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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Pietsch, Ludwig: Die Gründung des Vereins Berliner Künstler (19. Mai 1841): (aus der Festschrift zur Feier seines fünfzigjährigen Bestehens)
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0381

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2H8

Die Gründung des Vereins Berliner Künstler

Fahrendes Volk, von Paul wHumana

erworben. Das stagnierende Leben der Nation würde er,
als König, so glaubte man, sicher in neuen Fluß bringen;
den erfrischenden Hauch einer neuen Zeit in die dumpfe
Luft des preußischen Staatsgebändes leiten. Vor allen
hatten die Künstler Recht und Grund, die Heraufführung
eines „Angnstischen Alters" von dieses „Medicäers Güte"
zu erhoffen. Daß er für seine Hauptstadt großartige
Bauten idealer Bestimmung plante, welche durch die
Malerei ihren monumentalen Schmuck empfangen sollten,
war zweifellos. Ten ersten tatsächlichen Beweis dafür
lieferte die Berufung Peters von Cornelius aus
München nach Berlin. Große Aufträge zu Schöpfungen,
deren Charakter und Bestimmung dessen eigenstem Genie
gemäß sein sollten, waren dem Meister in sichere Aus-
sicht gestellt worden. In des preußischen Königs Gnade
und begeisterter Verehrung sollte er hier Trost und Ent-
schädigung für die ihm in München mehr und mehr ver-
loren gegangene Gunst des „Künstler-Königs" Ludwig I.
finden. —

Cornelius folgte freudig diesem Rufe, wie wenig
ihn auch der kritische skeptische Geist Berlins und das
ganze Wesen der nordischen Hauptstadt anmuten mochten.
Der Bevölkerung, auch der tonangebenden gebildeten Ge-
sellschaft, war und blieb er in den folgenden Jahren
immer ein Fremder. Die Künstlcrschaft aber kam dem
berühmten Gast und neuen Genossen mit unbefangener,
neidloser, aufrichtiger Herzlichkeit entgegen. Die jüngeren
selbständigen Künstler im Verein mit den Studierenden

der Akademie und der Ateliers veranstalteten an einem
Maiabend jenes Jahres 1841 Cornelius zu Ehren einen
Fackelzug. Vor des Meisters Wohnung am Tiergarten,
Lennöstraße 2, machte dieser Zug Halt. Chorgesünge
begrüßten den ans Fenster Getretenen. Eine Deputation
der Künstlerschaft überbrachte ihm deren Willkommcn-
grüße. Nach der Verbrennung der Fackeln fanden sich
die jungen Künstler zu einem Kommers im alten Tivoli
am Kreuzbcrge zusammen. Tort war es, wo durch
einige Genossen, die bereits vordem sich zu einer engeren
Gesellschaft zusammcngcschlosscn hatten, der Gedanke an-
geregt wurde, neben dem hier bereits bestehenden älteren
Künstlervercin, dem die Meister Rauch, K. Begas, Wach,
Hensel, v. Klöber, Magnus, Kopisch, F. E. Meyerhcim,
Ed. Daege u. a. angehörten, einen „Verein jüngerer
Berliner Künstler" zu stiften. Ter heitere Festabend
fand noch ein trauriges Nachspiel. Bauernsöhne und
Knechte aus dem nahen Tempelhof kamen nach reichlichem
Biergenuß mit den kommersierenden Künstlern in Streit
und es entwickelte sich daraus eine Rauferei, in welcher
ein hoffnungsvoller junger Maler erschlagen wurde.

Der Gedanke der Stiftung eines Vereins der
jüngeren Berliner Künstler aber blieb lebendig. Am
19. Mai wurde er zur That im Atelier des Malers
Rosenfelder, (geb. 1813, gcst. 1872) in der Artillerie-
straße, der damals an der Ausführung seines ersten
großen geschichtlichen Bildes: Die Befreiung des Dan-
ziger Reformationspredigers Pankrazius Klein aus der
 
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