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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0323

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Personal- und Ateliernachrichten — Preisausschreiben — Ausstellungen, Sammlungen rc.

nationale Ausstellung zurück. — Auf Ansuchen des Szcgediner
Frauen-Jndustrievereines arrangierten die Budapcster Maler in
Szegedin eine kleinere Kunstausstellung. Auf dieser, welche
Maurus Jükai erösfnete, sind mit interessanteren Werken
Benczur, Barabäs, Julius Tornai, Pataky, Ujväri,
Brodszky und Kacziäny vertreten. — In dcrjiingsten General-
versammlung der ungarischen Gesellschaft für bildende Künste
wurde an Stelle des zurückgetretenen Graf Tibor Kärolyi, als
Präses Graf Theodor Andrässy gewählt. Eine namhafte
Partei hatte auch Graf Eugen Zichy, und seiner Wahl
stand nur der Umstand im Wege, daß ihn seine Anhänger zu
spät kandidierten. — Ignaz Roskovics erhielt den Auftrag
zur künstlerischen Ausschmückung der Jesuiten-Kirche. Ter aus-
gezeichnete Künstler wird noch im Laufe dieses Jahres die Kartons
machen und wird im nächsten Jahre die Ausführung des die
Verklärung des heiligen Herzens Jesu darstellenden Wandgemäldes
beginnen.—Im Künstlerhause war unlängstLuis Alvarez'
großangelegtes Gemälde: „Philipp II." ausgestellt, welches be-
ständig von einem sehr gewählten Publikum betrachtet wurde. —
Ter Klub der ungarischen Amateure veranstaltet dem-
nächst eine Ausstellung von Aquarellen und Stichen.

8.. Berlin. Nur 14 bildende Künstler des In- und Aus-
landes gehören dem Königlich preußischen Orden paar le merite
für Wissenschaft und Kunst als Ritter an und von diesen sind
wiederum nur acht Künstler stimmfähig. Die stimmberechtigten
Ritter sind 1. der Geschichts- und Genremaler Professor vr. Adolf
Menzel-Berlin (1870), welcher gegenwärtig als Ordenskanzler
der Friedensklasfe fungiert, 2. der Genremaler Professor Ludwig
Knaus-Berlin (1873), 3. der Bildhauer und königlich sächsische
Professor vr. E. Hähnel-Dresden (1874), 4. der Landschafts-
maler Professor Andreas Ache nb ach-Düsseldorf (1881), 5. der
Bildhauer und königlich sächsische Professor Johannes Schil-
ling-Dresden (1882), 6. der Bildhauer Professor Rein hold
Begas-Berlin (1883), ferner 7. der Bildhauer Professor Fritz
Schaper-Berlin (1884), endlich 8. der Geschichtsmaler Professor
E. v. Gebhardt in Düsseldorf (1890). Von den im Auslande
wohnenden Künstlern sind Ordensritter: 1. der am 8. August 1797
zu Köln geborene Historienmaler Joseph Nicolaus Robert-
Fleury, Mitglied des Instituts zu Paris (seit 1857), 2. der
noch ältere französische Kupferstecher Louis Pierre Henriguel-
Dupont, am 13. Januar 1797 zu Paris geboren, (seit 1867),
es folgen 3. der Geschichtsmaler Alma-Tadema zu London
(seit 1881), 4. der Bildhauer und königl. italienischer Professor
Giulio Monteverde zu Rom (seit 1887), 5. der Historien-
maler Emile Wauters zu Brüssel und 6. der Geschichtsmaler
Präsident der Akademie zu London Sir Frederic Leighton
(beide seit 1888). — Während die stimmberechtigten Mtglieder
die Neuwahlen der deutschen Ordensritter vornehmen, übt bei den
Ersatzwahlen ausländischer Ritter der Senat der Akademie der
Künste ein Vorschlagsrecht aus.

* Dresden. Der Architekt Wilhelm Rettich hat
seine Stellung als Stadtbaumeister nicht deshalb ausgegeben, weil
die Stadtverordneten die Schauseite zu seinem Entwurf eines
Realgymnasiums zurückgewiesen hatten, sondern weil er nicht
zum Stadtbaurat gewählt worden war. Bei dem ganzen Streite
handelte es sich in Wirklichkeit nur darum, ob das Stadtbauamt
lediglich eine Verwaltungsbehörde sein sollte, so daß die Privat-
architekten für städtische Arbeiten herangezogen werden mußten
oder ob an der Spitze des Stadtbauamtes ein hervorragender
Architekt stehen sollte. ° Das Stadtverordneten-Kollegium hat sich,
mögen die einzelnen Mitglieder nun mehr oder minder klar in
der Sache gesehen haben, für das erstere entschieden. Es ist mög-
lich, daß die Sache auch so gut geht; vielleicht kostets nur mehr.

>V. O. Berlin. Ter von den hiesigen städtischen Behörden
dem Kaiser gestiftete Monumentalbrnnncn von Rcinhold
Begas war kürzlich Probeweise auf dem Grundstücke der früheren
Gladenbeck'schen Gießerei in Friedrichshagcn, woselbst bekanntlich
der Guß des Riesenwerkes erfolgt, ausgestellt. Derselbe nähert
sich immer mehr und mehr der Vollendung. Der Künstln hat
die Modelle für den Guß fertig gestellt, und wird der Guß der
beiden bisher noch nicht ausgeführten Stromfiguren, der Elbe
und deS Rheins, in etwa zwei Monaten vollendet sein. Das
Gewicht des Brunnen wird sich auf über 400 Zentner stellen. —
Wann die Aufstellung desselben erfolgen wird, ist noch nicht
abzusehen.

— München. Der Direktor der k. Akademie der Künste
in München, Professor I. A. von Kaulbach, hat sein Amt nieder-
gclegt. Der Direktor der Akademie wird vorläufig aus der Reihe
der ordentlichen Akademie-Professoren für einen Zeitraum von

zwei bis drei Jahren ernannt. Für den Rest des Studienjahres
1890/91 und die folgenden zwei Jahre wurde Professor Ludwig
Lösftz zum Direktor ernannt.

— In dem dreizehnten Heft der „Kunst für Alle" ist unter
den Schülern Altmeister Hähncls in Dresden Storker ge-
nannt. Der Name lautet richtig E. Strecker. Ter Künstler hat
sich später von der Bildhauerei abgcwandt und lebt als Maler
gegenwärtig in Wien.

Gestorben. Am 21. April zu Paris der Bildhauer H. M.
A. Chapee im Alter von 58 Jahren. — In Genf Frau Lardy-
Düsonr, Tochter des Generals Düfour, namentlich bekannt durch
ihre Porträts. — In Kerns Karl Bücher, 72 Jahre alt, Schüler
Paul Deschwandens, geschätzter Maler des Älplerlebens.

Preisausschreiben

— München. Aus der Position für Pflege und Förderung
der Knust durch den Staat hat die bavcrische Regierung nam-
hafte Beiträge gewährt. 1. Für den Monumcntalbrunnen in
Traunstein, 2. für die Ausschmückung der Rathäuser Fricdberg,
Passau und Kaufbcuren, 3. für je ein Altarbild in Weißenhorn
und Thannhausen, 4. für Glasfcnster in der Ltadtpsarrkirchc zu
Ncumark i./O. und Schwarzenbach a./S. Für Kaufbeuren und
Traunstein ist das Preisausschreiben bereits erlassen worden.
Es stehen demnach zu zwei Historien-Bildern für den kleineren
Rathaussaal in Kaufbcuren 12,000 Mark zur Verfügung. Zur
Konkurrenz sind Künstler bayerischer Staatsangehörigkeit zugelasscn.
Die historischen Motive sind bestimmt gegeben, als letzter Termin
für die Einsendung der Skizzen ist der 1. Oktober 1891 an-
genommen. In Traunstein soll ein „Luitpoldbrunnen" errichte!
werden, für den 24,000 Mark zur Verfügung stehen, und es darf
dieser Betrug nicht überschritten werden. Die Entwürfe sind bis
zum 15. Oktober 1891 einzuliefern. Als erster Preis ist die Aus-
führung des Brunnens, als zweiter die Summe von 500 Mark
festgesetzt.

— Die Kaulbachstistung zu Nürnberg schreibt eine Kon-
kurrenz zur Gewinnung eines Mitglieder-Tiploms aus. Der
Entwurf soll in künstlerischer Form Beziehung auf Wilhelm
v. Kaulbach und den Text „Kaulbachstistung zu Nürnberg, Äuf-
nahmsurkunde für...." enthalten. Entwürfe mit Motto sind
bis zum l. November an den Vorsitzenden, Professor F. Wanderer,
einzureichen. Der Preis betrügt 500 M.

Ausstellungen, Sammlungen rkr.

1.8. Berlin. Eine große Anzahl von Gemälden und
Zeichnungen von Franz Stuck ist gegenwärtig bei Schulte
Unter den Linden zu einer Ausstellung vereinigt. In seinen
Bildern gibt sich Stuck als einen der wenigen direkten Nachfolger
Arnold Böcklins zu erkennen, den ja auffallendcrweise nur gering
Schule gebildet hat. Auch Stucks Abhängigkeit von Böcklin ist
nicht groß, in der Wahl phantastischer Stoffe, in der Vorliebe
für ein keckes Kolorit zeigt er sich nur von seinem Borbilde be-
einflußt. Sonst bewahrt er seine Selbständigkeit. Drei Bilder
behandeln das biblische Paradies. In der „Vertreibung aus
dem Paradies" steht die Gestalt des männlichen Engels auf
Hellem, flimmerndem, vielfarbigem Boden, der im Hintergrund
durch einen Streifen dunkelblauen Himmels begrenzt wird; das
erste Menschenpaar verläßt, vom Engel niit dem Flammenschwert
hinaus gewiesen, das Paradies, Adam niedergeschmettert, zermalmt
vom Schuldbewuytsein, Eva tief beschämt und unsicheren Schrittes.
Im „Wächter des Paradieses" und im „Verlorenen Paradies"
erscheint der Engel in derselben knochigen Gestalt mit den ge-
waltigen Flügeln, in letzterem Bilde am Ende einer schmalen
Felsenschlucht stehend und den Eingang des hclllcuchlenden Para-
dieses bewachend. Es ist charakteristisch für Stuck, daß er die
Herrlichkeit des Paradieses als visionäre Farbenerscheinung dar-
stellt. Von diesem erträumten Eden hat er sich einen guten
Teil zu eigen gemacht. Bei mehreren koloristisch sehr glücklichen
Landschaftsbildern sind Centauren und Satvren als Staffage
benutzt. Die Verwendung dieser Fabelwesen ist bei der heutigen
naturalistischen Richtung erschwert, nur eine sehr regsame Phan-
tasie kann uns diese Wesen wahrscheinlich und möglich machen.
An Stucks Centauren glauben wir, auch ihre Bewegungen sind
wohl so, wie sie diese Ungetüme, wenn sie wirklich existierten,
auSführcn würden. Das empfinden wir beim Anblick der „Phan-
tastischen Jagd", ein schwarzer Centaur verfolgt im Wald mit wildem
Ungestüm eine weiße Centanrin. Mit einem gewaltigen Galopp-
 
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