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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Anton Springer
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Rée, Paul Johannes: Die Ausstellung von Werken Nürnberger Künstler der neueren Zeit
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312

Anton Springer — Die Ausstellung von Werken Nürnberger Künstler der »eueren Zeit, von P. I. Ree

Hörer merkten es nicht, wie schwer es ihm wurde. Im
letzten Kolleg, am 5. März, nahm er Abschied von seinen
Studenten, er wußte ganz genau, daß es ein Abschied
für immer war. In fieberhafter Thätigkeit vollendete
er zwei Arbeiten, ein Leben Albrecht Dürers und eine
Erzählung des eigenen Lebens. Er hat beide Bücher
als druckfertige Manuskripte hinterlassen.

Es ist selbstverständlich, daß das Andenken eines

Mannes von der geistigen Bedeutung Springers im
kleinen Kreise der zünftigen Fachgenosscn lebendig bleibt.
Aber er verdient, daß sein Nachruhm weiter dringt.
Tenn das deutsche Kunstleben verdankt ihm viel. Er
hat die Kunstfreude populär gemacht, den Kunstsinn
allenthalben geweckt. Deshalb sollte sein Namen überall
da in dankbarer Erinnerung stehen, wo, wie sie es für
Anton Springer war, die Kunst Gottesdienst ist.

Die Aufstellung von Werken Nürnberger Lrünstlcr der neueren Leit

von Paul Johannes Ree (Nürnberg)

er eine Reise um die Welt macht, verliert damit
noch nicht die Empfänglichkeit für die stillen Reize,
die der ruhige Aufenthalt an einem durch die Natur-
bevorzugten Orte gewährt; vielleicht weiß er nach den
Mühen und Anstrengungen, welche ihm das rastlose
Wandern von Ort zu Ort verursachte, jene Reize nur
um so mehr zu würdigen. So auch kann in einer Zeit,
wo die großen internationalen Ausstellungen Gelegenheit
geben, die künstlerischen Leistungen aller Nationen neben
einander zu sehen, eine Lokalansstellung hoffen, das
Interesse weiterer Kreise zu erregen, zumal wenn die-
selbe, wie die Ausstellung von Werken Nürnberger
Künstler, sich in den Mauern einer Stadt befindet, die
jeder schon mit dein erhebenden Gefühle betritt, von dem
Hauche der Kunst angewcht zu werden. Freilich ist es
die alte Kunst, des Mittelalters sowohl als der Re-
naissance, die wir beim Gedanken an Nürnberg im Auge
haben, aber ist nicht die Thatsache doppelt erfreulich,
daß die alte Kunststadt auch in dem künstlerischen Leben
unserer Tage eine bedeutsame Stellung einnimmt, nicht
allein durch das Wirken der in ihr lebenden, von frischem
Geiste beseelten künstlerischen Kräfte, sondern auch durch
die hervorragende Thätigkeit von Meistern, welche von ihr
ausgegangen oder doch in ihren Mauern zu künstlerischem
Schaffen angeregt und ausgcbildet sind. Davon Zeugnis
abzulegen, war der Zweck, den die nunmehr dreiund-
dreißig Jahre bestehende, die künstlerischen Interessen
Nürnbergs vertretende Gesellschaft Künstlerklause im
Auge hatte, als sie vor Jahresfrist den Grund zu der
am I. Juni d. I. unter dem Ehrenpräsidium des Re-
gierungspräsidenten von Mittelfranken, Herrn Ritter von
Zenetti, eröffneten Kunstausstellung legte, zu welcher das
Bayer. Gewerbcmnscum, dessen Leiter im Verein mit
dem Direktor und einigen Professoren der kgl. Kunst-
gcwcrbeschule dem Unternehmen die dankenswerteste
Förderung angedcihcn ließ, einen Teil seiner Aus-
stellungsräume zur Verfügung stellte. Von nah und
fern kamen die Merke herbei, denn nicht gern wollte
einer fehlen, als es galt, sich zu einem Werke zu ver-
einen, das znm Ruhme einer Stadt unternommen
worden war, welche dem Einen Vaterstadt, dem
Andern Stätte freundlicher Erinnerungen war.
Außer Künstlern leisteten auch viele Kunstfreunde dem
an sie ergangenen Rufe Folge. Von den 182 Künstlern,
welche mit ungefähr 800 Werken auf der Ausstellung
erschienen, sind 82 Nürnberger von Geburt, von denen
21 gestorben, 31 in Nürnberg selbst, 30 außerhalb ihrer
Vaterstadt thätig sind. Zu jenen 31 kommen noch 40

nach Nürnberg eingewanderte Künstler, von denen
wiederum 14 gestorben sind. Von den übrigen 60
danken ungefähr 30 ihre künstlerische Ausbildung oder
doch einen Teil derselben der kgl. Kunstgewerbeschule
Nürnbergs, während die andern durch ihre in Nürn-
berg entfaltete Thätigkeit zu dem Kunstleben der Stadt
in mehr oder minder enge Beziehung getreten sind.

Die meisten Arbeiten gehören den letzten Dezennien
an, eine kleine Gruppe jedoch ist als historische zu be-
zeichnen, da sie in großen Zügen die Wandlungen
charakterisiert, welche die Nürnberger Kunst durchgemacht
hat, seit den Tagen, als zu Beginn unseres Jahrhunderts
der wackere Kunstschuldirektor Albert Reindel derselben
wieder eine auf das Nationale zielende Richtung gab,
bis zu der umfassenden Wirksamkeit des vielseitigen
Direktors August v. Kr einig, der, dem Zuge der Zeit
folgend, auch dem Kunstgewerbe eine eifrige Pflege zu
Teil werden ließ. Ist jener durch seine, Vischer'sche
und Dürer'sche Werke darstellenden schönlinigen Kupfer-
stiche vertreten, so finden wir von diesem die kurz vor
seinem Tode geschaffenen geistvollen Faust-Illustrationen.

Unter den Gemälden der älteren Zeit treffen wir
zunächst eine Reihe bemerkenswerter Bildnisse an, da-
runter Pastelle der beiden Kreul, Aquarelle des älteren
und jüngeren Hartmann, ein charakteristisches Selbst-
porträt des älteren Wanderer und eine Reihe des
freilich mit einer geistreichen Kreidezeichnung in die
neuere Zeit hineinragenden, viel zu früh verstorbenen
Karl Jäger, des trefflichen Illustrators Schillers und
Schöpfers der schönen Jdealbildnisse berühmter Tichtcr
nnd Musiker. Das sentimentale Genre der dreißiger
Jahre zeigen uns die fein gemalten C. Kreulschc»
Bildchen, der heiterste Ton ist dagegen in den köstlichen,
feingemalten Illustrationen I. A. Engclharts zu Dich-
tungen der Nürnberger Volksdichter Grübel und Wcikcrt
angeschlagen. In den behaglichen Bildern des durch seine
Radierungen weit und breit bekannten I. A. Klein finden
wir Tierstücke von hoher Bedeutung. Poetische Illustrationen
weisen die Blätter C. Appolds auf, von Schwindschem
Geiste angehaucht sind die Kompositionen des früh ver-
storbenen A. Kraus. An die Zeit des großen Cornelius
erinnern die Frieskompositionen und Studien I. Naiccs,
Werke von großer Gewalt und Monumentalität sind die
herrlichen Gemälde des auf dem Johanuisfriedhofe
Nürnbergs ruhenden Anselm Feuerbach. — Unter
den Landschaften alten Stils zieht das miniaturartig
fein ausgeführte Panorama Nürnbergs von F. Roth-
bart unsere Aufmerksamkeit auf sich. —> Überhaupt sind
 
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