines Schulmädchens. In seinen Radierungen, wie seinen Ge-
mälden, seinen Schwarzkunstblättern, überhaupt in allem, was er unternommen hat, entwickelt Herkomer seine
eigene Behandlungsweise, und er gedenkt stets ans diesem, von ihm eingeschlagenen Wege zu bleiben. „Die

Zeit der Extravaganzen", bemerkt er, „ist für mich vorüber. Ich hoffe jetzt", fügt er hinzu, „volle

Herrschaft über die Fähigkeit zu gewinnen, der ich trotz mancher gelegentlichen Exzentrizität einen Ruf in der
kunstliebenden Welt zu danken habe, wie er in solchem Grade einem Menschen selten schon in meinem Alter
zu teil wird."

In dieser letzten Äußerung Herkomers offenbart sich seine ganze geistige Veranlagung. Geboren mit
dem höchsten Kunsttrieb und die Grundlage des Handwerks nie verlassend (wie besonders sein Hausbau in
Bushey zeigt), ist er fortwährend thätig, etwas zu schaffen, zu entdecken, hervorzubringen. Er kann niemals ruhen und
 
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