Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Weihnachtsbücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
vom Herausgeber


den schwersten Aufgaben gewachsen, so kann
man an den jetzigen beiden Blättern sehen,
daß er die Radiernadel mit nicht geringerer
Meisterschaft führt. (Sämtliche Blätter in
Kommission bei Stiefbold, Berlin, Preis
des Markdrucks 80 M., der Druck mit
der Schrift auf chines, Papier 30 M., auf
weißem Papier 25 M.)

„Aus A lt-Breslau und Schle-
sien" (Oppeln, Franck, Preis 14 M.) be-
titelt sich eine Sammlung von 14 Ra-
dierungen Beruh. Mannselds, die uns wie
seine schon besprochenen Blätter vom Rhein
durch ihre malerische Auffassung und die
gewandte Technik dieses begabten Künstlers
erfreuen, so daß man das Ganze wohl
als Weihnachtsgabe empfehlen kann.

Vom leichtesten Kaliber, aber
immerhin amüsant genug ist ein Heft
„Kunterbunt" mit Dichtungen von
Edwin Bormann und flüchtigem Bilder-
schmuck im Stil der „Fliegenden" von
Flinzer, Ille, Karl Gehrts u. a. (Leipzig,

Bormann, Preis 4'/, M.) Am lustigsten
sind jedenfalls die in Leipziger Deutsch
verfaßten Lieder, die für Studenten zum
Chorgesang wie gemacht sind und von
drolligem Humor sprudeln. Demselben
Zwecke dienen auch die „Schelmen-
lieder" (Preis 3 M.) und das elegant ausgestattete Heft
„K lingins l a n d" (Preis 4'/, M.), Minnelieder und Spiel-
mannsweisen, für zartere Gemüter von demselben Verfasser und
zugleich Verleger berechnet, der sich durch seine katerartig rühren-
den Klagen in den „Fliegenden" schon so viele Freunde erworben.

Aus der, wie es scheint, unerschöpflichen Hinterlassenschaft
des längst verstorbenen Hendschel hat dessen Bruder, der Frank-
furter Verleger Hendschel, noch ein hübsches Album unter dem Titel
„Allerlei aus A. Hendschels Skizzenmappen" (Preis 15M.)
zusammengestellt, was den Verehrern dieses echt deutsch gemütvollen
Humoristen gewiß ebenso viel Vergnügen machen wird, als die
früheren Publikationen. Szenen aus Konzerten, Theatern, von
der Gasse oder komische Reisesrüchte wechseln da mit Porträten,
Atelierschnurren und eigenen Erfindungen bunt durcheinander und
wirken um so erquicklicher, als man hier immer vor einem kern-
gesunden Talent steht, welches selbst das Unbedeutendste zu würzen
versteht (Jll.-Probe s. S. 91).

Wie Hendschel den Frankfurter Bummler nie verleugnet,
so lernen wir im „Staffagenschatz", (Wien, Ant. SchrollLCie.,
Preis18 M.)einige ähnliche Wiener Talente kennen. Diefast durchweg
dem Wiener Straßenleben von Ledeli, Beck, Liber u a. entnommenen
Szenen sollen Architekten, Lithographen, Graveuren w. zur Be-
nützung dienen, wozu sie denn auch ganz geeignet erscheinen, aber
auch andre Leute zu unterhalten im stände sind.

Das vermögen auch die sechs radierten Blätter, die uns,
hervorragende Florentiner Bauwerke recht geschmackvoll darstellend,
zur Erinnerung an die herrliche Stadt ganz geeignet erscheinen.
(Florenz, Julius Schmidt. Preis 14 M., das einzelne Blatt 2M.)

Ein Volks- und Schulbuch zu
werden, sind offenbar „Die
Hohenzollern" bestimmt,
welches uns die sämtlichen Re-
genten des Hauses nach Aqua-
rellen von Woldemar Fried-
rich chromolithographisch derb
und mannhaft, wie sich's sür sol-
chen Zweck ziemt, wiedergibt. Der
kurze begleitende Text von
Schwebet gibt wenigstens das
Wesentliche in conciser Form
(Berlin^ Grote, Preis 6 M.)

Wie immer, so bringen auch
diesmal Braun L Schneider, die
Verleger der weltberühmten „Flie-
genden Blätter", eine Anzahl teils
ihnen direkt entnommener, teils
dem großen Künstlerkreis, der sich
Felddienflübung. vonR.nnötel ^in dieselben gruppiert, zu ver-

dankenderWeihnachtsblüten. Unter
L Klafing in Stei°f-Nu (Siehe s. SI) den ersten steht der siebente Band

Der Schietzunkeroffixirr. von R. KnStel

^ ^ ^ ^ (Siehe Seite 9l)

des „O berl änd er-Al bu ms" (Pr. 5 M.) obenan, der diesmal von
der ungeschwächten Kraft des Meisters wiederuni das glänzendste
Zeugnis ablegt, obwohl er noch häufiger als sonst sich der Bestien
bedient, um den Menschen einen Spiegel vorzuhallen. In demselben
findet man aber auch die allerneuesten Erfindungen der letzteren, vom
Telephon bis zu den Gletscherbahnen, zu oft unbezahlbaren Einfällen
verwertet, der droschkenziehende Pegasus und die Glühlichter oder
Luftballone werden ebenso drastisch verwendet, als die musikalischen
Elefanten und pianospielende Engländerinnen, so daß man diese
sieben Bände eine wahre Kulturgeschichte unsrer Zeit nennen
kann. — Lothar Meggendorfer hat sich diesmal dagegen
in seinem „Militär-Ziehbilderbuch" (Preis 5 M.) vorzugs-
weise dem Wehrstand zugewendet und uns die civilisierenden
Folgen der allgemeinen Dienstpflicht höchst erbaulich geschildert.
Noch besser sind seine fünfHefte „Lustige Geschichten" (Pr. 1—1VM.).
In der ebenfalls neuen Folge der „Münchner Bilderbogen"
(Preis 3.40 M.) glänzt dann Hengeler durch seine köstlichen Szenen
aus dem Käfer- und Froschleben, Leutemann durch Schilderungen
aus Ostafrika, Hermann Vogel aus Plauen erzählt in einem
reizenden Blatte die Geschichte vom Schneewittchen, v. Nagel
schildert uns höchst dramatisch den „wilden Westen" u. s. w. Köstlich
burlesk ist auch das Heft „A nno dazumal" (Pr. 1 M.), Postalische
Dichtungen von Schäffer, mit prächtigen Illustrationen voll tollen
Übermuts von Reinicke (Pr. l M. Bei allen diesen Produktionen
ist das nicht am wenigsten Erfreuliche, daß sie durch und durch aus
unserm Boden gewachsen sind, keine Spur von Nachahmung
andrer zeigen, sondern im Gegenteil unfern besten nationalen
Eigenschaften entsprechen, den Phantasiereichtum, das starke Stil-
gefühl und den bald derben, bald feinen, aber immer aus dem
Grunde eines tiefen Gemüts ruhenden Humor zeigen, der unsre
beste künnlerische Eigenschaft ist. Gerade diese stark ausgeprägte
deutsche Eigenart ist es aber, die den „Fliegenden", wie den hier
besprochenen Schöpfungen die Verbreitung in der ganzen Welt
und zugleich jene Achtung verschafft hat, die dem bettelhaften Nach-
äffer nie, sondern nur stolzer Unabhängigkeit zu teil wird. —
Ungefähr dasselbe gilt auch von den aus den „Fliegenden" zu
einem hübschen Bändchen gesammelten „Gedankensplittern"
(Preis 3.50 M.), in denen man eine Fülle gesunder Betrachtungen
in epigrammatisch schlagender Form niedergelegt findet, so daß
man der zum Nachdenken reizenden Gabe wohl die größte Ver-
breitung wünschen darf. Ähnliches läßt sich von den nur in noch
schalkhafterer Form austretenden, aber immer sinnvollen und kern-
gesunden Gedichten VonMir — i s, Franz Bonn, (Pr. 3 M.), des be-
kannten Schnadahüpfel-Rhapsoden der„Fliegenden", sagen, denen der
Schalk so tief im Nacken sitzt, daß er euch, wie er auch sonst necke,
doch wenigstens nie langweilt. Besonders gut ist diesmal auch der
„Fliegende Blätter-Kalender" mit ganz köstlichen Monats-
Vignetten von H. Vogel von Plauen und ungezählten Schnurren
von andern ausgefallen (Preis 1 M.). — Wir machen für heute
den Beschluß mit dem neuen Band der „Jugendblätter" (Preis
 
Annotationen