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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Weihnachtsbücherschau
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Kunstlteratur und vervielfältigende Kunst
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weihnachtsbücherschau. Pom Herausgeber — Personal- und Ateliernachricbien

6l

- ' . -- --

In der Gnrdrrobr. von L. lv. Allers

in Deutschland dermal noch deutsch. Ohne Zweifel
wird das auch bei uns kommen, weil eben ein
Großstaat mit ganz anderm Geivicht auf den Ein-
zelnen drückt, als das die Kleinstaaterei vermag.

Das eben Gesagte gilt selbst von der Fort-
setzung des hier schon einmal rühmend besprochenen
„Böhmerwaldes" von Friedrich Bernau
(Prag, Lttv, Lief. 13—20 ä. 1 M.), die den k. k.

Stempel auch unverkennbar au sich trägt, obwohl er
hier iveniger ausfällt, wo fast alles Landschaftliche
von demselben begabten Künstler gezeichnet ist, über
dessen stark hervortretender Individualität. Dieser
Künstler — Liebscher — eignet sich offenbar gut
zur Wiedergabe der so wenig bekannten, ja welt-
vergessenen und doch so malerischen Gegenden, in
denen sich ein einzelner deutscher Stamm mannhaft
gegen das Slaventum rundum behauptet. Ter
ewige Kampf aber hat ihm wie der Natur einen
trotzigen Ernst ausgeprägt, der ihn unsres Anteils
doppelt würdig erscheinen läßt.

Um so heiterer ist der schöne Band „Vom
Rhein" (Bonn, Strauß, Pr. M.), auf dessen
zwanzig Blättern uns Beruh. Mann seid behag-
lich an Burgen, Abteien und Städten vorbei von
Mainz bis Köln treiben läßt, uns also jene herr-
lichen Stromufer verführt, die ihresgleichen nirgends
in der Welt mehr finden. In ihrer unermeßlichen
Fülle des reizendsten architektonischen wie land-
schaftlichen Details sind sie für die Radiernadel
wie geschaffen, wenn es dieselbe versteht, uns noch
mehr ahnen als sehen zu lassen, und man darf
dem Künstler das Zeugnis geben, daß er diese
Vorteile voll auszunützen verstanden und uns mit
einem Album beschenkt hat, das sich jedenfalls dem
Besten, was wir vom Rhein besitzen, würdig an-
schließt.

Von der echten, durch den Zauber der Denk-
male einer zweitausendjahrigen Vergangenheit ge-
adelten Romantik des Rheins weg ist es freilich
ein weiter Weg, der uns auf das „Berliner
Pflaster" (Berlin, Pauli, Lief. 1—10 ä 1 M.,
s. V. Jahrg., S. 368) führt, wo uns überall die
nüchternste Gegenwart mit ihrer gemeinen Deut-
lichkeit und ihrem schnöden Witz empfängt. Aber
wer wenig Gepäck hat geht leichter, und so hat denn
nicht der Rhein Berlin, sondern Berlin den Rhein
und noch einiges dazu erobert. Wie die heutige
Reichshauptstadt aber geht und fährt, ja sogar wie
sie ranzt, singt und malt, das zeigt uns oft
schnodderig, aber immer amüsant und vor allen
Dingen schlagend wahr das vorliegende, ganz von
ihren bekanntesten Künstlern und Schriftstellern geschaffene Werk
in flüchtigen, aber fast immer treffenden Skizzen. Man kann sich
da überzeugen, daß die jüngste aller Weltstädte sich ihren Rang
nicht ohne volles Recht erobert hat und denselben auch jedenfalls
zu behaupten das Zeug hat. Denn sie besitzt ihren eigenen,
fest ausgeprägten Stil in allem und jedem, sogar in der Kunst,
was uns die Herren Koch und Röchling, Skarbina und Rosenstaud
oder Manzel meist sehr ergötzlich beweisen.

- (Tie Fortsetzung im nächsten Heft)

Personal- und Nlrlirrnachrichkrn

v.V. Wien. Die „Zurückgewiesenen" von 1888, welche sich
mittlerweile als Wiener „Künstler-Klub" konstituiert, sind
zu einer AusstellungSthat geschritten und haben mit Oktober ihren
„Salon" eröffnet. Dieses dritte öffentliche Kunstausstellungs-
institut befindet sich mitten in der Stadt, Graben 10, Eingang
von der Dorotheergasse, in einer raumausgiebigen Beletage, welche
z» dem gedachten Zwecke von den Klubisten geschickt hergerichtet
worden ist. Der Katalog zählt 212 Nummern. Ter Besuch ist
ein ziemlich lebhafter, obwohl manche die Kunstbude auf dem Eis-
laufplatze, wo vor dritthalb Jahren die Malkontenten ihre erste
Bilderschau improvisierten, noch in abschreckendem Andenken haben.
Borläusig macht der neue „Salon" wohl nur dem etwas alt
gewordenen Kunstverein im nahegelegenen „Schönbrunnerhause"
einige Konkurrenz; mehr können die Veranstalter wohl bis auf
weiteres nicht erwarten. Es wäre indeß unbillig, den Klubisten

die Anerkennung vorzuenthalten, daß ihr erster „Salon" einen
bedeutenden Fortschritt gegen den unglücklichen, im ersten Zorn
und Unmut über wirkliche oder vermeintliche Unbill gemachten
1888 er Ausstellungsversuch darstellt. Die Leute, meist Nachwuchs
„im Frcilicht" und teilweise begabter, welcher sich durch einige gute
ältere Namen deckt, Hallen zusammen, und an einer gewissen Lpfer-
sreudigkeit scheint es ihnen nicht zu fehlen. Sie haben auch mit
andern deutschen Kunststädten eine gewisse Fühlung gewonnen und
zugleich italienische Tagesmaler von Ruf für ihr Unternehmen zu
interessieren gewußt, was freilich nicht allzu schwer gewesen sein
mag, nachdem besonders auf dem italienischen Bildermarkte das
Ausgebot die Nachfrage um ein Erkleckliches übersteigt. München
ist durch anderthalb Dutzend Nummern vertreten, welche allein
den Besuch verlohnen. Hat doch Meister Lenbach zwei Bildnisse
Wiener Künstler beigesteuert, die durch das künstlerische wieLokal-
iutercsse anziehend wirken: Makart und Karl Kaiser. Beide sind
wertvolle Stücke der Lenbachschen Bildniskunst, das Porträt
des vielgenannten, makartisch veranlagten Architekten und Aus-
stattungskünstlers Kaiser sogar eines der ausgezeichnetsten, welche
der berühmte Psychologe mit dem Pinsel geschaffen. Karl Kaiser,
der behäbige Lebenskünstler, tritt uns hier so ganz in jener
vollen Unmittelbarkeit entgegen, welche dieser heitere Genosse von
der ehemaligen Makart-Tafelrunde niemals verleugnet hat. Aus
dem M a kartschen Nachlasse hat der Ausslellungsausschuß des Klubs
ein weibliches Jdealporträt und zwei prunkhaft-dekorativc Blumen-
stücke, alle drei Nummern aus des Unvergeßlichen letzter Schaffens-
periode, der „Linda-Zeit", beigebracht. Frithjof Smith hat
die „Gänseliesl", ein frisches, lcbenswarmes, sonniges Bild, und
 
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