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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Unsre Bilder
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Unsre Bilder, vom Herausgeber

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„Nichts für Dich", von Larl Fröschl

damit die Anmut nicht fehlen, und diese gerade weiß
Kaulbach vortrefflich darzustellen. Hier beweist uns der
still forschende Blick jedenfalls, daß die Inhaberin dieser
schönen Augen, wenn nicht von einer Königin, doch ganz
sicher in direkter Linie von Frau Eva adstammt. —
Während aber Stieler und Winterhalter uns ganz genau
den Jahrgang des Modejournals angeben, wo wir das
Kostüm ihrer Damen zu suchen haben, thut Kaulbach
alles Mögliche, um das zu verstecken, und nur Makart
hilft sich gewöhnlich damit, daß er ihnen gar keines mit
auf den Weg gibt, bei welcher Sparsamkeit der sonstige
Verschwender unleugbar eigentlich am besten fährt.

Vom milden Zauber einer schönen Frau weg führt
uns Echtler zu dem viel verderblicheren der Spielwut,
der ein normannischer Bauer mit der wilden Hartnäckig-
keit seines Stammes zum Opfer fällt. Umsonst fleht ihn
die Frau fußfällig an. doch einmal von den Karten zu
lassen, umsonst sind die Thränen der herbeigekommenen
Kinder, die der Mutter gefolgt, umsonst bringt seine
Mutter den Pfarrer mit, um ihm ins Gewissen zu
reden, — was hilft zureden gegen die Leidenschaft des
Spiels, er achtet der Seinen gar nicht und vermag
der dämonischen Gewalt des Spielteufels nicht mehr zu
entrinnen. Der Künstler hat die Szene mit Kraft und
Wahrheit ergreifend geschildert und dabei ein ungewöhn-
liches Talent der Beobachtung und Darstellung bewiesen,
der freilich hier alles Versöhnende fehlt, bei diesem Bilde

Die Run st für Alle VI

des „Ruins einer Familie". Aber warum sollte solch
eine, Mitleid und Entsetzen in gleich hohem Maße hervor-
rnfende Szene nicht dargestellt werden, um durch den
Anblick ihrer furchtbaren Folgen besseind und läuternd
zu wirken?

Vom Lärm aufgeregter Menschen in den des dienst-
bar gemachten Elements führt uns der Wiener Hasch
in seiner „Sägemühle in Oberösterreich. Man atmet
förmlich auf, wenn man nach der verpesteten Atmosphäre
solcher Spielhölle die gesunde Gebirgsluft dieses Bildes
einatmet, das der Künstler mit so viel malerischem Geschick
zu einem erfreulichen Ganzen zu gestalten verstand, das
auf uns»er letzten Ausstellung seine erfrischende Wirkung
nicht verfehlte. Hat doch die Wiener Landschasterschule mit
ihrer, durch keinerlei vorgefaßte Meinungen und gekünstelte
Kunsttheorien getrübten, gesunde» Naturempfinduug im
Wettkampf mit allen andern Schulen eine Menge schöner
Erfolge bei uns fast in jeder Ausstellung errungen.
Will man sich erst durch andre Kunstwerke beeinflussen
lassen, so hält mau sich gewiß besser an die Alten, deren
Vorzüge die Probe der Jahrhunderte schon überstanden
haben, als an die meist sehr fragwürdigen Neueren. So
hat sich auch Hasch offenbar an Ruysdael und andre
Niederländer gehalten, ohne dadurch die Feinheit seiner
Naturbeobachtung irgend zu beeiniräcktigen. Tenn die
Alien verwirren uus nicht durch blendende Theorien,
sondern belehren uns bloß durch ihr Beispiel. In allen

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