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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1909

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Heft 3-4
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Tietze-Conrat, Erica: Beiträge zur Geschichte der Grabensäule in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26207#0099
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E. Tietze-Conrat Beilräge zur Geschichte der Grabensäule in Wien

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Beiträge zur Geschichte der Grabensäule in Wien

I. Die hölzerne Votivsäule

In den folgenden Zeilen sind einige archiva-
lische Nachrichten zusammengestellt, die gewisser-
maßen eine archäologische Ergänzung zur Geschichte
der Dreifaltigkeitssäule bilden. Denn sie beziehen
sich auf das zugrundegegangene hölzerne Votivbild,
das 1679 als Provisorium auf dem Graben aufgestellt
wurde, bis das Gelübde durch ein „marmorsteinernes
Ehrenwerk“ eingelöst wäre. Es ist bekannt, wie diese
Holzsäule aussah; zu den bei Ii.g, Fischer von Er-
lach p. 96, angeführten Ansichten möchte ich noch
eine große Federzeichnung hinzufügen, die wohl als
Entwurf für die Säule zu betrachten ist, da sie dem
Briefe vom 1. Oktober 1679 des Grafen Starhemberg
beiliegt, der die Genehmigung zur Errichtung der
Säule vom Kaiser erbittet. In diesem Briefe, der
auch die Meinungsverschiedenheit (Ii.g a. a. O. 94 f)
zwischen Ilg und Hauser beizulegen geeignet ist
und eine neue Nachricht über den ursprünglich ge-
planten Aufstellungsort der Säule bringt, lautet der
bezügliche Passus:

„ . . Was ich jüngst gehorsambst erinert wegen
der Saulen auf dem Hohen Marcht, zu ehren des
Heyl. Geist, das hat von dem ordinario nicht wollen
approbirt werden, auch daruor gehalten, man solle
die Persohnen der Allerheyl. Dreyfaltigkeit nicht
separiren sondern diese Saullen, wie beyligenter
Abriß vermag, bei St. Peter, oder auf den Graben,
gleich dabey auffrichten. Undt hat man zusamen
geschossen, ein gleichen Säul von Holz ent-
zwischen füerderlich aufzurichten, der Unter-
thenigisten Hoffnung, Euer Khays. Majst. werden
es nicht improbiren Sye wierdt erst in 3 Wochen
ferdtig, dass intzwischen dero allergdster befelch

schon ankommen kan.“ (Allgemeines Archiv

des k. k. Ministeriums des Innern, Faszikel IV J. 2.)

Der Termin wurde mit seltener Pünktlichkeit
eingehalten, denn bereits am 28. Oktober war die
Säule aufgestellt. Im Stadtarchiv finden sich weitere
Aufschlüsse.

In dem „Auszug aus den gemeiner Stadt Wien
Oberkammeramtsrechnungen etc.“ (von Franz de
Paula Seelaus zusammengetragen, 1809) ist der Bild-
hauer genannt, der die Säule ausführte:

p. 166. „Den 21. November (1679) zahlte ich,
nachdem durch hochansehnlich abgeordneten H ...
Regiments Rath mit dem Johann Fruhwürth1)

*) Vgl. It.g, Fisclier von Erlach (1895) P- >92 i und
Register.

Burger und Bildhauer wegen Verfertigung der auf
den Graben zu Ehren der allerheiligsten und un-
zertheilten Dreyfaltigkeit neu aufgerichteten Saulen
tractirt worden 218 fl.“ Der beigesetzte Hinweis
auf die Oberkammeramtsrechnungen p. 246 konnte
nicht überprüft werden, da diese vom Jahre 1679
nur im zweiten Exemplar vorhanden sind und
dieses die exzerpierte Stelle nicht enthält. Die
Säule stand bis zum Jahre 1687; als damals die
Arbeiten an der marmornen so weit gediehen waren,
dass man sie aufstellen und am Standort weiter
arbeiten musste, wurde die alte Säule entfernt. Am
12. Mai 1687 bekommt der Unterstadtcammerer
Georg Altschaffer vom Magistrat den Auftrag, das
„Fundament“ für die neue Säule auf Rechnung der
Stadt mit allen hierzu erförderlichen Materialien
„zu führen“, da der Kaiser „dero verlobte Devo-
tion in Aufrichtung der . . . Säulen . . . alhier
dermahlen zu befördern undt nach Verstreichung
negst eingehenter jährlicher Processionen den
würklichen Anfang zu machen allergnedigst anbe-
fohlen“ (Stadtarchiv, Haupt-Archiv 9/1687). Damit
aber in der Zeit bis zur letzten Vollendung der
Marmorsäule die Prozessionen nicht unterbleiben
mußten, wurde die alte Säule an einer andern
Stelle des Grabens wieder aufgeführt: „Von burger-
maister und Rath d. Stadt Wienn wegen Herrn
Geörge Altschaffer d. R. K. M. Rath, des Außern
Raths undt Verordneten Unterstadtcammerer hie-
mit anzufügen. Demnach veranlasst worden, das
die Andachtsäullen zu heyl. Dreyfaltigkeit am
Graben unverzieglich abgetragen, entgegen aber
die verlobte neye dahin aufgerichtet werden solle,
zu deren Abbruch sich die allhiesige burg. Tischler
undt Zimmermaister durch ihre unterhabente
Handtwerkhsgesellen freywillig anerbotten, bene-
bens annoch unterschidliche andere Notturfften
erfordert werden,

Als wirdt ihme H. Untercammerer Raths
wegen hiemit anbefohlen, das er von seinem ihme
anvertrauten Ambt aus, die Tagwerkhe undt was
sonsten mehr vonnötten, gleichfalls darzue ver-
schaffen, nachgehents aber Fleiß . . . solle, das
obbemelte Säullen mit guetter Otdnung abgebro-
chen, zwischen des Röhrbruns undt der gulden
Hirschen Apotekhe alda, so hoch das Schrifft
postament stehet, widerumb aufgesetzt immitts
aber zugleich mogligisten Fleiß dahin trachten,
das das Fundament zur nej'en Säulen ausgegraben
undt befördert werde. Weillen auch hierzue in
 
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