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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Jahres-Ausstellung von 1891, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0390

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VI. Mhrggng. tzeft 2O

15. Juli 1891


„Tie Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreiz im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. SS17, bahr. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1SSS) 3 Mark 60 Ps. sür das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 7S Ps.

Die Münchener Iahre^-Ausftetlung von 1891

Von Friedrich pecht München)


Bildnis, von Mar Bärenfänger

Münchener Iahres-Ausstellung 1891

quecentisten sei überhaupt eine durchaus konventionelle,
Schönheit zu thun, sie werde darum die theatralische

^wei Arten von Dingen giebt es, die ewig ihre
mächtige Anziehungskraft behalten werden: das
Neue und das Schöne. Beide sind gleich unwidersteh-
lich, nur mit dem Unterschied, daß das erste diese Kraft
schon morgen verliert, das zweite sie aber immer behält.
Die Einrichtung der Münchener Jahresausstellungen
hat nun durch ihre in so großem Maßstab betriebene
Heranziehung aller Nationen unsrer heimischen Kunst
eine ganz neue und unstreitig sehr gefährliche Lage
geschaffen. Denn sie leiht den hier zahlreicher als sonst
irgendwo versammelten fremden Kunstwerken einen
großen Vorteil gegenüber den einheimischen: gerade
diesen Reiz der Neuheit, also den unwiderstehlichsten
und verführerischsten von allen. — Verführerisch nicht
nur sür die Nation, die gewöhnlich doch bald wieder
die ihr verständlichere heimische Kunst vorziehen wird,
sondern vor allem für die Künstler selber, die den
weitaus empfänglichsten Teil der Beschauer ansmachen.
Denn sie werden da durch die Masse der verschiedensten
Eindrücke so hin- und hergezogen, daß die schwächeren
Talente gar bald gar nicht mehr wissen, was sie
eigentlich wollen. Dagegen schien nun der ans Frank-
reich zu uns herübergekommene Naturalismus eine
Art Schutz zu bieten, indem er theoretisch alle Nach-
ahmung von andern Kunstwerken verbot und die
Natur als einzige Lehrmeisterin proklamierte. Sie sollte
in ihrer Unerschöpflichkeil den Kunstwerken wenigstens
jenen Reiz der Neuheit sichern. In der That gelang
es denn auch nur zu bald bei der Mehrzahl unsrer
Kunstjünger, die Antike sowohl als selbst die uns doch
viel näher stehende Kunst der Renaissance um allen
Einfluß zu bringen. Die neue Geschmacksrichtung warf
beiden vor, ihre Figuren posierten zu viel und opferten
außerdem auch noch dem Reiz der schönen Linie beständig
die Wahrheit der Bewegung. — Die Malerei der Ein-
es sei ihr gar nicht um die Wahrheit, sondern nur um die
Auffassung der Dinge, das Tableau, selten oder nie los.

Di- Aunst für All- VI.

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