Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 16.1918

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Glaser, Curt: Gustav Doré
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4745#0072

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
An seinen Widerständen erstarkt der Mensch. Dore
fielen die Früchte seiner Begabung unbehindert in
den Schoss, und von einem raschen Erfolge ver-
leitet, glaubte er, jeder gewaltsamen Anspannung
seiner Kräfte entraten zu können. Er sah nicht die
Gefahren der Geschicklichkeit, oder er wollte sie
nicht sehen. Und er verfiel dem Laster der Routine.
Sein Schicksal war besiegelt. Den früh Berühmten
strafte rasches Vergessen. Nun sind die drei Jahr-
zehnte verflossen, die nach historischem Gesetz not-

wendig sind, das Urteil der Nachwelt zu revidieren,
und es mehren sich die Stimmen, die für eine neue,
gerechte Würdigung des Zeichners Dore eintreten.
Es wäre falsch, den Schöpfer der Lithographien-
hefte, den Illustrator des Rabelais und der „Contes
drolaticjues" in die Reihe der grossen Meister seiner
Zeit einstellen zu wollen. Aber es gilt ein Unrecht
zu sühnen, wenn der Name Dores der Vergessen-
heit anheimfiel, weil in einer verflachenden Produk-
tion seine bleibenden Schöpfungen versunken waren.

61
 
Annotationen