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laufe des Sandes brauchte und mit Stundeneintheiluug ver-
sehen war, anfertigen.
Sonnen-, Wasser- und Sanduhren sind also die hervorra-
gendsten Zeitmesser, womit man sich Jahrtausende beholfen hat.
Eine der wichtigsten Ersindungen, deren Nutzen in gegenwärtiger
Zeit nicht genug gewürdigt werden kann, ist die Erfindung und
Entstehung der ersten Räderuhr, welche im Laufe des 11. Jahr-
hunderts gemacht wurde. Der Erfinder ist unbekannt.
Archimedes, der 250 v. Ehr. lebte, soll das erste Zahnrad
erfunden und constrnirt haben. Es hat demnach eine sehr lange
Zeit gedauert, bis man von einem Rade zur Herstellung der
ersten Uhr gelangte und das ist iusoferne erklärlich, als in der
Culturgeschichte der alten Völker wenig Spuren von Mechanik
sich vorfinden und demnach Alles erst später erdacht und erfun-
den werden mußte. Von den ersten Näderuhren aus romani-
scher Zeit ist -uns nichts erhalten und wir wissen nur, daß die-
selben sehr schwerfällige, plump gearbeitete Maschinen waren,
die ganz von Eisen gefertigt waren und die oft ein Gewicht von
4—5 Centnern hatten- Aus der Zeit der Gothik des 14. und
15. Jahrhunderts sind uns noch viele Uhren erhalten und wir
können ans denselben die Construction ersehen, worauf alle
späteren Verbesserungen beruhen.
Diese Construction, in Kürze dargelegt, ist folgende.
Unter einer Rädernhr versteht man einen Mechanismus,
welcher sich in Folge seiner Construction zum Zeitmesser eignet.
Um diese Eigenschaft hervorzubringen, sind vier Hauptbedingun-
gen erforderlich u. zw.: 1. das Räderwerk, 2. die bewegende
Kraft, 3. die Hemmung, 4. der Regulator.
Das Räderwerk besteht aus einer Zusammensetzung von
Rädern und Getrieben, welche durch Jneinandergreifen sich zu
Umdrehungen eignen, so zwar, daß das erste Rad in den Trieb
des nächstfolgenden Rades u. s. w. eingreift, wodurch eine Ver-
bindung von Rädern und Getrieben hergestellt wird.
Die Kraft, welche auf das Räderwerk wirkt, um es in
Umdrehungen zu versetzen, ist eine zweifache: entweder die Kraft
der Schwere (Gewicht) oder die Kraft der Elasticität. (Feder).
In neuerer Zeit findet eine weitere Kraft theilweise Anwen-
dung u. zw. die des Elektro-Magnetismus.
Die ersten mechanischen Uhren waren Gewichtsuhren und
bis Anfang des 16. Jahrhunderts kannte man keine anderen.
Dadurch, daß mau dem ersten Rade eines Räderwerkes vermit-
telst einer daran befestigten Rolle, in welche eine Schnur zu
liegen kam, ein Gewicht anhängte, wurde dasselbe gezwungen,
so lange Umdrehungen zu machen, als die Schwere des Gewich-
tes darauf Einfluß ausübte. Diese beiden Theile, Räderwerk
und Gewicht, würden schon genügt haben, eine Maschine darzu-
stellen, die durch eine Anzahl von Rädern und Trieben und in
fortwährender Bewegung erhalten, eine bestimmte Zeit zu ihrem
Ablaufe gebraucht hätte, wenn es nicht uothwendig erschienen
wäre, daß diese Abläufe so langsam erfolgten, daß ein mit dem
Räderwerk in Verbindung gebrachter Stundenzeiger alle 12
Stünden nur einmal seinen Umlauf vollendet haben mußte.
Da ein bloßes Laufwerk mit Windfang, welches schon im Jahre
850 von Pacificus in Verona als Zeitmesser angewendet wurde,
seinen Zweck nicht erfüllte, so war man genöthigt etwas aus-
zudenken, um diese zu schnellen Abläufe zu verzögern oder zu
hemmen und man kam aus die Erfindung der Hemmung.
Die Hemmung besteht aus zwei Theilen, dem Hemmungs-
rade und der Hemmung selbst und nach Benennung letzterer
haben die Uhren ihre Bezeichnung z. B. Spindel-, Cylinder-
Ankeruhren u. s. w. Die ältesten Uhren hatten Spindelhem-
muug und dieselbe stellte man so her, daß man dem letzten
Rade eines Räderwerks eine kronenförmige Gestalt mit schrägen,
aufwärts stehenden Zähnen gab; dasselbe nannte man Steigrad.
Dieses Steigrad, als dessen Erfinder Gerbert (als Papst
Sylvester II) genannt wird und welches bei den ersten Uhren eine
senkrechte Lage hatte, griff in eine mit zwei Lappen versehene
Spindel so ein, daß die an der Spindel ohngefähr einen rechten
Winkel bildenden Lappen, an zwei einander gegenüberliegenden
Stellen des Steigrades in den Zähnen desselben lagen. Durch
die Schwere des Gewichtes wurde nun das Räderwerk gezwun-
gen, Umdrehungen zu machen, wobei das letzte Rad (Steigrad),
einen Druck auf die Spindellappen derart ausübte, daß in Folge
dessen ein Lappen ans dem einen Zahn herausgestoßen wurde,
während der andere Lappen in den gegenüberliegenden Zahn
des Steigrades wieder hemmend einsiel, so daß ein fortgesetztes
Ausstößen und Einfällen hervorgebracht wurde. Da aber die
Spindel nicht die erforderlichen Schwingungen Hervorbringen
konnte, um diese Maschine in fortwährender Bewegung zu erhal-
ten, so befestigte man an dem oberen Theil derselben einen
Balancier (Unruhe), welcher die Stelle eines Schwungrades ver-
tretend hin- und herschwankende Bewegungen (Schwingungen)
verursachte. Durch einen so langsamen Gang der Maschine
war dieselbe geeignet, als Zeitmesser zu dienen und je nach
Berechnung der Zähne des Räderwerkes konnte dieselbe ununter-
brochen zwölf oder vierundzwanzig Stunden gehen, ohne daß
das Gewicht wieder des Aufziehens bedurfte. Um nun ein schnel-
leres oder langsameres Gehen einer soweit constrnirten Uhr zu
bewerkstelligen, war als letzte Hauptbedingung ein Regulator
uothwendig.
UnterRe gulatorverstehtman eine Vorrichtung,durch welche
schnellere oder langsamere Schwingungen des Balanciers hervor-
gebracht werdeir, was ein früheres oder späteres Gehen der
Uhr veranlaßt. Die Regulirnng der ersten Uhren tvar sehr
mangelhaft und bestand darin, daß man der Unruhe bei zu
schnellem Gehen der Uhr kleine Gewichtstheile anhängte, im
entgegengesetzten Falle theilweise wieder entfernte. Erst bei spä-
teren Uhren wurde die Regulirung dadurch besser erzielt, daß
mail dem Steigrade, sowie der Spindel statt der vertikalen eine
horizontate Lage gab und an dem Ende der Spindel einen Per-
pendikel mit einem verschiebbaren Gewichtstheil anbrachte und
so durch Auf- und Abschieben desselben den Gang der Uhr
verzögerte oder beschleunigte. Die auf eben dargelegter Weise
construirteu ersten Uhren waren sehr mangelhaft. Zu damaliger
Zeit kannte man die Grundsätze der Mechanik zu wenig; dann
fehlte es an den uöthigen Hilfsmaschinen , um Räder u. dgl
so regelmäßig herzusteilen, wie es zu einer einigermaßen gut
gehenden Uhr erforderlich ist; diese einzelnen Theile mußten mit
' Hilfe des Zirkels und der Feile ausgeführt werden, was eine
große Hebung, Geduld und Ausdauer erforderte. Es brauchte
eine sehr lange Zeit, bis die Uhrmacherkunst sich etwas mehr
verbreitete und bis auch etwas Besseres geschaffen wurde. Es
darf uns daher gar nicht wundern, daß erst im Verlaufe des
14. Jahrhunderts Fortschritte in der Art gemacht wurden, daß
man Uhren gemeinnützig machte, damit an die Oesfentlichkeit
trat, und Thurmuhren aufstellte. Die ersten derartigen Uhren
zeigten blos die Stunden au, später wurden Schlagwerke, Glo-
ckenspiele, bewegliche Figuren u. dgl. mit dem Uhrwerke in
Verbindung gebracht; im 15. Jahrhundert, als die Astronomie
schon bedeutende Fortschritte machte, hat man sogar angefaugen,
bewegliche astronomische Darstellungen an Uhren anzubringen
und kamen in dieser Beziehung sehr schöne und sinnreich aus-
gedachte Meisterwerke zum Vorschein, so z. B. die Uhr des
Straßburger Münsters.
Was die Uhr des Straßburger Münsters betrifft, so zählt
dieselbe zu den hervorragendsten Kunstwerken früherer, wie
gegenwärtiger Zeit. Es wäre eine falsche Annahme, zu
glauben, die jetzige Münsteruhr sei die restaurirte des 16. Jahr-
. Hunderts; es ist hier zu erwähnen, daß dieselbe vielmehr schon
das dritte Uhrwerk ist.
Das erste im Innern des Münsters aufgestellte Uhrwerk
wurde im Jahre 1352 angefangen und 1354 unter dem Bischof
laufe des Sandes brauchte und mit Stundeneintheiluug ver-
sehen war, anfertigen.
Sonnen-, Wasser- und Sanduhren sind also die hervorra-
gendsten Zeitmesser, womit man sich Jahrtausende beholfen hat.
Eine der wichtigsten Ersindungen, deren Nutzen in gegenwärtiger
Zeit nicht genug gewürdigt werden kann, ist die Erfindung und
Entstehung der ersten Räderuhr, welche im Laufe des 11. Jahr-
hunderts gemacht wurde. Der Erfinder ist unbekannt.
Archimedes, der 250 v. Ehr. lebte, soll das erste Zahnrad
erfunden und constrnirt haben. Es hat demnach eine sehr lange
Zeit gedauert, bis man von einem Rade zur Herstellung der
ersten Uhr gelangte und das ist iusoferne erklärlich, als in der
Culturgeschichte der alten Völker wenig Spuren von Mechanik
sich vorfinden und demnach Alles erst später erdacht und erfun-
den werden mußte. Von den ersten Näderuhren aus romani-
scher Zeit ist -uns nichts erhalten und wir wissen nur, daß die-
selben sehr schwerfällige, plump gearbeitete Maschinen waren,
die ganz von Eisen gefertigt waren und die oft ein Gewicht von
4—5 Centnern hatten- Aus der Zeit der Gothik des 14. und
15. Jahrhunderts sind uns noch viele Uhren erhalten und wir
können ans denselben die Construction ersehen, worauf alle
späteren Verbesserungen beruhen.
Diese Construction, in Kürze dargelegt, ist folgende.
Unter einer Rädernhr versteht man einen Mechanismus,
welcher sich in Folge seiner Construction zum Zeitmesser eignet.
Um diese Eigenschaft hervorzubringen, sind vier Hauptbedingun-
gen erforderlich u. zw.: 1. das Räderwerk, 2. die bewegende
Kraft, 3. die Hemmung, 4. der Regulator.
Das Räderwerk besteht aus einer Zusammensetzung von
Rädern und Getrieben, welche durch Jneinandergreifen sich zu
Umdrehungen eignen, so zwar, daß das erste Rad in den Trieb
des nächstfolgenden Rades u. s. w. eingreift, wodurch eine Ver-
bindung von Rädern und Getrieben hergestellt wird.
Die Kraft, welche auf das Räderwerk wirkt, um es in
Umdrehungen zu versetzen, ist eine zweifache: entweder die Kraft
der Schwere (Gewicht) oder die Kraft der Elasticität. (Feder).
In neuerer Zeit findet eine weitere Kraft theilweise Anwen-
dung u. zw. die des Elektro-Magnetismus.
Die ersten mechanischen Uhren waren Gewichtsuhren und
bis Anfang des 16. Jahrhunderts kannte man keine anderen.
Dadurch, daß mau dem ersten Rade eines Räderwerkes vermit-
telst einer daran befestigten Rolle, in welche eine Schnur zu
liegen kam, ein Gewicht anhängte, wurde dasselbe gezwungen,
so lange Umdrehungen zu machen, als die Schwere des Gewich-
tes darauf Einfluß ausübte. Diese beiden Theile, Räderwerk
und Gewicht, würden schon genügt haben, eine Maschine darzu-
stellen, die durch eine Anzahl von Rädern und Trieben und in
fortwährender Bewegung erhalten, eine bestimmte Zeit zu ihrem
Ablaufe gebraucht hätte, wenn es nicht uothwendig erschienen
wäre, daß diese Abläufe so langsam erfolgten, daß ein mit dem
Räderwerk in Verbindung gebrachter Stundenzeiger alle 12
Stünden nur einmal seinen Umlauf vollendet haben mußte.
Da ein bloßes Laufwerk mit Windfang, welches schon im Jahre
850 von Pacificus in Verona als Zeitmesser angewendet wurde,
seinen Zweck nicht erfüllte, so war man genöthigt etwas aus-
zudenken, um diese zu schnellen Abläufe zu verzögern oder zu
hemmen und man kam aus die Erfindung der Hemmung.
Die Hemmung besteht aus zwei Theilen, dem Hemmungs-
rade und der Hemmung selbst und nach Benennung letzterer
haben die Uhren ihre Bezeichnung z. B. Spindel-, Cylinder-
Ankeruhren u. s. w. Die ältesten Uhren hatten Spindelhem-
muug und dieselbe stellte man so her, daß man dem letzten
Rade eines Räderwerks eine kronenförmige Gestalt mit schrägen,
aufwärts stehenden Zähnen gab; dasselbe nannte man Steigrad.
Dieses Steigrad, als dessen Erfinder Gerbert (als Papst
Sylvester II) genannt wird und welches bei den ersten Uhren eine
senkrechte Lage hatte, griff in eine mit zwei Lappen versehene
Spindel so ein, daß die an der Spindel ohngefähr einen rechten
Winkel bildenden Lappen, an zwei einander gegenüberliegenden
Stellen des Steigrades in den Zähnen desselben lagen. Durch
die Schwere des Gewichtes wurde nun das Räderwerk gezwun-
gen, Umdrehungen zu machen, wobei das letzte Rad (Steigrad),
einen Druck auf die Spindellappen derart ausübte, daß in Folge
dessen ein Lappen ans dem einen Zahn herausgestoßen wurde,
während der andere Lappen in den gegenüberliegenden Zahn
des Steigrades wieder hemmend einsiel, so daß ein fortgesetztes
Ausstößen und Einfällen hervorgebracht wurde. Da aber die
Spindel nicht die erforderlichen Schwingungen Hervorbringen
konnte, um diese Maschine in fortwährender Bewegung zu erhal-
ten, so befestigte man an dem oberen Theil derselben einen
Balancier (Unruhe), welcher die Stelle eines Schwungrades ver-
tretend hin- und herschwankende Bewegungen (Schwingungen)
verursachte. Durch einen so langsamen Gang der Maschine
war dieselbe geeignet, als Zeitmesser zu dienen und je nach
Berechnung der Zähne des Räderwerkes konnte dieselbe ununter-
brochen zwölf oder vierundzwanzig Stunden gehen, ohne daß
das Gewicht wieder des Aufziehens bedurfte. Um nun ein schnel-
leres oder langsameres Gehen einer soweit constrnirten Uhr zu
bewerkstelligen, war als letzte Hauptbedingung ein Regulator
uothwendig.
UnterRe gulatorverstehtman eine Vorrichtung,durch welche
schnellere oder langsamere Schwingungen des Balanciers hervor-
gebracht werdeir, was ein früheres oder späteres Gehen der
Uhr veranlaßt. Die Regulirnng der ersten Uhren tvar sehr
mangelhaft und bestand darin, daß man der Unruhe bei zu
schnellem Gehen der Uhr kleine Gewichtstheile anhängte, im
entgegengesetzten Falle theilweise wieder entfernte. Erst bei spä-
teren Uhren wurde die Regulirung dadurch besser erzielt, daß
mail dem Steigrade, sowie der Spindel statt der vertikalen eine
horizontate Lage gab und an dem Ende der Spindel einen Per-
pendikel mit einem verschiebbaren Gewichtstheil anbrachte und
so durch Auf- und Abschieben desselben den Gang der Uhr
verzögerte oder beschleunigte. Die auf eben dargelegter Weise
construirteu ersten Uhren waren sehr mangelhaft. Zu damaliger
Zeit kannte man die Grundsätze der Mechanik zu wenig; dann
fehlte es an den uöthigen Hilfsmaschinen , um Räder u. dgl
so regelmäßig herzusteilen, wie es zu einer einigermaßen gut
gehenden Uhr erforderlich ist; diese einzelnen Theile mußten mit
' Hilfe des Zirkels und der Feile ausgeführt werden, was eine
große Hebung, Geduld und Ausdauer erforderte. Es brauchte
eine sehr lange Zeit, bis die Uhrmacherkunst sich etwas mehr
verbreitete und bis auch etwas Besseres geschaffen wurde. Es
darf uns daher gar nicht wundern, daß erst im Verlaufe des
14. Jahrhunderts Fortschritte in der Art gemacht wurden, daß
man Uhren gemeinnützig machte, damit an die Oesfentlichkeit
trat, und Thurmuhren aufstellte. Die ersten derartigen Uhren
zeigten blos die Stunden au, später wurden Schlagwerke, Glo-
ckenspiele, bewegliche Figuren u. dgl. mit dem Uhrwerke in
Verbindung gebracht; im 15. Jahrhundert, als die Astronomie
schon bedeutende Fortschritte machte, hat man sogar angefaugen,
bewegliche astronomische Darstellungen an Uhren anzubringen
und kamen in dieser Beziehung sehr schöne und sinnreich aus-
gedachte Meisterwerke zum Vorschein, so z. B. die Uhr des
Straßburger Münsters.
Was die Uhr des Straßburger Münsters betrifft, so zählt
dieselbe zu den hervorragendsten Kunstwerken früherer, wie
gegenwärtiger Zeit. Es wäre eine falsche Annahme, zu
glauben, die jetzige Münsteruhr sei die restaurirte des 16. Jahr-
. Hunderts; es ist hier zu erwähnen, daß dieselbe vielmehr schon
das dritte Uhrwerk ist.
Das erste im Innern des Münsters aufgestellte Uhrwerk
wurde im Jahre 1352 angefangen und 1354 unter dem Bischof