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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Utitz, Emil: Was ist Stil?, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0283

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5 heit suchen und darob der Gegenwart vergessen, nungenauf. Verwandt damit ist nun Stil im Sinne

j) Aber man darf nicht — und dies geschieht von dramatischer, epischer, plastischer, maleri-

5 so häufig — mit unbilligen Anforderungen an scher Stil usw. Auch hierbei handelt es sich nicht

b die Kunst herantreten und etwa verlangen, sie um örtliche oder zeitliche Bestimmtheiten, um

« solle Ausdruck einer einheitlichen und harmo- dem Gesetze der Wandlung und Veränderung

2 nischen Lebens- und Weltanschauung sein, unterworfene Gegebenheiten, sondern da bedeu-

; wenn vielleicht die Zeit selbst, aus der heraus tetStildieBesonderheiteinesbestimmtenKunst-

< sie ja geboren ist, vielfache Widersprüche und zweiges und die Berücksichtigung der auf dieser

Gegensätze aufweist, zerrissen und zerspalten Eigenart fußenden Gesetzmäßigkeiten. Be-

J ist in einander bekämpfende Streitlager. Nein, deutenderen Künstlern wird im allgemeinen ein

J hier ist nicht zu helfen mit ästhetischen Ge- klares Bewußtsein der ästhetischen Sonderart

5 setzenundNormen,SatzungenundVorschriften; der einzelnen Kunstzweige eigen sein, woraus

) sondern wenn wir nach einem Stil in diesem aber durchaus keine Ablehnung der reichen

) Sinne ringen, dann müssen wir uns erst die Einflüsse folgen soll, mit denen eine Kunst

ij Grundbedingungen erkämpft haben, die ihn die andere zu befruchten vermag. Nur müssen

; ermöglichen: eine harmonische Kultur, eine eben diese Einflüsse verarbeitet werden, d.h.

( einheitliche Lebens-und Weltanschauung. Denn sie bedürfen der Umsetzung in die Wesensart

j das ist der Boden, auf dem eine Stilkunst der betreffenden Kunst. Hier nähere Details

J dieser Richtung gedeihen kann; und vielleicht bieten, hieße in die spezielle Aesthetik der ein-

h der tiefste Zusammenhang, der die Kunst mit zelnen Künste und Kunstarten eintreten.
5 dem Leben verbindet. Und darum gilt es, Damit hätten wir nun alle die Bedeutungen

) daß unser Leben erst stark und groß werden besprochen, welche der eine einzige Name

J muß, wenn wir eine starke, große Kunst wollen. „Stil" deckt, wobei wir eine stattliche Reihe

( Noch zwei Bedeutungstypen von Stil müssen wesentlich verschiedener Bedeutungstypen ken-

» ganz kurz zur Sprache kommen; nämlich zu- nen lernten. Die Frage erledigt sich uns nun

( erst Stil im Sinne von naturalistischer und wohl von selbst, ob ein Kunstwerk nur einer

j idealistischer Stil. In anderer Verwendung setzt oder der anderen der hier entwickelten Stil-

) man Stil immer in Gegensatz zum Naturalis- forderungen Rechnung zu tragen hat oder ihrer

) mus. Hier handelt es sich immer letzten Endes Gesamtheit. Denn überall sahen wir ja, daß Nichr-

) um das eigentümliche Verhältnis des betreffen- erfüllung gewisser Stilanforderungen Mängel
| den Kunst- und Lücken

werkes zum "i^^^^^^^^^^^m^^^^^mmmmm^^^^m^^^^^^^^^^^^^m zeitigt, und
Naturvorbild: daß nur dort

I die Wirklich- H annähernde
I keitsnähe, Vollkommen-
| bezw. die Di- heit herr-

| stanz. Dabei ''QäÄfT sehen kann,

I kommen also , ^ wo eine ge-

I nichtzeitliche ]RI ■ schlossene,

| Bestimmun- b sH& ^Kg^hk jkjfl E versöhnende

gen in Frage, Harmonie
sondern Ge- H K _^~>v' hergestellt ist

I staltungsprin- zwischen Stil-

I zipien. Aller- ansprüchen (

i dingsistzusa- \ Jttlj** ~s^K*m und Stilbe"

i gen, daßesim friedigung. |

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