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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 24.1875

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Heft 7/8
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Gehring, ...: Ueber Verzierung von Metallen und Holz für kunstgewerbliche Zwecke: Vortrag gehalten im Kunstgewerbeverein von Dr. Gehring, Bürgermeister in Landshut
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https://doi.org/10.11588/diglit.7030#0036

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die gefärbte Mischung ein. Bein erweicht man behufs Einlagen
in Salzsäure, ächtes Elfenbein durch Einstecken in Senf.

Will man Metalleinlagen imitiren, so fülle man entweder
die ausgesparten Vertiefungen mit einem Amalgame von Zinn
und Quecksilber, gemischt mit Traganthschleim, oder gieße eine
leichtflüssige Metallmischung aus 2 Theilen Wismuth, 1 Blei,

1 Zinn, 710 Quecksilber ein. Man kann auch eine Mischung
von Metallbronze oder Glimmersilber mit feinst gepulvertem
Traganthgummi in Wasser einstreichen. Eine haltbare weiße
Silberimitation erhält man aus ähnlich behandelter Einlage niit
Aluminiumbronze. Oft wiederkehrende Ornamente kann man
durch stark erhitzte Messing- oder Eisenstempel in das Holz ein-
pressen und dann ausfüllen. Ebenso können auf galvanokansti-
schem Wege Gravirungen im Holze vorgenommen werden.

Verwendet man ächte Perlmutter, von welcher die soge-
nannte Zrismuschel vortrefflich wirkt, zu Einlagen, so kann man
sehr sparen und dünne Plättchen erzielen, wenn man die Stücke
auf einem Roste über starkem Kohlenfeuer gleichmäßig erhitzt,
und dann sogleich in kalten Essig wirft. Die letzte Glanzpolitur
wird der ächten Perlmutter mit Salpetersäure gegeben. Perl-
mutter kann auf mehrfache Art inütirt werden. Gewöhnlich be-
nützt man die im Handel beziehbaren Gelatinperlmuttertafeln.
Will man aber sich die Mühe des Ausschneidens der Ornamente
aus diesen Tafeln ersparen, so zerstößt man die Schuppen der
Weißfische mit reinem Wasser in einem Mörser, siltrirt die
Flüssigkeit, läßt sie stehen, gießt das klare Oberwasser ab und
bringt den Satz in ein verkorktes Glas. Alsdann mischt mau
einer dicken Gelatinlösung Etwas von dieser Perlenessenz bei,
schüttelt gut und setzt je nach Wunsch der Farbnuance Einen
Tropfen rother, blauer oder grüner Anilinlösung in Wasser bei.
Die so gefärbte Mischung wird in die Vertiefung ausge-
gossen und nach völligem Ertrocknen mit Trippel, Puder und
Filz geschliffen. Man kann auch die einzulegenden Ornamente
aus dünnen Platten, aus weißem, Hellem Horne aussägen. Als- ;
dann bringt man dieselben in einen Brei von Bleiglätte, un-
gelöschtem Kalk und Lauge und läßt sie darin bis zum Trocknen
liegen. Werden die so behandelten Stücke alsdann in stark ver-
dünnte Salzsäure getaucht, so entsteht im Horne Chlorblei,
welches demselben ein der Perlmutter sehr ähnliches Ansehen
gibt. Werden die Hornplatten nur au einzelnen Stellen mit
diesem Breie von zwei Theilen ungelöschtem Kalk, einem Theile
Blei- oder Silberglätte mit Lauge schwarzbraun geätzt, wobei
der Brei bis zum Trocknen auf der Hornplatte verbleiben muß,
oder mit starker Höllensteinlösung an einzelnen Stellen gefleckt,
so kann mit solchen (nicht in Salzsäure getauchten) Hornplatten
vortrefflich Schildkrot imitirt werden, wenn dieselben aus eine
Messingfolie oder eine mit Zinnober gefärbte Unterlage aufge-
leimt werden. Anstatt der Messingfolie kann man Rauschgold
oder nnächtes Goldpapier verwenden. Schwächt man an ein-
zelnen Stellen willkürlich die Wirkung des Kalkbreies, so ent-
stehen hiedurch röthliche Flecken, welche in gehöriger Vertheilung
namentlich auf dem Rande der dunklen Theile sehr vortheilhaft
wirken.

Im Nationalmuseuni findet man in den Füllungen einiger
Möbel Mosaikeinlagen aus färbigem Glas oder verschieden-
artigen Steinen angebracht. Nachdem die Solenhofer und Kel-
heimer Steine und Platten jetzt sehr dünn in Frankfurt und
Offenbach hergestellt werden, ist es mit Anwendung der Aetz-
malerei auf Stein leicht, jede Zeichnung auf solche Einlage-
plättchen in Farben haltbar hervorznbringen und so die oft
theuren Porzellaneinlagen zu ersparen. Lapis lazuli läßt sich
vortrefflich mit Marienglas imitiren. Auf eine dünne Scheibe
Marienglas sprengt man etwas ächte Goldbronze, übermalt dann
die Fläche mit Ultramarinblau, streut auf die trockene Fläche
etwas feingesiebte Holzasche und klebt zuletzt Fließpapier auf.
Kehrt nian dann das Blatt um, erscheint lapis lazuli täuschend
imitirt. Mit der Scheere lassen sich dann die Ornamenteiulagen j
nach der Zeichnung herausschneiden. Jaspis wird auf ähnliche

Art mit Grünspan oder Vört ömörauäs unter Einsprengung
von schwarzen und rothen Punkten, Avanturingrund mit Grün
und Gold, Malachit mit Grünspann und Bleiweiß auf Marien-
glas erzeugt.

Schneidet man aus Staniol Ornamente aus, contourirt die-
selben mit der Schwarzätze für Weißblech (vergleiche oben), und
klebt den Staniol auf schwarz oder mit einer anderen dunklen
Farbe gebeitztes Holz, so erscheint täuschend Metall in Holz ein-
gelegt. Mit dem Falzbein und Achat wird der Staniol geglättet.
Mit Lasurfarben können dann weitere Effecte auf der Staniol-
fläche erzielt werden.

Auf einigen älteren Möbelstücken und Rahmen sieht man
eine Decoration von Gold oder Silber auf Schwarz, Blau,
Braun, welche am einfachsten aus folgende Weise herbeigeführt wird.

Mau vergoldet, versilbert, aluminirt, platinirt entweder den
Grund und polirt ihn oder klebt Gold- oder Silberpapier oder
Staniol auf und überzieht die Fläche mit der gewünschten, mit
Tempera augeriebenen Farbe. Ist dieselbe ganz trocken, so kal-
kirt man die Zeichnung mit Kreide oder Puder auf und gravirt
die Contoureu mit einem Bux- oder Elfenbeinstifte heraus, so
daß der Metallgruud durchschaut. Hat man Staniol augewendet,
so überzieht man die ausgehobenen Stellen, oder zuerst die
ganze Staniolfläche mit Goldlack. Auf Goldgrund paßt am
besten Schwarz, Grün, Hochroth oder sattes Blau. Auf Silber
Blau oder Braun. In die ausgehobenen Stellen kann man mit
Lasurfarben, z. B. auf Gold mit Braun, auf Silber mit Braun
oder Indigo schattiren und die Lichtpunkte wiederholt ausheben.
Zuletzt überzieht man die ganze Fläche mit Mastixfirniß oder
Wachsfirniß. Anstriche auf Silber- oder Goldpapier lackirt man
mit Oelfirniß. Einen guten Wachs firniß erhält man durch Mi-
schung von in Terpentinöl bis zur Honigdicke gelöstem weißen
Scheibenwachs mit Mastix, welcher in Terpentinöl gelöst wurde
und etwas Bernsteinstrniß. Die Mischung wird znsammenge-
schmolzen und unter Kork aufbewahrt. Nach dem Aufträgen des
Wachsfirnisses wartet mau dessen Austrocknung ab und schleift
mit feinem Flanell oder Filz.

Ueberzieht man Staniolflächen mit Farben, welche im heißen
Wachse angerieben und in einem dünnen Ueberzuge aufgetragen
wurden, so kann man mit Stiften aus Zinn die Contouren
einer mit Kreide aufkalkirten Zeichnung herausheben und auf
diese Weise sehr schöne Wirkungen erzielen. Die fertige Arbeit
wird durch einen Weingeistfirniß geschützt.

Will mau die im 16. Jahrhundert häufig angewendete Wis-
muthmalerei imitiren, so reibt man unächte Silberbronze oder
Aluminiumbronze, oder Glimmersilber mit feingepulvertem Gummi-
traganth innig ab, trägt die Mischung auf die Holzfläche und
polirt nach vollständigem Trocknen mit Achat. Auf die polirte
Fläche kann man dann mit Leim-, Oel-, oder Wasserlasurfarben das
Ornament aufmalen oder aufpatroniren. Ueberzieht man das
Holz mit unächtem Gold- oder Silberpapier, welches aber mit
Kleister aufgepappt werden muß, so kann man ebenfalls mit
Oelfarben darauf malen. Zuletzt gibt man einen Ueberzug mit
Oelfirniß. Auf Bronzegrund dagegen kann man Wachsfirniß,
Copal-, Schellack- oder Mastixfirnisse anwenden. Auch kann
mit Vortheil statt des Firnisses auf Holzarbeiten oft ein An-
strich mit geschlagenem Eierklar oder eine Lösung von Hausen-
blase angewendet werden. Den Eierklarfirniß erzeugt man da-
durch, daß man Eierklar zu Schnee schlägt, denselben 24 Stun-
den ruhig stehen läßt und die klargewordene Flüssigkeit in gut
verkorkten Gläsern aufbewahrt.

Nützen diese Skizzen dem Gewerbestand, ist mein Zweck
erreicht.

Die Beschreibung der zu diesem Hefte gehörigen Kunstbeilagen folgt im
nächsten Hefte, da sonst gegen den Wunsch des Verfassers der vorhergehende
hätte abgebrochen werden müssen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von Or. Lichtenstein. — Kgl. Hof- u. UniversitätS-Buchdr. v. vr. C. Wolf & Sohn in München.
 
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