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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Weihnachtsbücherschau
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0149

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weibnachtsbücherschau — Personal- und Atoliernachrichten

l09

teile englischer Romanschilderung. Die realen Verhältnisse sind
mit vieler Beobachtungsgabe wiedergegeben, der Charakter des
Helden, des jungen Malers W, Leigh, gut durchgefiihrt, doch wirkt
der Schluß unbefriedigend.

Die übrigen uns zugekommenen unillustrierten Romane
können wir, getreu nnserm Grundsatz, unillustrierte Belletristik nur
zu besprechen, wenn sie Schilderungen künstlerischen Lebens ent-
hält, nur dem Titel nach unten*) ansühren, weil sie obiger Vor-
aussetzung nicht entsprechen.

Als Ergänzung zu Brehms Tierleben kündigt die Union,
Deutsche Berlagsgesellschaft in Stuttgart, ein hintcrlassenes Werk
von De. A. E. Brchm „Vom Nordpol zum Äquator" an.
(lO Lieferungen ä l M.) Zeigt Brehm in seinen: Ticrleben sich
als Mann der strengen Wissenschaft, so gibt er sich
in dem obigen Werke als Meiner seuillctonistischer
Naturschilderung. In 17 Kapiteln: Die Vvgel-
bcrge des Nordens, die Tundra und ihre Tier-
welt, Tierleben der Steppe Asiens, Wild, Wald
mid Waidwerk in Sibirien, die Steppe Jnner-
asrikas und ihre Tiere :c. ic., sind uns jene Bor-
träge Brehms erhalten geblieben, durch welche er
in vielen deutschen Städten Interesse für die Tier-
welt zu erwecken wußte. Die Illustrationen von
Friese, Mützcl und Fr. Specht entsprechen
dem Rufe dieser Künstler als trefflicher Tiermaler.

Tie Spechtschen Bilder sind hier und da zu kunst-
voll komponiert; eine weniger novellistische Auf-
fassung wäre bei einem naturgeschichtlichen Werke
vielleicht angemessener.

Ein ähnliches, aber nur deutsche Verhält-
nisse schilderndes Werk sind Guido Hammers
„Wild, Wald und Waidmannsbilder". Mit Illu-
strationen vom Verfasser. (Leipzig, E. Keils Nachflg.

Preis gebunden 6 M.) Der durch seine meist in
der Gartenlaube veröffentlichten Naturschilderungen
aus dem Waidmannsleben in den weitesten Kreisen
bekannte Dresdner Tiermaler Guido Hammer hat
an seinem Lebensabend sich entschlossen, seine
vielfach zerstreuten Journalaufsätze in einer Ge-
samtausgabe zu vereinen. Dieselbe liegt nun in
einem stattlichen Großoktavband vor und erhält
dadurch einen besonderen Reiz, daß auch die Illu-
strationen von Hammer herrühren. „Durch den
Wald", so erzählt der Autor von sich selbst, „bin
ich so recht eigentlich zum Künstler geworden, da
ich in Anschauung seiner immer wechselnden und
doch ewig beständigen Schönheit mich redlich be-
mühte, das, was ich dem geliebten Walde abge-
lauscht, in schlichter und getreuer Wahrheit durch
Stift und Pinsel wiederzugeben. Dabei bin ich
freilich bald zu der Einsicht gekommen, daß die
bildende Kunst eben ihre Grenzen hat und der ihr
Dienende gerade das am tiefsten in seine Seele
Eingedrungene verkörpert wiederzugeben gar nicht
im stände ist, sondern, will er es im Drange
seines Herzens doch irgendwie zum Ausdruck
bringen, dazu des belebenden Wortes bedarf. Und
diese Erkenntnis führte mich leicht dazu, zu schrei-
ben, ivas sich nicht malen ließ".

In den Illustrationen zeigt sich Guido Hammer
als intimen Beobachter der Natur, der die Tier-
gestalten in schlichtem Vortrag wiedergibt.

So wären wir denn mit unsrer diesjährigen
Weihnachtsbücherschau zu Ende, hoffentlich gibt
sie unfern Lesern Veranlassung, dem illustrierten
Buche einen breiteren Raum als sonst auf dem
Weihnachtstisch zu gewähren. Tie meisten der angezeigten
Werke wird man bei seinem Buchhändler vorrätig finden,
der es sicherlich an Einladungen zum Besuch seines Kaufhauses
nicht hat fehlen lassen. In eine originelle Form, in die eines
mit altertümlichen Vignetten geschmückten Fliegenden Blattes des

16. Jahrh., hat die Hofbuchhandlung von Reinhold Schmithals
in Kreuznach, diese Einladung gekleidet, auch im Text ahmt, sie
mit Glück die mittelalterliche Sprache nach; so findet man bei
ihm u. a.:

»viel gross bndt xraechtig Drva>wcr«/gezieret mir trvxffern vndr
vergveldetem Oebvnd / item viel tLbul-L gar sorgsam illvmirneret vndc
in feyn Schnitzwerck gefaßser / ßolcherlen moegte Wohl jedem havse enn
willkommen Lierrac senn."

Und NUN „Fröhliche Weihnachten!"

Die Redaktion.

Generalprobe ;u Shakespeares „Julius Caesar", von L. !v. Allers

Personal- und Alrlirrnachrichken

b.?t. Franz Simm hat für die Decke des archäologischen
Saals im Wiener Kunstmuseum eben die überlebensgroßen weib-
lichen Figuren der Archäologie und Kunsthistorie, Epigraphik,

1. R. v. Perfall „Das Erdmannshaus" (Stuttgart, Deutsche Ver-
lagsanst. Elegant gebunden Preis 5 M ). Eine ergreifende Schilderung der
Bedrängung des Kleingewerbes. 2. A. v Hartenstein „Aus dem Bürger-
hause" (Dresden, Universum. Preis 2 M.) Tie Autorin hat ein liebens-
würdiges Erzählertalent. 3. Ed. Engel „Wand an Wand" und andre
Novellen (Dresden, Universum. Preis 2 M). Eine Sammlung von sieben
Novellen, entschieden dichterischen Wert zeigend. 4. Sophie Junghans
„Eine Versuchung". Roman. (Dresden, Universum. Pr. 7^2 M.) Eine ganz
moderne spannende Erzählung mit Verwertung bekannter wirklicher Vorkomm-
nisse. 5. v. Ballestrem „Die Falkner vom Falkenhoi" (Dresden. Universum.

eleg. geb. Pr. 7 M.) Eine Geschichte im Stile der seligen Marlitt, der Er-
folg ist also sicher. 6. G. v. Prielmayer „Ter Bauer aus dem Kreuzhofe".
Erzählung aus dem Berchtesgadener Lande (Lpz., I. A. Barth. Pr. geb. 5 M.).
Eine packende Dorfgeschichte im oberbayerischen Dialekt, den der Autor vorzüglich
beherrscht. 7. P. K. Rosegger „Der Schelm aus den Alpen". Allerlei Ge-
schichten und Gestalten, Schwänke und Schnurren (Wien, Hartleben. 2 Bände,
Pr 9.2'/» M. . Augenscheinlich ein Anhang zu seinen im gleichen Verlage er-
schienenen gesammelten Werken. Jeder Band enthält 20—30 jener entzückenden
Roseggerschen Skizzen, in ihrem knappen eigenartigen Stile, kein Wort zu viel,
keins zu wenig, alles sitzt .
 
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