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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Seidlitz, Woldemar von: Arthur Volkmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0215

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162 Arthur Volkmann

seiner Kunst nicht brachte, aber durch die vollendete
Zielstrebigkeit seines Wesens ans Maler wie Bildhauer
einen ungemein wohlthätigen Einfluß ausübte. Die
Bildhauer Hildebrandt und Volkmann, die Maler
Böcklin und Thoma sind diejenigen seiner Genossen
gewesen, die am kräftigsten zur Verkörperung seiner
Anschauungen mitgewirkt haben. Und zwar die beiden
Bildhauer noch mehr als die beiden Maler. Denn
Marses' Empfinden war ein vorwiegend plastisches.

Auf dem Gebiet der Plastik nur konnte der moderne
Idealismus in voller Reinheit zur Darstellung gebracht
werden. Daß für seine Vertreter noch kein besonderer
Name gemünzt worden ist, haben diese dem Umstande
zu verdanken, daß sie sich stets abseits vom Kampfe
gehalten haben.

Volkmann ist 1851 zu Leipzig geboren. Von
1870 bis 1873 war er Schüler bei Hähnel in Dresden,

1874—76 bei Albert Wolfs in Berlin. Im Herbst
1876 zog er nach Rom, wo er auch jetzt noch lebt,
nachdem er zwischendurch eine kurze Zeit, die Jahre
1883 bis 1885, in Leipzig und Berlin verbracht hatte.

In Rom wurde er bald mit Marees bekannt, der
sofort einen entscheidenden Einfluß auf ihn gewann.

Volkmanns erstes und zwar gleich gelungenes und für
seine Eigenart sehr bezeichnendes Werk war der Knabe Zilen auf drm Esel, von A. Volkmann

mit dem Bogen, eine kleine Bronze, im Besitz der
Familie seines Vetters, des berühmten Anatomen

Richard v. Volkmann in Halle. Weiter folgten zwei Marmor-Hermen, eine weibliche in gleichem Besitz, die
männliche bei Or. Konrad Fiedler in München. Im Aufträge des Staates schuf er dann für die Göttinger
Bibliothek das Marmorporträt des Professors Wilhelm Weber; ein Porträt des halleschen Physiologen Alfred
Volkmann befindet sich in der Volkmannschen Familie.

Die auf die Färbung der Bildwerke ausgehende Bewegung veranlaßte ihn, die Büste einer jungen
Römerin leicht zu tönen; dieses Marmorwerk besitzt jetzt die Berliner Nationalgalerie. Nach einigen Versuchen,
die er weiterhin mit der Bemalung als Fragmente behandelter Stücke angestellt, wie z. B. dem Relief eines
Jünglings neben seinem Pferde (nur die Köpfe) bei Herrn Struve in Leipzig, einem männlichen Kopf mit
Lorbeerkranz, einem weiblichen mit einem Olivenzweig (letzterer bei Or. Barth in Leipzig), wandte er sich mit
Entschiedenheit npd ans voller Überzeugung dieser Behandlungsweise zu, die er besonders ausdrucksvoll bei den

weiblichen Hermen anwenden konnte, mit denen er den
von Klinger in rauschenden Farben ausgemalten Ein-
trittsraum der Albersschen Villa zu Steglitz bei Berlin
schmückte.

Nach Rom zurückgekehrt, schuf er seinen Bacchus,
eine lebensgroße leicht getönte Marmorfigur, die in der
gesunden Fülle ihrer Gliedmaßen, in der ungesuchteu
Leichtigkeit der Haltung, in ihrer ganz naiven Beschrän-
kung auf die bloße Darstellung einer schönen Natur
ohne sonstige Nebengedanken als die reinste Verkörpe-
rung des Mareesschen Kunstideals angesehen werden
kann. Dieses Bildwerk führte auch Hildebrandt, der ^
infolge von Marees' Tod mehrmals nach Rom kam,
mit Volkmann zusammen. Eine That schönster Pietät
und tiefsten Kunstverständnisses war es denn auch, daß
vr. Konrad Fiedler die Aufgabe, seinem Freunde Marees
auf dem protestantischen Kirchhofe zu Rom ein Denkmal
zu errichten, in Volkmanns Hände legte. Die schlichte
Klarheit und hohe Schönheit dieses Werkes gemahnt nicht
Amazone, ihr Roh kränkend, von A. Volkmann nur in der äußeren Anordnung, sondern vor allem auch
 
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