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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Hausmann, S.: Der Kalender und die bildende Kunst, [1]: eine Neujahrsbetrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0134

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VI. Jahrgang. West 7

i. Januar 1891

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3429, bayr. Verzeichnis Nr. 403, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1544) 3 Mark 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Der Aalender und die bildende Annst

Line Neujahrsbetrachtung. Non S. Dausmann

/ijT's ist in der Natur der Sache begründet, daß das
^ vielgestaltige Kalenderbüchlein bei der ungeheueren
Verbreitung, die ihm durch seine Wichtigkeit für das
tägliche Leben gesichert ist, ein vorzügliches Mittel
bildet zur literarischen Einwirkung ans weite Volks-
kreise. Es ist das eine Thatsache, die auch alle Zeit
theoretisch anerkannt und praktisch verwertet worden
ist. Wir brauchen nur daran zu erinnern, daß seit
Erfindung der Buchdruckerkunst bei jedem Höhepunkte
der geistigen Bewegungen, sei es religiöser, sei es
politischer Art, mit Vorliebe auch die Kalenderform
angewendet wurde, um bestimmten Ideen weiteste Ver-
breitung zu geben. Und was anderseits die theoretische
Würdigung dieser Bedeutung des Kalenders betrifft,
so mag hier nur beispielsweise darauf hingewiesen
werden, daß Wolfgang Menzel in den dreißiger Jahren
in seinem Litteraturblatte dringend aufforderte, das „so
nahe liegende Mittel der Kultur", den gemeinen Volks-
kalender, besser zu Pflegen, daß der geistreiche nach-
malige Bayernkönig Max der Zweite als Kronprinz
sich lebhaft auch für das Kalenderwesen interessierte,
und daß neuerdings vor wenigen Jahren die Berliner
„Gegenwart" unsre Schriftstellerwelt daran erinnert hat,
wie bei dem Kampfe der guten Volkslitteratnr gegen
den unseligen Kolportageroman vor allem auch der
Kalender wichtige Dienste zu leisten berufen sei.

Weniger nahe liegt die andre interessante That-
sache, daß auch für die bildenden Künste der Kalender
von jeher von großer Bedeutung gewesen ist. Das
Kalenderwesen hat eine Reihe von bestimmten künstle-
rischen Motiven mit sich gebracht, die wegen ihres
Zusammenhanges mit dem praktischen Leben zu allen Zeiten als zeitgemäß von den Künstlern gerne verwendet
wurden und in denen sich gerade wegen dieses Zusammenhanges die Geistesrichtung der jeweiligen Kunstepoche
mit besonderer Deutlichkeit aussprechen mußte. Und wenn anderseits zweifellos die künstlerische Ausstattung
der zahllosen Kalender, die selbst in die ärmsten Bauern- und Arbeiterhütten ihren Weg finden, auch ihrerseits
etwas mitznarbeiten vermag bei der Hebung der Geschmacksrichtung der niederen Volksschichten, so wird es wohl

Page aus Schillers Wallrnstein. von L. !v. AIlers

(Siehe S. 74)

Die Am,st für Alle VI.

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