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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0066

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Personal- und Atelicrnachrichten

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gegenwärtig an seinem Gemälde „Die Rückeroberung Ofens" und
einem reizenden dekorativen Bild, welches spielende Amoretten
zwischen blühenden Malvenzweigen darstellt. — An der für das
Freiheits-Denkmal ausgeschriebenen Konkurrenz werden sich von
den Budapester Künstlern Alois Strobl, Joseph Rüna,
Karl Senyei und Georg Zala beteiligen. — Karl Lotz
hat unlängst die Skizze seines für den Prunksaal der ungarischen
Akademie der Wissenschaften neuerlich zu malenden Wandgemäldes
vollendet, welches, wenn es zur Ausführung gelangt, eine würdige
Fortsetzung des ersten Freskobildes des ausgezeichneten Meisters
sein wird. Sowie jenes, besteht auch die neuere Farbenskizze
aus drei Teilen. In der Mitte sitzt König Mathias, umgeben
von seinen Gelehrten. Auf dem von dieser Gruppe links befind-
lichen Teil nimmt den Mittelplatz Kardinal PLzmäny ein, seine
Lehren verkündend. Zu seiner Linken disputieren protestantische
Theologen. Auf dem rechts befindlichen Teil gruppieren sich die
hervorragenderen Gestalten der Litteratur des 16. und 17. Jahr-
hunderts. Karl Lotz wurde auch von seiten des Budapester
Nationalkasinos ausgesordert, das während des Sommers mit
großem Kostenaufwand neu hergestellte, prachtvolle Treppenhaus
zu dekorieren. Der hervorragende Künstler gedenkt in dem Stiegen-
hause jene Szene zu malen, wie Graf Stefan Szechenyi sich mit
seinen Freunden über die Gründung des Kasinos beratschlagt.

— Bela Spänyi, der bekannte ungarische Landschaftsmaler, ist
von München zurückgekehrt und macht die Donau entlang Skizzen
für seine später auszuführenden Sumpflandschaften. — Heinrich
Pap, der talentierte junge Maler, malt ein größeres Genrebild
für die Winter-Ausstellung, welches die Einreihung von Rekruten
vorstellt. Neben dem im rauchgeschwärzten Dorfzimmer lang
hingestreckten Tisch sitzt der assentierende Hauptmann, hinter ihm
steht der junge Leutnant, einen flüchtigen Blick auf die Gruppe
der Rekruten werfend. Das gut gruppierte und gut charakterisierte
Bild wird eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten der Aus-
stellung der Gesellschaft für bildende Künste sein. — August
Mannheimer arbeitet seine aus der Insel Capri gesammelten
Skizzen aus, unter welchen besonders eine Prozession mit den
charakteristischen Gruppen der Geistlichen und des italienischen
Volkes hervorragt. — Julius Stetka hat vor einigen Tagen
das Porträt des Königs Franz Joseph I. abgehen lassen, welches
er für die Stadt Fiume malte. Das Bild stellt den Monarchen
in ungarischer Generalsuniform vor. — Max Bruck malt eine
Gipsgießerwerkstätte für die Winter-Ausstellung. Auf dem Bilde
ist der alte Gipsgießer eben damit beschäftigt, die verschiedenen
Teile einer Amorette zusammenzufügen. Seiner Arbeit sehen zwei
junge Mädchen zu, und das aus ihren Lippen zum Vorschein kom-
mende Lächeln besagt, daß sie es als eine nicht für ihn passende
Beschäftigung halten, sich mit Amoretten zu befassen.

* Dresden. Bei der Kunstakademie steht der Abgang des
Professors Gönne bevor. Auch Professor H änel hat wiederholt
die Absicht ausgesprochen, seinen Abschied zu nehmen. Ob er sie
früher oder später ausführt, steht dahin. Für den verstorbenen
Professor Knebel ist ein Ersatz an der Akademie der Künste noch
nicht beschafft worden. Die Vervollständigung der Lehrkräfte
dürste bis zur Neugestaltung der Akademie ruhen, welche nach dem
Neubau des Akademiegebäudes vorgenommen werden soll. Der
Lehrstuhl der Kupferstecherkunst ist seit dem Tode Prof. Gruners,
fast ein Jahrzehnt, unbesetzt geblieben. Neuerdings hat das
Ministerium des Innern auf einen Antrag des akademischen Rates
beschlossen, dem Kupferstecher und Radierer Ludwig Otto ein
Stipendium zu erteilen, damit er sich in Berlin unter Karl
Köppings Leitung ein Jahr lang weiter bilde. Otto hat seiner
Zeit für das archäologische Reichsinstitut die Tanagrafiguren in
einem großen Werke radiert. Ihm wurden auch infolge dessen die
Radierungen der Renaissancebüsten im Berliner Museum aus
Direktor Bades Antrag von der Generalverwaltung dieses Instituts
übertragen, als es galt, dem verstorbenen Kaiser Friedrich zur
silbernen Hochzeit eine würdige Festschrift darzubringen. Neuer-
dings hat er unter anderm eines der kleinen Bildnisse von Frans
HalS in der Dresdener Gemäldegalerie sehr geschickt radiert.

tb. Aus Rom wird uns geschrieben: Bildhauer Sommer
ist soeben mit der Ausarbeitung einer gewaltigen Centaurengruppe

— Brunnenfigur eines eine Schlange erdrückenden Centauren —
beschäftigt. Das Werk ist für Bremen bestimmt. Sommer hat

— zur Notiz für alle Kunstfreunde — seine Werkstücke jetzt in
dem verlassenen Atelier von Stauffer-Bern (Via dlar^ntta 54)
aufgeschlagen.

— Bremen. Arthur Fitger vollendete am 4. Oftober
sein 50. Lebensjahr. Die litterarischen Kreise Bremens ließen es
sich nicht nehmen, diesen Tag festlich zu begehen. Der Jubilar

las im enge» Kreise — nur 70—80 Personen waren zugelassen,
da Fitger große Festlichkeiten nicht liebt — einige Märchen und
Lieder vor, in denen sich Gedankentiefe mit pöesievoller Sprache
vereinigten. Bei dem dann folgenden Festmahl war vr. Bult-
haupt der berufene Festredner auf den Jubilar. In schwung-
vollen, tief empfundenen Worten charakterisierte Bulthaupt den
Dichter. Fitger antwortete mit einem Hoch auf die Lickerarische
Gesellschaft, an deren Wiege er gestanden und die er als sein
liebstes Kind bezeichnete. Bildhauer Kropp feierte den Jubilar
als Maler, Archivar Or. v. Rippen als guten Bremer und ver-
dienstvollen Historiker, der in seinem „Adalbert von Bremen" be-
merkenswerte Anregungen gegeben habe. Auch wir wünschen dem
hochverehrten Maler und Dichter von Herzen alles Gute und
Schöne zu diesem Ehrentage. — Am 29. September ieicrle
Andreas Achenbach in Düsseldorf seinen 75. Geburtstag. Vor
fünf Jahren, zum 70. Geburtstage, haben wir bereits den trefflichen
Künstler in Wort und Bild unfern Lesern vorgestellt, wir benützen
aber gern die Gelegenheit, um uns auch jetzt unter die Glück-
wünschenden zu mischen.

— Berlin. Professor Fritz Werner hat nach zwei-
jähriger Arbeit ein von der Nationalgalerie ihm bestelltes Bild
„Enthüllung des Denkmals der Königin Luise im Tiergarten zu
Berlin am 10. März 1880" vollendet. Mit großem Geschick hat
der Künstler die Schwierigkeit, eine große Anzahl von Figuren,
meist noch dazu Porträts, aus kleinem Raume unterzubringen, ge-
löst, indem er im Mittelgründe vor einem Zelt Kaiser Wilhelm
und den Hof gruppierte, während im Vordergründe halbkreis-
förmig die sonstigen Notabilitäten Berlins angeordnct sind.
Hunderte von Personen hat so der Künstler mit größter Porträt-
ähnlichkeit dargestellt, eine immense Arbeit, deren Umfang und
Bedeutung erst klar hervortritt, wenn man die zur Zeit bei
Schulte ausgestellten Bildnisstudien des Künstlers mustert. Das
ganze Bild ist, entsprechend dem Wetter des Enthüllungstages,
in dem intensiven Lichte eines klaren sonnigen Märztages ge-
halten.

— Salzburg. Toni Grubhoser, der liebenswürdige,
mit Pinsel und Stift gleich gewandte Tiroler Künstler, hat im
Laufe des vergangenen Sommers den Lescsaal des Hotel Europe
hier mit figürlichen Darstellungen und Stillleben, die Jahreszeiten
darstellend, sowie Landschaften aus der Umgegend Salzburgs
geschmückt. Die Bilder sind in Tempera ausgeführt.

— Budapest. In der jüngsten Ausschußsitzung der Ge-
sellschaft für bildende Kunst erwähnte der Sekretär vr. Szmrecsänyi
in seinem Berichte über seine Reisen im Auslande auch, daß
Munkacsy für das Parlamenthaus wahrscheinlich ein großes
historisches Bild malen werde, und wenn der Künstler demnächst,
wie er beabsichtigt, nach Budapest kommt, dürfte die Bestellung
erfolgen. Munkacsy harrt seit langem der Gelegenheit, für Un-
garn ein größeres Werk zu schaffen, und diese Gelegenheit bietet
sich ihm jetzt dar.

— Wien. Der Maler Charles Wilda hat bei den Kaiser-
jagden zu Radmer im allerhöchsten Aufträge verschiedene Skizzen
ausgenommen. Der junge Künstler ist als Orientmaler bekannt
und im Pariser Salon prämiiert.

O. v. H. Den 26. September d. I. starb der Maler Wil-
liam August Shade. Er wurde den 19. November 1848 in
New-Aork von deutschen Eltern geboren und erhielt seine Erziehung
in Chicago. In seinem 19. Jahre kam er nach Düsseldrrf, wo
er sich bald einen sehr geschätzten Namen erwarb. Unter anderm
malte er mehrere Bilder und Porträts für den Prinzen von Wied.
Ein plötzlich auftretcndcs heftiges Lungenleiden zwang ihn jedoch,
Düsseldorf zu verlassen und nach Italien überzusicdeln. Erst nach
längerem Krankenlager konnte er sich wieder seinem Berufe widmen,
und Rom wurde seine zweite Heimat. Dort entstanden die be-
kannten Bilder: „Erste Liebe" (Nativnalgalerie zu Berlin), „Amor
lehrt der Nachtigall das Singen", „Liebesfrühling", „Mutterglück",
„Rast auf der Flucht nach Ägypten" re. Abgeschnitten von jedem
Verkehr, begann für ihn, dessen Bilder sonst hohe Preise erzielten,
eine Zeit der Entbehrungen, denen sein schwacher Körper, beständiger
Pflege und Schonung bedürfend, nicht gewachsen war. Zwar
fanden sich für alle seine Bilder in den letzten Jahren seines Lebens
Liebhaber, aber es war zu spät. Sein altes Leiden brach mit
erneuter Kraft hervor. Nachdem er lange Zeit im deutschen
Krankenhause zu Rom darniedergelegen, ging er im vergangenen
Sommer in die Schweiz, daselbst Erleichterung zu finden. Mit
bewunderungswerter Geduld und philosophischer Ruhe, die ihm
während seines ganzen Lebens auszeichneten, ertrug er bis zuletzt
sein schweres Leiden, bis ihn der Tod davon befreite. Shade
war ein feingebildeter, sehr belesener, gewissenhafter Maler, welcher
 
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