Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Szana, Thomas von: Georg Zala und das Denkmal der Araber Märtyrer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0179

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Thomas v. Szana

>ZZ

Georg Zala gehört zur neueren Generation der ungarischen Künstler.

Auch seine Laufbahn war, wie jene fast aller seiner Kollegen, eine mühsame. Seine Studien begann er
unter Entbehrungen in Budapest, und nur durch die kräftige Unterstützung seiner vornehmen Verwandten gelangte
er dazu, mit Staatsunterstützung nach Wien, dann später, im Jahre 1880, nach München reisen zu können.

Sein Talent, wie das der meisten jungen ungarischen Künstler in der bayerischen Hauptstadt, gelangte
unter der Leitung des ausgezeichneten Professors Syrius Eberle zur richtigen Entwicklung. Sein erstes Werk, welches
er dort modellierte, war die Statue Tel s. dnbn Wippchen fürchtet sich). Es stellt ein im Schoße seiner Mutter
sitzendes Kind vor, welches sich furchtsam zurückzieht vor einem seinen Hals nach ihm ausstreckenden Gänserich.
Tie Originalität der Auffassung und die Genauigkeit der Modellierung waren schon bei diesem ersten Versuche
so auffallend, daß die Statue auch die wohlwollende Aufmerksamkeit der Münchener Presse auf sich zog.

Zalas zweites, größeres Werk war die Gruppe Maria und Magdalena. Die Statue stellt die
Mutter Gottes vor, wie sie die ihr zu
Füßen sinkende Magdalena zu sich hebt
und sie mit den Worten der Religion zu
trösten versucht. Die Gruppe ist ungemein
ausdrucksvoll. Auf dem Antlitze Marias
sehen wir das wundervolle Gemisch von
Herzensgüte, Teilnahme und Ergriffenheit,
während Magdalena mit dem Ausdrucke
unendlichen Schmerzes und der Entsagung
unsre Sympathie gewinnt. In den Linien
der Komposition gelangt Anmut und Leich-
tigkeit znm Ausdruck, ohne jedoch die Ruhe
oder den monumentalen Charakter des
plastischen Werkes zu beeinträchtigen.

Nach Maria und Magdalena
war die erste größere Leistung des jungen
Künstlers die knieende Statue des Palatin
Joseph, welche er im Auftrag des Erz-
herzogs Joseph für die Kapelle in Alcsuth
aussührte. Ter Erzherzog bestellte bei ihm
auch die Porträtbüste der Erzherzogin
Maria Dorothea, welche durch den Adel
der Auffassung und durch die wunderbar-
wahre Reflexion des natürlichen Reizes
Aufsehen erregte. Nebstbei modellierte er
in neuerer Zeit eine ganze Reihe der inter-
essantesten Porträts. Von ihm sahen wir
teils in der Ausstellung der ungarischen
Gesellschaft für bildende Künste, teils in
seinem glänzenden Atelier in der Lendvay-
gasse die von eleganter Auffassung und
seltenem Charakterisierungstalent zeugenden
Porträts der Frau Luise Blaha, Julius Beuczurs, Anton Ligetis, Eduard Ujhazis, Eduard Zsedeuyis und andrer.

Gleichzeitig mit dem Denkmale der Araber Märtyrer wurde ein andres Denkmal im Atelier des genialen
jungen Künstlers fertig gestellt, das einen der vornehmeren Plätze der Festung Ofen zu zieren bestimmte Honved-
Monumcnt. Auch dieses Monument, wie überhaupt alle Werke Georg Zalas, nimmt unser Interesse durch seine
edle Einfachheit in Anspruch. Auf einem, die Bresche einer Festungsbastei vorstellenden Sockel steht der junge
Honved, seinen Fuß auf eine Kanone stützend, in der linken Hand eine Kriegsfahne hoch emporhaltend. Der junge
Held, wie das um seine Schläfe gebundene Tuch andeutet, ist verwundet, seine Augen aber strahlen doch trotz
des Schmerzes vor Freude, da er das Zeichen des Sieges, die nationale Fahne, auf die Mauer der eroberten
Festung aufsetzen kann. Über dem verwundeten Honved schwebt ein Genius mit einem Kranz in der Hand.

Dies ist Zalas neuestes Werk, welchem, wie wir hoffen, eine lange Reihe der schönsten Schöpfungen
noch folgen werden. In dem jungen Künstler sind alle Vorbedingungen vereint, um dauernde Werke
zu schaffen. Eine lebhafte Phantasie, tiefes Gemüt, Klarheit in der Conception, ausgebildeter Formeusinn,
Einfachheit in der Ausführung und zu all dem noch eine edle Ambition bilden die Grundzüge seines Talentes.

Im Besitze solcher Eigenschaften können wir nur Gutes und Schönes von ihm erwarten.

Die Kampfbereitschaft, von Georg Zala
 
Annotationen