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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Fitger, Arthur: Neue Meisterwerke von Rullfink
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0318

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Neue Meisterwerke von Nnllfink. von Arthur Fitger

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Pallas Nkhene brschühl die Kunst, von Ludwig Lesker

Meue Meisterwerke von Mullfink

von Arthur Kitger (Bremen) ^ ^ ^ l,

er frische Lebenszng, der durch die Kunst unsrer
jungen, jüngeren und allerjüngsten zahlreichen
Genies geht und mit sieghafter Gewalt täglich ein
paar Dutzend veralteter Vorurteile niederschmettert,
feiert bekanntlich in Nullfinks Werken seine höchsten
Triumphe. Er ist dem eigentlichen Ziel der modernen
Kunst näher als irgend ein andrer, wenn wir gleich
nicht verkennen wollen, daß die Zahl derer, die ihm nahe
sind, gleichfalls eine imposante ist, eine jugendliche Legion
von Propheten, vor welchen die falschen Götzen abge-
standener Ideale in Schutt und Moder zusammenbrcchen
müssen. Wahrlich staunenswert ist die Arbeit des Auf-
räumens und Ausmistens, die heute aufgewendet werden
muß, wenn die Kunst nicht ganz in akademischem Zopf
verstocken soll; aber der Mut ist groß, die Zuversicht
fest und naiv, die Lürmtrommel mit starker Eselshaut,
die Reklametrompete mit extraweitem Maulstück versehen,
weiter braucht es nichts zur Bürgschaft des Sieges!

Was mußte alles hinweggefegt werden, ehe die
Kunstblüte der Gegenwart möglich war! „Überwindung
der Pose" lautete zur Zeit, da Cornelius, Pharao und
sonstige Gebilde der Kohle- und schwarzen Kreideformation

noch lebten, einmal ein Schlagwort; Überwindung des
lächerlichen Vorurteils, als ob menschliche Glieder eines
gewissen rhythmischen Verhältnisses zu einander fähig
wären, als ob die Natur jemals etwas, was alte aus-
gestorbene Mammute der Knust Linie, Fluß, Harmonie,
Schönheit nannten, hervorbrächte, als ob Natur nicht
im Gegenteil lediglich aus Ecken, Glasscherben, alten
Weibern, falschen Quinten und weißer Kreide bestände.
„Überwindung der Pose" — Überwindung dieses hohlen
Götzen, an welchen in der Kindheit der Kunst harmlose
Jungen, wie Raffael und Michelangelo, ohne Schaden
glauben durften, welcher aber von einem aufgeklärten
Geschlecht keinerlei Rücksicht mehr fordern kann — wie
klingt uns das schon veraltet und schimmelig! Wir
können uns kaum denken, daß unsre Väter noch von dem
Gespenst der Pose geängstigt wurden, so wenig wir uns
heute in die Zeit der Hexenprozesse und Jnquisitions-
gerichte zurückznversetzen vermögen. Aber, nachdem mit
der „Pose" aufgeräumt war, als mit der Pose zugleich
die Nacktheit (falls sie nicht etwa nur in der Negation von
Korsett und Hemd bestand) abgethan wurde und das
Hauptaußenwerk des sogenannten Idealismus erstürmt war,
 
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