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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 24.1875

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Heft 9/10
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Beschreibung der Kunstbeilagen (inkl. Heft 7/8)
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https://doi.org/10.11588/diglit.7030#0044

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König Ludwig's Preisstistung.

Die Urkunde der Stiftung enthält unter Abschnitt VI. die
folgenden Bestimmungen: „Medaillen werden für die besten Ar-
beiten, welche im Laufe eines Jahres in der permanenten Aus-
stellung des Gewerbemuseums nach freier Wahl des Verfertigers
ausgestellt werden, ertheilt. Geldpreise werden für solche kunst-
gewerbliche Arbeiten gewährt, welche in Folge einer jährlich
stattfindenden Ausschreibung des Gewerbemuseums zur Ausstel-
lung kommen; hiebei sind kunstgewerbliche Entwürfe zu berück-
sichtigen."

Am 25. August 1876 erfolgt zum erstenmal die Verthei-
lung der Preise und werden zunächst bezüglich der Medaillen
nachstehende Vorschriften bekannt gegeben.

Zur Vertheilung kommen 1 goldene, 3 silberne und 7 bron-
zene Medaillen und werden zur Bewerbung alle neueren gewerb-
lichen Arbeiten zugelassen, welche in der Zeit vom 25. Juli
1875 bis 25. Juli 1876 in der „Permanenten Ausstellung" des
Bayerischen Gewerbemuseums zur Ausstellung kommen. Bei der
Anmeldung und Einsendung der Arbeiten ist ausdrücklich zu
bemerken, ob der Aussteller sich um einen Preis bewirbt.

Die Bedingungen, unter denen die Beschickung der Ausstel-
lung stattfinden kann, sind jederzeit von der Verwaltung der
„Permanenten Ausstellung" zu beziehen.

Die Beurtheilung der Arbeiten erfolgt monatlich durch ein
ständiges Preisgericht, welches aus Sachverständigen und Laien
zusammengesetzt ist.

Mit den Medaillen wird ein Diplom ausgehändigt, in dem
die Gründe der Preiszuerkennung kurz angeführt sind.

Indem zu. zahlreicher Betheiligung an der „Permanenten
Ausstellung" eingeladen wird, sei noch bemerkt, daß dieselbe sich
eines sehr lebhaften Besuches erfreut und daß allmonatlich die
zur Ausstellung gekommenen Gegenstände und die Namen der
Aussteller veröffentlicht werden.

Um immer den entsprechenden Raum für Gegenstände frei
zu haben, empfiehlt es sich, die Anmeldungen etwa 14 Tage vor
der beabsichtigten Einsendung zu bewerkstelligen.

Die Ausschreibung der Preisbewerbung füe kunstgewerb-
liche Arbeiten nach einer gestellten Aufgabe wird demnächst
erfolgen.

Nürnberg, den 19. Juni 1875.

Der Direktor des Bayrischen Gewerbemuseums.

Stegmann.

Beschreibung der Kunstbeilagen

Heft 9 Blatt l. Uhr, entworfen von Th. Dennerlein. Architektur
von Holz, Figuren (die 4 Tageszeiten von Sil-
ber. Zifferblatt und Zeiger vergoldet, um sich
von der durchbrochenen Arbeit abzuheben.

Heft 9 Blatt 2. Vordere Ansicht,

Heft 10 Blatt 1 Längen-Ansicht,

Heft 10 Blatt 2. Plafond einer zweischläferigen Bettlade. Ent-
worfen don Architekt Jos. Tölzer jnn.

Aus der Vorder- und Seitenansicht ist ersichtlich, daß das
Gebälk ans 4 vom Postamente aus ohne jegliche weitere Stütze
frei sich erhebenden vierkantigen mehrfach gegliederten Säulen
ruht. An dem Postamente der vorderen Front legen sich unter
einem Winkel von 90" 2 Consolen an, welche den Zweck erfüllen
sollen, den Säulen ein stabileres Ansehen zu verleihen. Die
Postamente an der Kopfseite sind, parallel mit der vorderen

Front durch eine in mehrere Füllungen getheilte Wand verbun-
den, wie an der Vorderfront von Consolen gestützt. '

Der auf der Rückwand befindliche Aufsatz dient zur Auf-
nahme von Relief-Darstellungen.

Der mittlere Theil des Frieses an der Hauptfayade ist für
. Wappen oder für einen Namenszug bestimmt, die mittleren
Stellen der Längenfriese sollen mit Angaben von Gedächtniß-
tagen ausgefüllt werden.

Der Schnitt auf Blatt 1 (Heft 10) zeigt uns einen Auf-
bau über dem Gebälk, welcher durch mehrere Oeffnungen Luft
schafft und dem nach Oben abschließenden Plafond Licht zufüh-
ren soll. Die lichtspeudenden Oeffnungen sind mit Nahmen ver-
sehen, welche mit Butzenscheiben verglast sind und nach Belieben
geöffnet und geschlossen werden können.

Der Plafond Heft 10 (Blatt 2) ist wie alles andere von
Eichenholz und liegt mit seinen ringsum sitzendeil Consolen auf
Pilastern auf, welche zwischen den Oeffnungen an der Wand
liegen.

Beschreibung

der zum vorigen Hefte gehörigen Kunstbpilagen.

(Wegen Raummangels mußte diese Beschreibung weggelassen werden.)

Heft 7. Blatt 1. Wanddecoration für ein Treppenhaus, ent-
worfen vonThomasDennerlein. Für Stuk
oder Marmor. Die architektonische Umrah-
mung der Figur mit dunkelfarbigen Marmor-
einlagen. Die Kandelaber sind in Bronze
auszuführen mit Ausnahme des Sockels,
welcher ans dunkelgrünem Marmor herzn-
stellen wäre.

Blatt 2. Moderne Gürtel in Silber, theilweise ver-
goldet und mit Steinchen und Perlen besetzt.
Entworfen von Anton Seder. Anhängsel
für Gürtel wurden im ersten Doppelheft
dieses Jahrgangs gegeben.

Heft 8. Blatt 1. Thermometer von Ferdinand Barth. Ver-
goldete Bronze. Der Indianer dunkel, der
Winter versilbert.

Heft 8. Blatt 2. Von den wenigen Kunstschmiedearbeiten, die
München im Vergleich zu den Nachbar-
städten Augsburg und Nürnberg bieten kann,
ist das auf diesem Blatt gegebene, durch Ar-
chitekt O. S ch n l z e aufgenommene Thürober-
licht-Gitter von ' einem Seiteneingange der
Theatiner-Hofkirche gewiß eines der reichsten.
Es ist in Rundeisen gehalten, die Ausläufer
und ornamentalen Theile, die sich in phan-
tastischen Formen bewegen — verzerrte Thier-
nnd Menschenfratzen — flach aufgehanen. Als
Beispiel, wie man im 17. und 18. Jahrhun-'
dert auch kleine Vorwürfe mit Freiheit und
Geist zu behandeln verstand, dienen Beschlag-
theiie von einem Hanse in der Landschaftsgasse,
deren originelle Zeichnung durch starke Anf-
bnckelnngen plastisch wird. Das ganze kleine
Portal, an welchem diese Beschlagtheile sitzen,
mit einem ebenso originellen Klopfer verbun-
den, verdiente der Vergessenheit in dem engen
Gäßchen entrissen zu werden. Das Gitter des
Rnndfensters ans Augsburg ist gleichfalls
von Rundeisen, die Hundeköpfe flach mit ein-
gehauener Zeichnung.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Aedaktionsausschusses von Dr. Lichtenstein. — Kgl. Hof- u. Universitäts-Bnchdr. v. l>r. (£. W o l f & sohn in München.
 
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