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und fromme Legende hat Anwander zu einer neuen Handlungseinheit verschmol-
zen und mit der vitalen Kraft seines Pinsels zu einem hohen Erlebnis gesteigert.
Anwanders Talent liegt in der Koloristik. Seine Malerei ist locker und bewegt zu-
gleich. Man sieht in den Bildern Köpfe und Hände, die in der flüssigen Pinsel-
führung an den Elan eines Frans Hals erinnern. Anwander macht sich bei tiefen
und dunklen Partien oft frei von dem maltechnischen Rezept des Freskos. Er
arbeitet auf dem feuchten Kalkmörtel nicht nur mit in Kalkwasser angerührten
Pigmentfarben, er gibt Kasein zu und freut sich an der so gewonnenen pastosen
Farbe.

Der Meister nimmt manche Flüditigkeit in der Zeichnung der Figuren hin. Für die
Köpfe der Männer muß vorwiegend der Typ des Bajuwaren mit großer Gesichts-
fläche und fladiem Hinterkopf herhalten. Anwander überzeichnet auch auffallend
die Nase, während er den Nasensattel kaum andeutet.

Bei einer graduellen Einschätzung der Kunst Anwanders kann man ihn nicht in
einem Atemzug mit seinen führenden süddeutschen Zeitgenossen (Rottmayr, Zick,
Matthäus Günther, Maulpertsch) nennen. Er gehört zu jenen, die die schmale
Gasse der Vorwärtsstürmenden zu einem verläßlichen Weg weiten. Den Lauinger
Meister aber mit der großen Gruppe der engen und naiven Kleinprovinzler ab-
zutun, wird seiner Leistung und seinem Können nicht gerecht.

DER GEHILFE ANWANDERS, DER MALER FRANZ FERDINAND DENT

Anwander signierte das Fresko im Schiff neben dem plastischen Bildrahmen an der
Nordseite: „Joh. Anwander invenit&pinxit 1757." Unweit dieser Inschrift hat sich
auf dem Rande des Bildes ein Bettler in zerschlissener Kleidung niedergelassen und
wendet sich in einer flehenden Gebärde zu dem Eremiten Augustinus. Neben dem
Armen liegt seine geringe Habe: Eine Krücke, Kürbisflasche, Schlapphut und Reise-
tasche (Abb. 18). Auf letzterer sehen wir das verschlungene Monogramm F.D.
Hinter diesem Zeichen verbirgt sich der hohenzollerische Maler Franz Ferdinand
Dent (geboren 1723 in Kirchen-Hausen bei Engen, gestorben 1791 in Hechingen).
Es ist nicht deutlich, welche Motive den vordem als Gehilfen des namhaften Fres-

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