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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes
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Glaser, Curt: Frankfurter Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0466

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FRANKFURTER AUSSTELLUNGEN

dinsky, der nun ganz auf das irgendwie deut-
bare Objekt der Darstellung verzichtet, um
bloß noch durch ein paar Farbklänge, ein paar
Linien zu wirken. Man denkt an Analogien
der modernsten Musik, nur liegt der Unter-
schied eben darin, daß die Tonkunst ein
Material besitzt, das eben nur ihr eigen ist
und Ober das sie frei verfügt, während das
Material der Malerei nur in der Welt der
Dinge existiert und aus ihr genommen wer-
den kann. Ist daher absolute Musik die ori-
ginärste, reinste Form der Musik, so könnte
eine absolute Malerei, d. h. eine Malerei aus
bloßen Farben und Linien ohne Formen nur
die abstrahierteste Malerei, sozusagen ein
Grenzfall der Kunst sein. Die Möglichkeit
einer solchen Kunst hat Kandinsky dargetan,
theoretisch in seinem Buche „Das Geistige in
der Kunst", praktisch in einigen seiner Bil-
der, wenn es ihm auch nicht immer gelingt,
seinem Farben- und Liniengefüge völlig das
Zwingende, das So-und-nicht-anders-sein-kön-
nen des organischen Kunstwerkes zu geben.
Unter den übrigen Vertretern der neuen Ma-
lerei hebt sich Moriz Melzer (Berlin) her-
vor, der, in seinen Holzschnitten namentlich,
eigene Farbklänge hat und oft die suggestive
Geste rindet, die uns die Hieroglyphe des Le-
bens als Leben selbst erscheinen läßt. Auch
die arkadischen Landschaften Walter Hel-
Waldemar rösler strassenkehrer BIGS (Weggis), die zur Dekoration sich fü-

XXIV. Ausstellung der Beniner Secession genden Rhythmen AUGUSTO GlACOMETTIS

(Florenz) oder die Ausdruckskraft der Linie
ein Durcheinander von nach allen „Richtungen" Herold Bengers erzwingen Beachtung. Arbeiten
strebenden Versuchen und Einfällen, von denen wie die von Cesar Klein aber oder Gertrud
niemand weiß, wohin die Reise gehen soll.
Warten wir's also getrost ab! w. Sch.

FRANKFURTER AUSSTELLUNGEN

VW'enn man die Zeichen der Zeit aus den
™ Ausstellungen deuten darf, die die Kunst-
salons jetzt immer häufiger uns bringen,
so steht die neue, die nachimpressionisti-
sche Malerei nunmehr im Mittelpunkt des
künstlerischen Interesses. Der Kunstsalon
Schames hat eine Ausstellung des „Mo-
dernen Bundes Weggis" gebracht, der Kunst-
salon Goldschmidt eine solche der „Neuen

Secession". Es sind die gleichen Persönlich- «
keiten, die hier wie dort im Vordergrund t I ; ' i I / Y.

stehen. Vor allem der Münchener Franz
Marc, der Tiermaler. Seine Bilder besitzen

die große Ruhe eines in sich beschlossenen S^B 6

Seins, dem zuviel vom Wesen der Idylle
innewohnt, als daß wir es noch als monu-
mental empfinden könnten, dabei eine wun-
dervolle, wie von innerem Feuer durchleuch-
tete Harmonie ganz reiner Farben und eine
sicherste Beherrschung der Form, die mit ein
paar Abschattierungen und Fiächenkontrastie-
rungen das ganze Muskelspiel eines Körpers
zur Erscheinung bringt. Marc bildet seine
Objekte aus so sicherem Lebensgefühl heraus,
daß er es wagen darf, selbstherrlich seine
Tiere seinen Farbenphantasien einzuordnen
und dabei doch, oder gerade dadurch, die

innere organische Einheit seines Werkes zu henri rousseau promenade

wahren. Auf der anderen Seite Steht KAN- XXIV. Ausstellung der Berliner Secession f

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