Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0428

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
226

Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst — vom Kunstmarkt

vor allem aus jener optimistischen Weltanschauung heraus ent-
worfen, die sich die österreichischen Feuilletonisten in dieser Zeit
der realistischen Darstellung vor andern erhalten haben, sogar
im Lande der Dollars, wie Figura zeigt. Üioi

-olc. „Photographischer Zeitvertreib" von Herrmann
Schuauß. Düsseldorf, Liesegang 1890. (Pr. 2 M.) Mit eben
so viel Fleiß als Verständnis hat der Autor in dem 135 ZK
starken Büchlein alles das zusammengetragen, was im Laufe der
Jahre in den Fachzeitschriften der ganzen Welt über diesen
Gegenstand publiziert wurde. Die ausführliche, durch Illu-
strationen erläuterte Erklärung so mancher für Laien unbegreif-
licher Kunststücke, als auch Anleitung zu sehr interessanten
wissenschaftlichen Experimenten sind in dem Buche zu finden.
Wir empfehlen die Lektüre desselben jedem Liebhaber der Photo-
graphie, er wird reiche Anregung aus derselben ziehen. l^si
L. Lt. Von FritzDingerin Düsseldorf ist ein neuer Stich
der berühmten „Aurora" des Guido Reni erschienen, der die breite
Meisterhaftigkeit der Freske, wie ihre bezaubernde Lichtwirkung
mit Glück wiedergiebt. Das Blatt ist auf Veranlassung des
Kunstvereins für Rheinland und Westphalen ausgeführt, so daß
es jedermann, der durch ein Abonnement von 15 M. Vereins-
milglied wird, jetzt noch erwerben kann, da es erst im Herbst
zur Verteilung kommt. — Gewiß thun die Kunstvereine besser,
sich solche ewig gültige klassische Produktionen stechen zu lassen
als moderne, deren Reiz oft schon nach wenigen Jahren ver-
gangen ist. pvsi

L. Lt. Vetters „Schweizerische Rundschau", Zürich und
Bern, Orell Füßli, verdient als eine gediegene Revue über das
geistige Leben der Schweiz auch durch ihre Kunstberichte die
Aufmerksamkeit unsrer Leser. Dieselben zeigen uns freilich, daß
die schweizerische Kunstpflege genau an denselben Fehlern leidet,
tvie sie sich in der deutschen gegenwärtig immer fühlbarer machen:
Bevorzugung der fremden ans Kosten der einheimischen, und der
alten auf Kosten der lebenden Kunst. So werden die Bilder
von Böcklin oder Füßli in Deutschland mehr gesucht als in der
Schweiz, und Stücke wie Widmanns „Oenone" oder Ottos
„Agnes Bernauer" in Meiningen eher aufgeführt als in Zürich
oder Bern. Man sieht e'est partout oouuus clior. uous! lMlj
— Nachdem in der Berliner internationalen Ausstellung
nunmehr alle Werke eingetroffen und aufgestellt sind, ist der voll-
ständige Katalog und Führer (Preis 1 M.) erschienen, dessen
Herstellung auch dieses Jahr der bewährten Firma Rudolph
Schuster übertragen gewesen ist. Der sehr hübsch ausgestattete
Katalog, dessen Preis im Verhältnis zu seinem Umfang — er
zählt über 400 Seiten Textes — sehr geringfügig ist, enthält
auch in genügender autotypischer Wiedergabe zwölf Saalansichten.
Er ist nach einer, von dem sonst üblichen System abweichenden
Ordnung ausgestellt, daß in ihm nämlich die Kunstwerke nicht nach
dem Alphabet der Verfasser, sondern nach denNäumen, in denen sie sich
befinden, geordnet sind. Wenn die Firma Schuster, deren Ver-
dienste wir durchaus nicht bemängeln wollen, sagt, daß sie mit
dieser Ordnung „zum erstenmal ein wirklich praktisches Werk"
geboten habe, so ist dieses „zum erstenmal" sicher nicht richtig
und auch gegen das „Praktisch" lassen sich erhebliche Einwände
machen. Denn diese Neuerung ist bereits im Jahre 1883 in
dem illustrierten Katalog der Münchener internationalen Aus-
stellung in Übung gewesen und man hat sie fallen lassen, weil
sie sich als gar nicht praktisch bewährt hat. Sie hat doch nur
für die Besucher Wert, welche ein jedes der ausgestellten Kunst-
werke systematisch an der Hand des Katalogs sehen wollen. Wie
viel Besucher werden dies bei einer 3000 Nummern umfassenden
Ausstellung thun? Für die große Zahl derjenigen, deren Auge
an ihnen besonders auffallenden Erscheinungen haften wird, für
die noch größere Zahl der gelegentlichen Besucher wird die
Neuerung lästig und zeitraubend sein, denn sie müssen entweder
zunächst den Namen des Künstlers feststellen, diesen dann im
Register nachschlagen und sind erst darnach in der Lage, das
gesuchte Kunstwerk zu finden, oder aber sich den Saal im Ka-
taloge aufsuchen und alles, was sie über ihn finden, durchlescn,
bis sic auf das gewünschte Kunstwerk stoßen. Wir haben also
Grund, anzunchmen, daß man auch in Berlin diese „Neuerung"
bald als abgethan betrachten wird. ^sil

Ln. Jul. Janitsch, Der orientalische Teppich als Vor-
bild. Breslau, Mamschke L Bereudt. (Preis 1 M.) Eine
dankenswerte Anregung und Ratschläge, Unsere heimische Teppich-
Industrie nach dem Borbilde der orientalischen zu heben, durch
genaues Studium der klassischen Vorbilder des Flächenstils und

die Verwendung echtfarbiger Wolle. Denn die Farbe sei vor
allem der Angelpunkt der Textilfrage. Um hier Wandlung zu
schaffen, sei die Errichtung einer Versuchsstelle und ähnlich den
orientalischen „Thiraz" die Gründung einer königl. Teppichmanu-
faktur zu wünschen. l^L

Ln. Jahrbuch der Natur von Lr. Karl Ruß. Berlin,
Rob. Oppenheim. 2. ill. Aust., Lsg. 1—6. Ein jedem Natur-
freund willkommenes Buch; in anziehender, warmer Weise ist im
I. Teil das heimische Naturleben in jedem Monate geschildert,
während der II. Teil genaue tabellarische Übersichten aller Lebens-
äußerungen der Tiere und Pflanzen im betreffenden Monate
giebt und so einen Führer für jeden bildet, den Beruf oder
Neigung viel ins Freie führt. Die neue Auflage ist durch Bei-
gabe stimmungsvoller Monatsbilder bereichert, trotzdem der Preis
auf 70 Pfg. pro Lieferung ermäßigt wurde. ° pisj

-elc. „Anleitung zum Photographieren". 8 Auflage. Düssel-
dorf, Liesegang 1891. (Pr. 1 M.) Eine Broschüre, wieso viele andre,
die alljährlich aus dem Büchermärkte erscheinen, und die dem
Anfänger in aller Kürze das Wissenswerteste über die Herstellung
von Photographien Mitteilen sollen. Daß das vorliegende Merkchen
seinen Zweck erfüllt, dafür spricht der Zusatz ani Titel: „Achte
Auflage." Eingehende Belehrung wird wohl niemand von
solchen Broschüren erwarten. si4L

— Herr Professor H. G. Ströhl in Wien hat seinem
Wappenbuch der österreich-ungarischen Kronländer ein neues Werk,
„Die Wappen der Buchgewerbe" (Wien, bei Schroll L Co.,
Preis 3 M.) folgen lassen. Der als hervorragender Heraldiker
bekannte Verfasser bringt auf neun Tafeln und einer Reihe in
den Text verstreuter Abbildungen die Wappen des Buchgewerbes
sowie der graphischen Künste und Kunstgcwcrbe, die mit ihm im
Zusammenhang stehen. Das Buch wird dem kunstgewerblichen
Zeichner ein vortreffliches Hilfsmittel sein. Die Tafeln sind von
Ströhl vorzüglich ausgeführt und in Lithographie tadellos
wiedergegeben. PMl

Vom Runstmarkl

— Paris. Die Versteigerung des Ateliers von John
Lewis Brown in Paris fand am 11. und 12. Juni statt und
hat 54,520 Frcs. ergeben. Die Bilder des Sportmalers gingen
zu ganz geringen Preisen weg, während Arbeiten andrer mo-
derner Künstler bedeutendere Preise brachten, so ein Bonnat
10,100 Frcs., ein Franyais 2300, ein Claude Monet 2350 Frcs.

«-er/

L>r^-Hz?razrzr r'-r Tl/rH^/r^zr
zzrr? ^z^Her'zr/

Hez-ar^F^eS^zr T'ozr rrzr^

2/.

^/crz^zvrzzzr ^ H/. L^//razz7,§ 7/r ^

4/0 (^7/—/F2<?^. ^Lazzrzzz-

^7771/§/7'//«?z7</

^/2 -2^-5//A/—7620^. (^77-

4/F F?-r. ^

?—^62^. ///. /-z^/^/ze ^

OTV/L' ^99—a?// ^z-

Dedaktionsschluß 11. Zuti — Ausgabe 25. Ziuti

Inhalt des einundzwanzjgsten Deftes: rert: Friedrich Pecht. Die
Münchener Jahres-Ausstellung von 1891 (II.) — Herman Helferich.
Malende Dichter — P. S. (Karlsruhe). Erste deutsche Fächerausstellung in
Karlsruhe — 0r. I. Springer (Berlin). Die Internationale Kunstaus-
stellung zu Berlin — Die VII. Jahres-Ausstellung zu Salzburg — Kunst-
und Ateliernotizen. — Aitderöeitagen: Arnold Böcklin. Frühlings-
Hymne — Wilhelm Leibl. Oberbayerisches Genre — Heinrich Lossow.
Frühling — I. Klein michel. Ein Nimmersatt.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
Annotationen