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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 24.1875

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Heft 7/8
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Gehring, ...: Ueber Verzierung von Metallen und Holz für kunstgewerbliche Zwecke: Vortrag gehalten im Kunstgewerbeverein von Dr. Gehring, Bürgermeister in Landshut
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Zeilschrist

des

Kunst-Gewerbe-Vereins.

Fünfundzwanzigster Jahrgang.

1875.

München.

JWrji 9 4r £•

Die Zeitschrift erscheint monatlich mit wenigstens zwei Seiten Text und zwei Kunstbeilagen. Die Bereinsmitglieder erhalten die Zeitschrift unentgeltlich. Im Buch-
handel kostet dieselbe 4 fl. s. W. rr 2 Thlr. 12 Sgr. der Jahrgang. Inserate geeigneten Inhaltes werden mit 6 kr. — 2 Sgr. für den Raum einer gespaltenen
Petitzeile berechnet. St andig eInserate erhalten eine entsprechende Preisermäßigung. In- und Auswärtige wollen sich dieserhalb an die Buchhandlung von

Theodor Ackermann dahier wenden.

Kleber Verzierung von Metallen und Hol; für kunst-
gewerbliche Zwecke.

Vortrag

gehalten im Kunst g eiv erb ev erein

von

Dr. Hehring, Bürgermeister in Landshut.

(Nachdruck verboten. Gesetz vom 11. Juni 1870.)

Mancher wackere Meister wird bei Betrachtung der im
Nationalmusenm ausgestellten Gegenstände entzückt durch die
Schönheit der Zeichnung, Formen und virtuose Technik darüber
nachgedacht haben, auf welche Weise diese Meisterwerke zu Stande
gekommen sind ? Hub er hat wohl, ivenn er im Kupferstichkabinete die
vortrefflichen Entwürfe alter Künstler sowie in der Zeitschrift
des Vereines, im Kunsthandwerke, in Teirichs Blättern für das
Kunstgewerbe die genialen Vorbilder für verschiedene moderne Ar-
beiten gesehen, nachgesonnen, wie alle diese Entwürfe am besten und
billigsten verwirklicht werden könnten. Ich gebrauche nicht um-
sonst den Ausdruck: „billig." In der Epoche, welche die heute
bewunderten Kunstwerke schuf, hielt der Zunftzwang jede Ueber-
production zurück. Zwischen geschmackvoll verzierten ilnd ge-
arbeiteten Gegenständen und gewöhnlichen Gebrauchsartikeln war
nicht viel Unterschied im Preise. Das entwickelte Kunstverständ-
niß der Handwerker und Consumenten war der Erzeugung ge-
schmackloser Dutzendwaare hinderlich. Heutzutage sind diese Vor-
bedingungen geändert. Die Fabriken mit ihrer Massenprodnction
sind genöthigt, viele gleichartige Gegenstände anzufertigen, ar-
beiten billig und können wegen der Nothwendigkeit des . raschen
Umsatzes der Anlagekapitalien der Decorirung ihrer Produkte
wenig Beachtung schenken. Diese billige Fabrikconcurrenz drückt
auf das Handwerk im Allgemeinen und auf das Kunsthand-
werk insbesondere. Dasselbe muß ohne feste Bestellung und vor-
ausgesicherte Abnehmer auf Veredelung seiner Erzeugnisse nach
alten Vorbildern verzichten, weil sie für den gewöhnlichen Kun-
den gegenüber den Fabrikproducten zu theuer wären. In Folge
dessen ist der Kreis der Consumenten ein relativ beschränkter
und die so wünscheuswerthe Verbesserung des Geschmackes in
weiteren Kreisen, im Volke kann sohin nur sehr langsame Fort-
schritte machen.

Die Imitation der alten Vorbilder durch unsere Hand-
werker muß deshalb einen Schritt weiter gehen. Unsere Ge-
werbsleute müssen sowohl die von den alten Meistern zur Ver-
zierung ihrer Arbeiten angewendeten Techniken vollständig kennen,
als an der Hand der Fortschritte der Wissenschaft dahinstreben,
daß sie bei Imitation der alten Vorbilder neuere, billigere und
sichere Manipulationsarten zur Anwendung bringen können.
Dies.ist durchaus nicht so schwer, als Viele glauben mögen.
Mit Uebung und Geduld werden unsere Meister bald die
schönsten Resultate erzielen und der Zweck dieses Vortrages be-

steht darin, dem Gewerbestande einige praktische Erfahrungen
auf Grund selbst vorgenommener Versuche mitzutheilen.

Es ist bekannt, daß die einzelnen im Kunstgewerbe zur
Verwendung kommenden Metalle: Eisen, Stahl, Messing,
Kupfer, Zink, Zinn, Silber, Gold ans verschiedene Weise bear-
beitet und verziert werden können.

Eine mit Vorliebe von den alten Meistern angewendete
Technik war das Aetzen, um entweder erhabene oder vertiefte
Ornamente und Gebilde hervorzubringen.

Will man Eisen, Stahl, Messing, Kupfer, Zinn, Zink,
Gold und Silber erhaben ätzen, so bringt mau die zuvor auf-
kalkirteZeichnung mitAetzgrund, welcher eine zusammengeschmol-
zene Mischung von 8Theilen Wachs, 1 Asphalt, iColophonium
und 3 venetianischem Terpentine ist, und zum Gebrauche mit
Terpentin verdünnt wird, auf die Fläche, umgibt dieselbe mit
einem Rande von Baumwachs, und gießt verdünnte Salpeter-
säure (Scheidewasser) auf, welche man bis zur gewünschten
Tiefe auf die Metallfläche einwirken läßt. Zinn wird

am besten mit Königswasser geätzt. Will mau dagegen v e r.
tieft ätzen, so überzieht man den Gegenstand vollständig mit
Aetzgrund, gravirt die Linien der mit blauem Pauspapiere aus-
getragenen Zeichnungen mit einer Radirundel oder einem
Pfrienien heraus, und schüttet dann das Aetzwasser auf. Rach
erfolgter Aetzung wird der Aetzgrund mit Terpentinöl entfernt.

Convexe Gegenstände (wie z. B. die Arm- und Beinschienen
der alten Rüstungen) werden mit Aetzsalbeu im warmen Zu-
stande behandelt. Da der oben bekanntgegebene Aetzgrund die
Wärme nicht erträgt, wird die Zeichnung mit Bleigelb in Leinöl
abgerieben (solche Farbe schon mit Oel präparirt, ist in jeder
Farbenwaarenhandlung vorräthig) aufgetragen, und an der
Sonne oder in der Ofenwärme getrocknet.

Als Aetzsalbe benützt man eine Mischung von 1 Theil ge-
stoßene Lindenkohle mit 2 Theilen Eisenvitriol und 2 Theilen
salzsaurem Ammoniak, welche mit starkem Essig auf die Con-
sistenz eines dicken Breies zusammengerührt und einen Finger-
dick auf die zu ätzende Fläche aufgetragen wird. Der Gegen-
stand wird dann erwärmt, die völlig zu Pulver gewordene Aetz-
salbe entfernt und der Aetzgrund mit Terpentinöl oder Unschlitt
entfernt. Will man eine größere Anzahl von Gegeuftänden aus
Eisen oder Stahl, z. B. Messerklingen, Schlüsselbleche, Be-
schlägtheile, Schloßbleche auf Einmal ätzen, so trägt man die
Zeichnung mit Bleigelbfarbe ans und bringt sämmtliche Gegen-
stände in einen glasirten Hafen in der Art, daß zwischen jedem
Gegenstände etwas Zwischenraum verbleibt und selbe nicht dicht
einander berühren. Hierauf löst man Eisenvitriol in kochendem
Wasser, bringt diese Flüssigkeit in das Gefäß, schließt dasselbe
mit einem gut passenden Deckel, verstreicht die Fugen mit Lehm und
läßt das Wasser über Feuer V«—V- Stunde lang sieden, erkalten
und nimmt dann die Gegenstände heraus. Geätzte Arbeiten aus
Stahl oder Eisen werden mit Aetzkalilösung gewaschen, mit
 
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