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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Freihofer, Alfred: Die internationale Gemäldeausstellung in Stuttgart, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0260

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Die Inlernationale Gemäldeausstellung in Stuttgart, von Alfred Freihofer 199

erstrebte man das Mögliche und hat so Vieh ja überraschend viel erreicht.
Darüber herrscht nur eine Stimme, auch bei den fremden Künstlern und
Kunstverständigen, die hierher gereist sind, daß es ein wirklicher Kunst-
genuß ist, diese Ausstellung zu besuchen.

Günstige Vorbedingungen für diesen Erfolg sind erstens die vor-
nehmen Räume mit ganz ausgezeichnetem Licht, sodann eben jene Be-
schränkung ans eine verhältnismäßig kleine Summe von Bildern gewesen.
Drei und ein halbes Hundert Bilder, das ist eine Zahl, die den Besucher
nicht erdrückt, die ihm gestattet, bald einen Überblick zu gewinnen und
ohne Ermüdung das Einzelne durchzukosten. So mußte der Eindruck
ein vorteilhafter sein, wenn nur der Inhalt des Gebotenen gerechten
Erwartungen entsprach. Und das ist in der That der Fall. Es ist
gelungen, eine Zusammenstellung von Werken der heutigen Kunst zu
gewinnen, bei der kaum ein berühmter Name fehlt; das Ausland ist,
mit Ausnahme von England und den nordischen Ländern, ebenso gut,
ja teilweise noch glänzender vertreten, als die deutsche Kunst.

Das Hauptverdienst an dem Gelingen der Ausstellung gebührt dem
Direktor v. Schraudolph, der auch die Aufgaben der Häugekommission
und das Arrangement fast ganz allein auf seine Schultern genommen
und dabei einen sicheren Blick und einen ausgesuchten Geschmack bekundet
hat. Für die Gewinnung der Künstlerschaft zur Beschickung der Aus-
stellung war eine Anzahl von Vertrauensmännern thätig, deren Namen zu
nennen wir nicht befugt sind; sie sind des wärmsten Dankes der Stutt-
garter Kunstkreise sicher. Überraschend viel neue Bilder sind insbesondere
aus dem Ausland gekommen; eine große Anzahl derselben, Niederländer,
Franzosen, Spanier und Italiener, wird von hier nach München über-
siedeln. Wie man aber anderseits bemüht war, von älteren Bildern
das Bestmögliche zu gewinnen, dafür wollen wir nur als Beispiel an-
führen, daß die Münchener Pinakothek um Überlassung der „Madonna"
von Dagnan-Bouveret, der „Affen" von Max und der „Fische" von
Zimmermann angegangen wurde und dieser Bitte aufs freundlichste ent-
sprochen hat, wie denn überhaupt die Kunststadt München der be-
Lrinkrnder Knabe, von A. Hildebrand scheidenen schwäbischen Nachbarin mit großer Liebenswürdigkeit entgegen-
gekommen ist.

II.

Versuchen wir nun, die bemerkenswertesten Erschei-
nungen hervorzuheben, wobei wir uns bei schon anderwärts
bekannt gewordenen Werken mit einem kurzen Hinweis be-
gnügen dürfen.

Am zahlreichsten ist, wie billig, München vertreten,
und wir dürfen in erster Linie Franz v. Lenbach nennen,
der allein durch eine Kollektion von 10 Werken vertreten ist,
darunter sein letzter Kaiser Wilhelm I., sein Liszt, Busch,
v. d. Tann, mehrere Damenbildnisse, zwei Bismarck, von denen
der eine, eine prachtvolle Pastellzeichnung, unsres Wissens neu
ist, endlich das vielen noch unbekannte ausgezeichnete Bildnis
des Dichters Hertz. Kaum minder stark und in seiner ganzen
überraschenden Vielseitigkeit ist F. A. v. Kaulbach vertreten;
durch Damen- und Kinderbildnisse und durch ein sehr ähn-
liches Porträt des Herrn von Knosp, am interessantesten aber
durch eine neue, nach Art des Poussin komponierte poetische
und dabei mit brillanter Technik ausgeführte Pastelllandschaft
von beträchtlicher Größe. Defregger hat uns Stuttgartern
sein neuestes Bild frisch von der Staffelei weg anvertraut.

Es führt den Titel „Treibersuppe" und zeigt den Meister in

verjüngter Kraft, sowohl was feine Charakteristik als was Mnderxorträt

gesunde Farbe betrifft. Von W. Diez sind zwei wenig yon Adolf Hildebrand
 
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